# taz.de -- Proteste gegen Rassismus in Frankreich: Kaltschnäuzige Regierung | |
> Wie in Deutschland herrscht auch in Frankreich Korpsgeist in der Polizei. | |
> Dort ist er unnötig autoritär und oft brutal. | |
Bild: Protest als Familienausflug. Erinnerung an die Polizeigewalt gegen Floyd … | |
Immer wieder ist es erstaunlich, wie dreist und kaltschnäuzig die aktuelle, | |
angeblich so bürgerbewegte französische Regierung mit ihren Bürger*innen | |
umspringt. Letztere treibt der mutmaßliche Mord von Minneapolis [1][an dem | |
Afroamerikaner George Floyd] auf die Straßen der Republik. Doch nicht nur | |
bleibt, trotz stark sinkender Infektionszahlen in Frankreich – auch in der | |
am stärksten betroffenen Region rund um Paris – das Demonstrieren, selbst | |
mit Abstand, weiterhin verboten. | |
Nein, Protestierende wie am Dienstagabend in Paris und Lille, in Marseille | |
und Lyon, werden pauschal als gewalttätig und asozial abgestempelt. So | |
geschehen durch den französischen Innenminister Christophe Castaner von | |
Macrons Regierungspartei En Marche. Castaner fiel [2][zu rund 20.000 | |
Menschen aus diversen gesellschaftlichen Gruppen], die sich etwa gegen | |
Rassismus und Polizeigewalt in Paris erhoben, nichts anderes auf Twitter | |
und in der momentanen Situation ein, als: „Gewalt hat in der Demokratie | |
keinen Platz.“ | |
Hintergrund des heftigen Aufbegehrens, das in der Hauptstadt erst nach | |
mehrstündigem friedlichen Verlauf in vereinzelte Straßenschlachten mündete, | |
war das Gedenken nicht nur an Floyd, sondern unter anderem auch an Adama | |
Traoré, einem jungen Schwarzen, der 2016 im Norden von Paris in | |
Polizeigewahrsam zu Tode kam. Zum vierten Jahrestag jetzt hat dessen | |
Familie eine fundierte Untersuchung veröfffentlicht, in der Mediziner*innen | |
zum Schluss kommen, dass Traoré damals an den brutalen Methoden der Polizei | |
erstickt sei. Eine Gedenkveranstaltung für den Pariser war vor wenigen | |
Tagen verboten worden. Und kürzlich hatte ein anderer Bericht die Beamten | |
freigesprochen. Traoré sei gestorben, weil er krank gewesen sei. | |
Das menschenunwürdige Gezerre um den zumindest tragischen Tod, wenn nicht | |
sehr wahrscheinlich absichtlichen Mord an Traoré, illustriert „nur“ einen | |
der regelmäßig bekanntwerdenden Fälle von fast immer rassistisch | |
motivierter Polizeigewalt in Frankreich. Einer der Beamten hat ausgesagt, | |
dass sein Team Traoré damals mit ihrem ganzen Körpergewicht brutal | |
heruntergedrückt hätte. Viel zu viele Fälle mit Todes- oder | |
Verletzungsfolge, werden jedoch in Frankreich, wie aber auch in | |
Deutschland, von staatlicher Seite nie aufgeklärt. | |
Meine Kollegin Anne Fromm schrieb dazu [3][jetzt in der taz]: „ Die | |
mutmaßlichen Mörder etwa von Oury Jalloh, der 2005 in einer Zelle in Dessau | |
verbrannte, laufen noch immer frei herum. In Frankreich wie in Deutschland | |
liegt die geringe Aufklärungsquote unter anderem an einem völlig falsch | |
verstandenen Korpsgeist in der Polizei. Was die Bürgerrechte in Frankreich | |
aber noch stärker als hierzulande gefährdet, ist eine durch die Bank | |
unnötig autoritär und oft brutal auftretende Ordnungsmacht, die anlasslos | |
Bürger*innen kontrolliert und schikaniert. | |
3 Jun 2020 | |
## LINKS | |
[1] /Proteste-gegen-Rassismus-in-den-USA/!5686160 | |
[2] /Demo-gegen-rassistische-Polizeigewalt/!5690393 | |
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## AUTOREN | |
Harriet Wolff | |
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