# taz.de -- Eskalierte „Black Lives Matter“-Demo: Hamburger Déjà-vu | |
> Die Eskalation der Hamburger „Black Lives Matter“-Demo lässt an frühere | |
> Zeiten denken – und an einen notorisch gnadenlosen Innensenator. | |
Bild: Eskalierte erste Begegnung: Schüler und Polizei im späten März 2003 | |
Hamburg taz | „Wir sind beunruhigt über Berichte aus Hamburg und sammeln | |
Informationen zur Demonstration“: Das erfuhr die Hamburger taz-Redaktion | |
von Matthew Pringle, Vertreter der Menschenrechtsorganisation Amnesty | |
International. | |
Allerdings nicht eben erst und auch nicht anlässlich der eskalierten | |
anti-rassistischen Demo am vergangenen Wochenende. [1][Schon im März 2003] | |
vielmehr kam es zu diesem Austausch. Aber auch damals ging es um | |
demonstrierende junge Menschen – und eine Polizei, der überzogene Härte | |
vorgeworfen wurde. | |
Rund 30.000 Schüler*innen protestierten damals gegen den Irak-Krieg. | |
[2][Die Demonstration sei „einige Stunden friedlich“ verlaufen], schrieb | |
die taz – bis die Situation am späten Vormittag „eskalierte“: Nachdem die | |
Organisator*innen die Demo für aufgelöst erklärt hatten, blieben viele | |
Teilnehmende vor dem US-Konsulat stehen; einige waren auf Bäume geklettert, | |
andere hatten aber auch mit Stöcken, Steinen und Eiern die bereitstehenden | |
Wasserwerfer beworfen. | |
Diese kamen zum Einsatz, nachdem die Polizei wiederholt dazu aufgefordert | |
hatte, „sich zu entfernen“. In den folgenden Szenen flohen Schüler*innen in | |
Panik Richtung Dammtor, manche gingen zu Boden – wiederum flogen aber auch | |
Steine und Flaschen in Richtung der Polizei. | |
36 Jugendliche wurden vorläufig festgenommen. Anwesende berichteten der taz | |
von drastischen Polizeimethoden und mindestens einem [3][„besonders brutal“ | |
behandelten Demonstranten mit dunkler Hautfarbe]. | |
Irritierend heutig: Im Nachgang war von offizieller Seite kein Zweifel am | |
eigenen Tun zu vernehmen. Umso mehr müffelte manche Aussage nach | |
Verschwörungsrhetorik: Von der Gefahr [4][„einer Beeinflussung durch die | |
trotzkistische Vereinigung ‚Sozialistische Alternative Voran‘ (SAV)“] | |
glaubte damals die Innenbehörde zu wissen, schränkte aber immerhin ein, es | |
gebe keine „Anhaltspunkte dafür, dass die Ausschreitungen von | |
extremistischen Organisationen oder Gruppen initiiert wurden oder diese | |
daran beteiligt waren“. | |
Ebenfalls wie aus der laufenden Woche: Recht besonnene Kritik – aus dem | |
Mund des SPD-Bundestags-Innenpolitikers Dieter Wiefelspütz – verstand | |
Hamburgs Innensenator als „unverantwortliche Hetze gegen Polizeibeamte“. | |
Der Senator hieß [5][Ronald B. Schill]. | |
14 Jun 2020 | |
## LINKS | |
[1] /Archiv-Suche/!795750/ | |
[2] /Archiv-Suche/!797102/ | |
[3] /Archiv-Suche/!796642 | |
[4] https://www.hamburg.de/innenbehoerde/archiv/231954/hamburger-extremisten-ge… | |
[5] /!s=%2522ronald+schill%2522/ | |
## AUTOREN | |
Alexander Diehl | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Polizeigewalt und Rassismus | |
Hamburg | |
Demonstration | |
Friedensbewegung | |
Protest | |
Polizei Hamburg | |
George Floyd | |
Polizei Hamburg | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Schüler über Polizeigewahrsam: „Kurz vorm Zusammenbrechen“ | |
Nach der Anti-Rassismus-Demo am vergangenen Wochenende hat die Hamburger | |
Polizei Minderjährige in Gewahrsam genommen. Ein Betroffener erzählt. | |
Polizeieinsatz nach Antirassismus-Demo: Reizgas in die Nase, Knie im Nacken | |
Fotos belegen einen sehr robusten Polizeieinsatz am Ende der | |
Anti-Rassismus-Demonstration am vergangenen Sonnabend. | |
Hamburgs Polizei eskalierte Einsatz: Keine Werbung für den Rechtsstaat | |
Lange hatte Hamburgs Polizei bei den Demos gegen rassistische Polizeigewalt | |
Augenmaß walten lassen. Am Schluss fiel sie in autoritäre Muster zurück. |