| # taz.de -- Kita-Öffnung in Hamburg: Die Kleinsten warten am längsten | |
| > Sozialsenatorin legt Zeitplan vor: Ab 18. Mai dürfen die Fünfjährigen | |
| > wieder in die Kita, die Krippenkinder aber frühestens Mitte Juli. | |
| Bild: Bleiben bis mindestens Mitte Juli zu Hause: kleine Kinder unter drei Jahr… | |
| Hamburg | taz | Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) hat einen Zeitplan | |
| zur Wiederöffnung der Kitas vorgelegt. Ab Montag, dem 18. Mai, dürfen die | |
| Fünf- bis Sechsjährigen wieder hin. Am 8. Juni sollen dann die Kinder von | |
| viereinhalb bis fünf Jahren folgen, damit diese ihre Sprachförderung | |
| erhalten. Auch deren jüngere Geschwister dürfen mit, wenn das deren | |
| Familien eine „praktikable Alltagsorganisation“ ermöglicht. Ab dem 29. Juni | |
| schließlich dürften alle übrigen über dreijährigen Kinder in die Kita. | |
| Für alle Elternpaare mit Kindern unter drei heißt das Geduld üben bis weit | |
| in den Juli. Laut Empfehlung der Familienminister dürfen sie privat mit | |
| anderen Eltern eine Betreuung organisieren, wenn es stets die gleichen | |
| Kinder sind. Alleinerziehende können Kinder bereits seit dem 22. April in | |
| die Kitas bringen. Gekniffen sind Liierte. | |
| Ob die jeweils nächste Stufe plangemäß in die Kitas kann, soll aber vom | |
| Infektionsgeschehen mit dem Corona-Virus abhängig sein. Sollte die Lage es | |
| zulassen, könnten vor Ende der Sommerferien „alle Kinder in die Kita | |
| zurückkehren“, so die Behörde. Allerdings müsste die Betreuung flexibel | |
| angepasst werden. Sprich: Alle Kinder können hin, „eventuell jedoch nicht | |
| gleichzeitig“. | |
| In Trägerkreisen hört man, die Pläne der Behörde gingen über den 29. Juni | |
| nicht hinaus. Die Krippen würden erst öffnen, wenn die Pandemie im Griff | |
| ist, weil Teile des Personals zur Risikogruppe zählten. Behördensprecher | |
| Martin Helfrich sagt, zum Krippen-Start gefragt, es sei nach dem 29. Juni | |
| nach einer Beobachtungszeit die „Phase 3“ geplant, die, sofern | |
| verantwortbar, auch die Krippen beinhaltet. | |
| ## Linke kritisiert Ausrichtung auf Einschulung | |
| Den Vorrang der Fünfjährigen begründet Leonhard mit der baldigen | |
| Einschulung. Sie wolle den Kindern den Übergang in das „formalere | |
| Bildungssetting Schule“ erleichtern und ihre „Bildungsbiografie“ nicht | |
| gefährden. Ihr sei bewusst, dass Eltern und Kinder seit Wochen in | |
| schwieriger Lage sind. Doch sie müsse immer wieder überprüfen, „ob wir den | |
| nächsten Schritt verantworten können“. Auch um das Personal zu schützen. | |
| Der Landeselternausschuss der Kitas (LEA) begrüßte den Fahrplan, warnte | |
| aber die Eltern, von Planungssicherheit auszugehen. Der für Kitas | |
| zuständige Ver.di-Sekretär Michael Stock sagte, man müsse darauf achten, | |
| dass zur Risikogruppe gehörendes Personal geschützt wird. Die Teilung von | |
| Gruppen erfordere mehr Personal: „Da fürchten wir einen Fachkräftemangel.“ | |
| Sorgfältig geplant sein müsse auch die Reinigung von Spielzeug und von | |
| Räumen, sei doch Personal für Hygiene „heute schon knapp“. | |
| Die Linke kritisiert den Vorrang der Vorschulkinder. „Die Ausrichtung auf | |
| Leistungserbringung ist in Corona-Zeiten falsch“, sagt deren | |
| Kitapolitikerin Insa Tietjen. „Alle Kinder vom ersten bis sechsten Jahr | |
| brauchen Bewegung, Spiel und soziale Kontakte.“ Tietjen hatte einen | |
| Stufenplan vorgestellt, der auch die Krippenkinder schon früher halbtags in | |
| die Kitas gelassen hätte. | |
| „Nach dem Gesetz sind alle Kinder im Bezug auf den Kita-Platz in | |
| Deutschland gleich“, sagt Leila Moysich, Geschäftsführerin des Kita-Trägers | |
| Sternipark. Sie sei auch für die schrittweise Öffnung. Doch die Stadt | |
| misstraue Eltern und Trägern, wenn sie Bedarfsgruppen per Rechtsverordnung | |
| festlegt. Auch führe dies zu einer sehr unterschiedlichen Auslastung der | |
| Kitas. Moysich schlägt vor, Hamburg sollte in je zweiwöchigen Schritten nur | |
| Belegungsquoten vorgeben, und es im Übrigen, „Eltern und Trägern | |
| überlassen, die Kitas wieder hochzufahren“. | |
| 11 May 2020 | |
| ## AUTOREN | |
| Kaija Kutter | |
| ## TAGS | |
| Kinder | |
| Schwerpunkt Coronavirus | |
| Krippe | |
| Sozialbehörde Hamburg | |
| Melanie Leonhard | |
| Schwerpunkt Coronavirus | |
| Kita | |
| Familie | |
| Schwerpunkt Coronavirus | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Neue Studie an der Uniklinik Eppendorf: Trotzen Kinder dem Virus? | |
| Das UKE untersucht an Kindern in der Klinik die Häufigkeit und Schwere von | |
| Corona-Infektionen. Die Leiterin der Studie befürwortet Tests in Kitas. | |
| Ausweitung der Notbetreuung in Kitas: Kita-Eltern weiter unter Druck | |
| Viele Eltern von Kita-Kindern sind am Limit. Jetzt prescht Niedersachsen | |
| mit seinen Wiederöffnungsplänen vor. Doch glücklich machen auch die nicht. | |
| Debatte um Schulöffnungen: Einsame Einzelkinder | |
| Rund ein Viertel der Kinder in Deutschland wächst ohne Geschwister auf. | |
| Gerade sie drohen in der familiären Isolation zu verkümmern. | |
| Isolation wegen Schulschließungen: Vernachlässigte Kinder | |
| Wissenschaftler fordern, in der Krise die Kinder besser zu schützen. Wie | |
| ist Hamburg diesbezüglich aufgestellt? |