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# taz.de -- Völkermord an den Armeniern: Virtuelles Gedenken
> Wegen Corona ist das Mahnmal in Jerewan, das am 24. April normalerweise
> Hunderttausende besuchen, gesperrt. Die Mahnwache findet online statt.
Bild: Mit Sicherheitsabstand: Gedenken in Jerewan an das Massaker an den Armeni…
Berlin taz | Ein Land versinkt in Dunkelheit. Am Donnerstag abend erloschen
in Armenien alle Straßenlaternen, die Menschen schalteten ihr Licht zu
Hause aus und zündeten Kerzen hinter ihren Fenstern an. Im ganzen Land
läuteten Kirchenglocken, um der Opfer des türkischen [1][Völkermords 1915
an den Armeniern] zu gedenken.
„Zum ersten Mal in meinem Leben bin ich an diesem Tag zu Hause
eingesperrt“, sagt Armine Karapetjan. „Das macht mich wirklich nervös.“
Jedes Jahr, am 24. April, geht die Studentin mit ihren Freunden zur
Genozid-Gedenkstätte in der Hauptstadt Jerewan. Auf dem Hügel Zizernakaberd
versammeln sich an diesem Tag Hunderttausende zu einer Mahnwache und legen
Blumen sowie Kränze an der ewigen Flamme nieder.
Doch an diesem Freitag ist der Zugang zur Gedenkstätte aufgrund der
Coronavirus-Pandemie gesperrt. Die Menschen müssen zu Hause bleiben. „Da
können sich die Türken freuen“, sagt Karapetjan wütend.
Auch die traditionelle Mahnwache mit Fackeln am Vorabend des 24. April
wurde abgesagt. Doch die zwölf gewaltigen Pylonen aus Basalt, die sich in
einem Kreis über der ewigen Flamme erheben, erstrahlten in blauem Licht.
Der 40 Meter hohe Obelisk daneben leuchtete in Rot.
## Systematische Vernichtung
Am 24. April 1915 hatten die türkischen Behörden in Istanbul die gesamte
armenische Führungsschicht verhaften und ermorden lassen. Dies war der
Beginn der Vertreibung und systematischen Vernichtung von schätzungsweise
bis zu 1,5 Millionen ArmenierInnen durch das Osmanische Reich. Die Türkei
leugnet diesen Genozid bis heute. Demgegenüber haben mittlerweile über 30
Länder haben diese Massaker als Völkermord anerkannt – der [2][Bundestag]
verabschiedete 2016 eine entsprechende Resolution.
„Völkermord verjährt nicht. Die Anerkennung dieses Völkermordes an den
Armeniern durch die Türkei und die Beseitigung seiner Folgen ist eine
Sicherheitsgarantie für Armenien, das armenische Volk sowie für die ganze
Region“, sagte der armenischen Präsident Armen Sargsjan in seiner Erklärung
an Freitag.
Doch die Gedenkstätte war nicht ganz verwaist. Die armenische Regierung
legte 105.000 Blumen an der ewigen Flamme nieder. Regierungschef Nikol
Paschinjan und der armenischen Katholikos gedachten der Opfer.
Weltweit erinnerten Armenierinnen im Internet an den Gedenktag. Eine
[3][Online-Mahnwache] wurde ins Leben gerufen unter dem Motto: „Wir müssen
an diesem 24. April zu Hause bleiben, aber wir nehmen an der
Online-Mahnwache teil. Wir fordern Gerechtigkeit.“
Seit dem vergangenen Monat gilt in Armenien der Ausnahmezustand Damit soll
die Ausbreitung von Infektionen eingedämmt werden. Offiziellen Angaben
wurden bis jetzt 1596 Coronavirus-Fälle gemeldet, 27 Menschen starben.
(Stand vom 24. April)
24 Apr 2020
## LINKS
[1] /Genozid-Gedenkstaette-in-Armenien/!5305051
[2] /Orientalistin-ueber-Voelkermord/!5281812
[3] https://april24.hyeid.org/en
## AUTOREN
Tigran Petrosyan
## TAGS
Schwerpunkt Coronavirus
Armenien
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Völkermord Armenien
Schwerpunkt Syrien
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