# taz.de -- Radioaktives C-14 aus Reaktor entwichen: Nur ein bisschen Strahlung | |
> Aus dem Forschungsreaktor München II in Garching ist radioaktives C-14 | |
> ausgetreten. Grüne und Umweltschützer fordern Konsequenzen. | |
Bild: Über dem Grenzwert: Forschungsreaktor München II | |
Garchig dpa | Am Forschungsreaktor FRM II hat es einen Zwischenfall | |
gegeben. Obwohl der Reaktor in der Corona-Krise stillsteht, ist | |
radioaktives C-14 ausgetreten. Der Jahresgrenzwert des radioaktiven Nuklids | |
sei überschritten worden, teilte die [1][Technische Universität München] | |
als Betreiberin mit. | |
Für Menschen und Umwelt habe jedoch zu keiner Zeit Gefahr bestanden, | |
betonten die Betreiber sowie das bayerische Umweltministerium als | |
atomrechtliche Aufsichtsbehörde. Es sei eine „geringfügige Überschreitung�… | |
des in der Betriebsgenehmigung festgelegten Wertes bei der C-14-Ableitung | |
über den Kamin in die Atmosphäre festgestellt worden, hieß es. Schon 2012 | |
hatte es einen ähnlichen Vorfall mit niedrigeren Werten gegeben. | |
Auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur teilte FRM-II-Sprecherin Anke Görg | |
mit, der Jahresgrenzwert sei um rund 15 Prozent überschritten worden. Eine | |
Auswertung am Donnerstag habe den Wert ergeben. Grund war den Angaben | |
zufolge ein „individueller Fehler“ bei der Montage einer | |
Trocknungseinrichtung. | |
Nach dem Austritt von C-14 im Jahr 2012 war das Verfahren laut Betreibern | |
verbessert worden. Bei einer Ausschöpfung des Grenzwertes liege die | |
theoretische Belastung der Bevölkerung bei maximal 3 Mikrosievert, so Görg. | |
Das sei weniger als der Wert, dem ein Patient bei einer Röntgenaufnahme | |
beim Zahnarzt ausgesetzt sei. | |
Konsequenzen gefordert | |
Wegen der Corona-Beschränkungen steht der Reaktor seit 17. März still. Über | |
mögliche Auswirkungen des Vorfalls für den weiteren Betrieb müsse das | |
Umweltministerium in Bayern entscheiden, hieß es. Dieses teilte mit, es | |
habe einen Bericht zum Ereignis, dessen Ursachen und Abstellung | |
angefordert. Der Reaktor werde nur mit Zustimmung des Ministeriums wieder | |
anfahren. | |
Die Emissionen fanden den Angaben nach vom 20. bis 26. März sowie vom 2. | |
bis 7. April statt. Im April sei der erhöhte Wert aus dem ersten Quartal | |
bei der routinemäßigen Überprüfung durch das Bundesamt für Strahlenschutz | |
und das eigene Labor des FRM II aufgefallen. Der Wert habe noch unter dem | |
in der Betriebsgenehmigung festgelegten Grenzwert gelegen, dennoch sei auf | |
eine monatliche Auswertung umgestellt worden. Am Donnerstag habe die | |
Gesamtauswertung dann den überhöhten Wert erbracht. | |
C-14 wird etwa in der Archäologie zur Altersbestimmung organischer | |
Materialien benutzt wird und hat laut Görg eine Halbwertzeit von 5730 | |
Jahren. Am FRM II entsteht es in Form von Kohlendioxid bei einer | |
Kernreaktion im Reaktorbecken, das auch beim Stillstand des Reaktors | |
gefüllt ist. Der Vorfall geschah bei der routinemäßigen Reinigung des | |
sogenannten Schweren Wassers. Nach der Überschreitung der Werte seien alle | |
Trocknungsvorgänge unverzüglich eingestellt worden. | |
Grüne und Umweltschützer forderten Konsequenzen aus dem Vorfall. „Mit | |
Überschreitung des Jahresgrenzwerts für den C-14-Ausstoß darf der Reaktor | |
in diesem Jahr nicht mehr angefahren werden“, sagte der Fraktionschef der | |
Grünen im Landtag, Ludwig Hartmann. „Wir müssen jetzt eine grundlegende | |
Debatte über den Forschungsreaktor führen.“ | |
Auch der Vorsitzende des Bundes Naturschutz in Bayern, Richard Mergner, | |
äußerte sich „sehr besorgt“ und forderte eine Stilllegung. Ohnehin ist der | |
FRM II wegen des hochangereichertem [2][Uran] umstritten. Atomgegner und | |
Grüne forderten deshalb seine Abschaltung, sie sprechen von waffenfähigem | |
Material. | |
17 May 2020 | |
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