Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Studie zur Paketzustellung: Die Tram als Alternative
> Pakete könnten mit Straßenbahnen wesentlich umweltfreundlicher in die
> Innenstädte gebracht werden als mit LKWs. Ein Problem sind die Kosten.
Bild: Alternativen zum LKW: So geht Paketzustellung auch – wenn man im Spreew…
Berlin dpa | Drohnen, Elektrotransporter oder Lastenfahrräder: An Ideen,
wie Pakete am besten zum Kunden gebracht werden, mangelt es nicht. Vor
wenigen Monaten hat [1][Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU)] eine
weitere Variante ins Spiel gebracht: Per U-Bahn könnten die Lieferungen
nach Betriebsschluss zu speziellen Depots, sogenannten Mikro-Hubs, gebracht
werden, um von dort am nächsten Tag abgeholt und zum Kunden geliefert zu
werden.
Ganz neu ist allerdings auch diese Variante nicht und wurde so oder so
ähnlich in anderen Städten und Ländern bereits ausprobiert, wie eine
aktuelle Studie der Frankfurter Hochschule für angewandte Wissenschaften
zeigt. Darin untersuchen sie die Transportmöglichkeit von Paketen in
Straßenbahnen. Zumindest in der hessischen Metropole sei das die bessere
Variante im Vergleich zur U-Bahn, schreiben sie. „Als Begründung ist
aufzuzählen, dass das Straßenbahnnetz über deutlich mehr Haltestellen
verfügt und keine Tunnel-Abschnitte vorhanden sind.“
Die Studienautoren untersuchen mit Blick auf Frankfurt eine Variante, nach
der Lastwagen die Pakete zu einer Tramstation am Stadtrand bringen. Von
dort transportiert die Straßenbahn die Lieferungen in großen Transportboxen
zu den Mikro-Hubs, von wo aus sie wiederum per Lastenfahrrad bis zur
Haustür gebracht werden.
Diese Transportmethode brauche allerdings länger und sei zudem teurer als
die übliche Zustellung mit dem Auto, räumen die Autoren ein. „Ein
zugestelltes Paket mit der Tram kostet 1,89 Euro und ein Paket mit dem
konventionellen Transporter 1,62 Euro“, schreiben sie. „In Bezug auf die
CO2-Einsparungen liegt das Tramkonzept jedoch weit vorne.“ Es kann demnach
täglich 57 Prozent CO2-Emissionen einsparen.
## Entlastung der Innenstädte
Auch deshalb befürwortet der Interessenverband Allianz pro Schiene die
Transportidee. „Die Corona-Krise heizt den Paketboom in Deutschland noch
einmal an“, teilte Verbandsgeschäftsführer Dirk Flege mit. „Die Politik
muss den umwelt- und menschenfreundlichen Transport per Straßenbahn und
Lastenrad fördern, um die Innenstädte zu entlasten und das Klima zu
schützen.“
Wegen des [2][wachsenden Onlinehandels] nimmt das Paketvolumen seit Jahren
stetig zu. Immer mehr Dieseltransporter verstopfen deshalb die Straßen und
die ohnehin schon überlastete Infrastruktur. Weil in der Corona-Krise noch
mehr Menschen online bestellen, stieg das Transportvolumen in den
vergangenen Wochen sogar schneller als sonst.
Allerdings ging auch der Verkehr in den Innenstädten deutlich zurück.
„Durch den reduzierten Straßenverkehr und die höhere Anzahl an
Haltemöglichkeiten für Zustellfahrzeuge liefen Liefer- und Zustellprozesse
auf der letzten Meile wesentlich flüssiger“, teilte der Vorsitzende des
Bundesverbands Paket und Expresslogistik, Marten Bosselmann, auf Anfrage
mit.
Die Frankfurter Straßenbahn-Versuche begrüßte er. „Das Konzept, Trams als
Zubringer zur letzten Meile zu nutzen, ist durchaus eine Möglichkeit,
sofern es mit dem Einsatz von Lastenfahrrädern und Mikrodepots kombiniert
wird.“ Bei der Frankfurter Studie handele es sich um einen Ansatz, um
Nutzen und Grenzen des Konzepts herauszufinden. Weitere entsprechende
Pilotprojekte gebe es derzeit nicht.
Allerdings gibt es Erfahrungswerte aus dem Ausland. Laut Studie habe es im
Jahr 2007 ein Modellprojekt in der niederländischen Hauptstadt Amsterdam
gegeben. Das bestehende Straßenbahnnetz sollte nicht nur für Fahrgäste,
sondern auch für den Güterverkehr nutzbar gemacht werden, schreiben die
Autoren. Das Projekt habe anschließend sogar eine Erlaubnis bekommen, „in
vollem Umfang zu operieren“. Gescheitert ist es am Ende demnach dennoch –
unter anderem an den Kosten.
24 May 2020
## LINKS
[1] /Klimaschutzziel-fuer-2030/!5666057
[2] /Aus-Le-Monde-diplomatique/!5682191
## TAGS
Verkehr
Online-Shopping
Umwelt
Paketdienste
Schwerpunkt Coronavirus
Einzelhandel
Online-Shopping
## ARTIKEL ZUM THEMA
Klimaneutrale Paketzustellung: Letzte Meile per Rad
Der Hamburger Senat macht einen Feldversuch zur umweltfreundlichen
Feinverteilung von Paketsendungen in der Innenstadt.
Corona-Krise im Einzelhandel: Kauft online, jetzt!
Die Krise trifft den Einzelhandel hart. Nicht nur kleine Läden, sondern
auch große. Onlinekäufe würden helfen.
Kaufhäusern droht die Pleite: Angst vor Corona-öden Innenstädten
Neben Galeria Karstadt Kaufhof kämpfen 300.000 Geschäfte der Innenstädte
ums Überleben. Was passiert nach der Krise?
Drohnen als Lieferanten: Schöne Städte statt Paketflut
Fünf Jahre nach dem ersten Test mit einer Paketdrohne steht fest: Neben den
Straßen wäre damit auch der Luftraum verstopft.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.