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# taz.de -- Radikale Rechte im Bundestag: AfD stellt Pressesprecher frei
> Noch ist es keine Kündigung. Der AfD-Pressesprecher soll sich in einem
> Chat als „Faschist“ geoutet haben und darf die Fraktion nicht mehr
> vertreten.
Bild: Christian Lüth: entlassener Sprecher der AfD
Berlin taz | Am Montagmorgen ist Christian Lüth auf der Website der
AfD-Bundestagsfraktion noch als Pressesprecher aufgeführt. Doch sprechen
darf er für die Fraktion nicht mehr. Der 43-Jährige ist von seiner Arbeit
freigestellt, wie Tino Chrupalla, Parteichef und Fraktionsvize, der taz
bestätigte. Nähere Angaben aber werde er aus „arbeitsrechtlichen Gründen“
nicht machen, so Chrupalla weiter. Zeit Online hatte zuerst darüber
berichtet.
Anlass für die Freistellung sind nach Informationen aus Fraktionskreisen
Äußerungen Lüths in einem privaten Chat mit einer Frau, die sich zuvor
[1][bei der AfD] beworben hatte. Darin soll Lüth sich auf seinen Großvater
bezogen und sich selbst als „Faschist“ bezeichnet haben. Wolfgang Lüth war
Korvettenkapitän und hat im Zweiten Weltkrieg als U-Boot-Kommandant der
Kriegsmarine gekämpft. Dafür wurde er mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet.
Lüth selbst bestreite die Aussagen nicht, erfuhr die taz weiter. Eine
Anfrage der taz ließ Lüth selbst bislang unbeantwortet.
Lüths Chatpartnerin habe die entsprechenden Auszüge [2][Fraktionschef
Alexander Gauland] zukommen lassen und auch gedroht, sie zu
veröffentlichen, erfuhr die taz weiter. Gauland habe nach mehrwöchiger
Prüfung im kleinen Kreis am Freitag entschieden, Lüth freizustellen. An der
Prüfung beteiligt sei unter anderem Roman Reusch gewesen, der für die AfD
im Bundestag sitzt und zuvor Oberstaatsanwalt in Brandenburg war.
Welche arbeitsrechtlichen Schritte letztlich vollzogen werden, also ob Lüth
gekündigt wird, darüber sei noch nicht entschieden. Auch habe der
Fraktionsvorstand noch nicht darüber beraten. Dass die AfD wegen der
Einstufung des „Flügels“ um die beiden ostdeutschen Landeschefs Björn Hö…
und Andreas Kalbitz als rechtsextrem und einer möglichen Beobachtung der
Gesamtpartei höchst alarmiert sei, spiele bei dem Vorgang natürlich auch
eine Rolle.
## Mal FDP, mal AfD
Lüth war in der Fraktion von Anfang an umstritten, manche Abgeordnete
hätten sich einen anderen Pressesprecher gewünscht. Seine Berufung zog sich
hin. Dabei war Lüth eigentlich ein vielversprechender Kandidat: Er ist seit
2013 bei der AfD und war vor dem Einzug in den Bundestag Pressesprecher der
Partei, unabhängig davon, ob die ParteichefInnen Lucke, Petry oder Meuthen
hießen. Allerdings hat Lüth unter JournalistInnen den Ruf, nicht besonders
zuverlässig zu sein.
Vor seiner Tätigkeit für die AfD hat der Politikwissenschaftler für zwei
FDP-Bundestagsabgeordnete und für die Friedrich-Naumann-Stiftung
gearbeitet. Für die Stiftung war er unter anderem in Honduras, wo er einen
Putsch als „Rückkehr zu Rechtsstaat und Verfassung“ bezeichnetet hatte.
Nachdem die FDP bei der Bundestagswahl 2013 es nicht mehr ins Parlament
schaffte, wechselte Lüth zur AfD.
27 Apr 2020
## LINKS
[1] /CDU-und-AfD-in-Sachsen-Anhalt/!5676892
[2] /Verdacht-auf-Steuerhinterziehung/!5660951
## AUTOREN
Sabine am Orde
## TAGS
Parlamentarismus
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