| # taz.de -- Abschiebungsbeobachter sind wichtig: Nicht als Alibi missbrauchen | |
| > Die EU-Staaten sind verpflichtet, Abschiebungen zu beobachten und zu | |
| > dokumentieren. Umgesetzt wird das in Deutschland kaum. Es ist wohl zu | |
| > unangenehm. | |
| Bild: Bei Abschiebungen hin zu gucken, ist in vielfacher Hinsicht schwierig: Ab… | |
| Eine Abschiebung ist oft ein [1][grausamer, manchmal ein | |
| menschenverachtender Akt]. Es sollte selbstverständlich sein, dass solche | |
| Vorgänge, bei denen Beamt*innen tief in die Rechte und das Leben von | |
| Menschen eingreifen, von einer unabhängigen Stelle begleitet und beobachtet | |
| werden. Leider ist es das nicht. | |
| Zwar schreibt die EU eine Überwachung vor – alle Mitgliedsstaaten der | |
| Europäischen Union sind verpflichtet, ein „wirksames System zur Überwachung | |
| von Rückführungen“ zu schaffen –, trotzdem gibt es bundesweit nur sechs | |
| Abschiebungsbeobachter*innen an vier Flughäfen. | |
| Woran liegt das? Einerseits ist es nicht im Interesse der Sicherheits- und | |
| Abschiebebehörden, dass Verstöße dokumentiert werden – es ist schlicht | |
| unangenehm für sie. Zweitens wird Polizist*innen generell viel zu viel | |
| blindes Vertrauen entgegengebracht, dass sie ihren Dienst schon | |
| verantwortungsvoll verrichten werden. Das zeigt sich auch oft vor Gericht, | |
| wenn Richter*innen den Schilderungen von Polizist*innen folgen, egal wie | |
| lückenhaft und widersprüchlich sie sind. | |
| [2][Der Abschiebungsbeobachter am Hamburger Flughafen, Felix Wieneke], | |
| stufte im vergangenen Jahr 16 Prozent der von ihm beobachteten | |
| Abschiebungen als „diskussionswürdig“ ein. Das heißt, dass es nach seiner | |
| Beobachtung zu unverhältnismäßiger Gewalt seitens der Beamt*innen kam. | |
| Allerdings kann er nicht mal ein Viertel der Abschiebungen aus Hamburg | |
| beobachten – eine Beobachter*in pro Flughafen ist viel zu wenig. | |
| Es würde aber nicht reichen, nur mehr von ihnen einzustellen. Ihre Arbeit | |
| muss endlich ernst genommen werden. Wenn [3][16 Prozent der beobachteten | |
| Abschiebungen übermäßig brutal ablaufen], muss das Konsequenzen haben. | |
| Solange das nicht passiert, missbraucht der Staat die Beobachter*innen als | |
| schlechte Alibis. | |
| Abschiebungen dürfen nicht im Verborgenen stattfinden. Die Gesellschaft | |
| muss hingucken. Ja, das tut weh und ist grausam. Wenn man das nicht sehen | |
| will, kann man diese unmenschliche Praxis ja abschaffen. | |
| 22 May 2020 | |
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| [3] https://www.diakonie-hamburg.de/export/sites/default/.content/downloads/Fac… | |
| ## AUTOREN | |
| Katharina Schipkowski | |
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