# taz.de -- Berlins Museen öffnen: Mönch am Meer mit Mundschutz | |
> Die Lage der Kunst bleibt auch mit offenen Museen prekär. Vielleicht | |
> birgt das die Chance, Dinge anzugehen, die in der Kunstwelt schief | |
> hängen. | |
Bild: BesucherInnen in der Ausstellung über Hannah Arendt im Deutschen Histori… | |
Caspar David Friedrichs „Mönch am Meer“ empfängt wieder Besuch. Und nicht | |
nur er. Die Alte Nationalgalerie öffnete gemeinsam mit einer Reihe anderer | |
Museen in der vergangenen Woche wieder ihre Türen. Theoretisch war das | |
schon seit dem 4. Mai erlaubt, doch gerade die großen Institutionen ließen | |
oder lassen sich Zeit. Die Vorbereitung ist nicht einfach, in manchen | |
Häusern ist Social Distancing aus baulichen Gründen schwierig. | |
Riesigen Andrang vermeldete nach den ersten Tagen keiner. Ginge ja auch gar | |
nicht: Unter anderem mit Zeitfensterkarten soll genau das vermieden werden. | |
Als Besucher*in ist das natürlich toll: kein Anstehen, kein Gedränge, dafür | |
ganz viel Ruhe, um Sammlungsstücke und Sonderausstellungen zu betrachten. | |
Denn wenn es etwas gibt, was die vergangenen Wochen gezeigt haben, dann, | |
dass kein Bildschirm Kunsterlebnisse wirklich übertragen kann. Und auch, | |
dass uns noch die geeigneten Konzepte fehlen, digitale Angebote angemessen | |
zu monetarisieren. | |
Finanziell bleibt es auch bei offenen Museen problematisch: Durch | |
Zugangsbeschränkungen und Hygieneregeln bleiben Eintrittsgelder aus. Ohne | |
zusätzliche Fördermittel wird das Geld in Zukunft fehlen. Wie sich Corona | |
auf die Kulturförderung auswirken wird, möchte man sich gar nicht ausmalen. | |
Für private Museen sind Einnahmen durch Tickets noch elementarer. Ob sich | |
für diese der Schmalspurbetrieb lohnt, ist eine schwierige Rechnung. Was, | |
wenn nicht? | |
Die neu aufgelegten Soforthilfen könnten im Kunstbereich greifen. Ob die | |
Unterstützung reichen wird, hängt vom weiteren Verlauf der Pandemie ab, | |
davon, wie lange die Einschränkungen bestehen bleiben müssen. Absehen kann | |
das freilich momentan niemand. | |
## 70 Prozent Einbußen | |
Die Galerien haben indes bereits seit der letzten Aprilwoche wieder | |
geöffnet. Sie halten sich wacker, manche gar vorsichtig optimistisch, doch | |
die Aussichten scheinen düster. Eine [1][Studie von The Art Newspaper] | |
spricht von mehr als 70 Prozent finanziellen Einbußen, die Galerien | |
weltweit 2020 zu erwarten hätten. Vorhersagen bewegen sich freilich auf | |
dünnem Eis. Die kommenden Monate werden erst zeigen, wie sich der jenseits | |
der Großgalerien ohnehin oft prekäre Kunstmarkt entwickeln wird. Dass nicht | |
alle die Krise überstehen werden, ist gewiss. | |
Vielleicht aber könnte all das auch Chancen mit sich bringen – Chancen, die | |
Dinge anzugehen, die in der Kunstwelt schon zuvor schief hingen. Diese | |
Entschleunigung, von der jetzt alle sprechen – in der Kunst könnte sie | |
tatsächlich etwas bewirken: eine Rückbesinnung auf Inhalte statt auf immer | |
mehr Events, ein Zurückfahren internationaler Stelldicheins, Messen, | |
Biennalen etc., für die Teile der Szene um die Welt jetten, als hätten sie | |
vom Klimawandel nie gehört. | |
Profitieren würde davon auch die Kunst selbst. Und die brauchen wir in der | |
derzeitigen Ausnahmesituation ja umso mehr: Gerade jetzt können Kunst und | |
Kultur dazu beitragen, Veränderung zu verstehen und einzuordnen, neue | |
Perspektiven zu gewinnen – oder uns schlicht klug auf andere Gedanken zu | |
bringen. | |
16 May 2020 | |
## LINKS | |
[1] https://www.theartnewspaper.com/news/galleries-face-70-income-crash-due-to-… | |
## AUTOREN | |
Beate Scheder | |
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