# taz.de -- Polizeigewalt in Simbabwe: Brachiale Coronabekämpfung | |
> Die scharfe Ausgangssperre in Simbabwe wird von der Polizei brutal | |
> durchgesetzt. Derweil tötet Malaria viel mehr Menschen. | |
Bild: Schlange stehen vor dem Lockdown: Harare, 28. März. Bis zum 2. Mai bleib… | |
HARARE taz | Der Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus geht in | |
Simbabwe mit zunehmender [1][Gewalt gegen die Bevölkerung] einher. | |
Menschenrechtsgruppen beklagen Vorfälle, in denen die Polizei in Häuser | |
eindringt, Menschen öffentlich schlägt und erniedrigt und Besitz zerstört. | |
So wurde vor zwei Wochen in der östlichen Stadt [2][Mutare] ein Gemüsemarkt | |
von der Polizei wegen des angeblichen Bruchs der Corona-Ausgangssperre | |
gestürmt und geschlossen – über 300 Verkäuferinnen flohen und mussten ihre | |
Ware zurücklassen. Das Gemüse wurde später von der Polizei verbrannt, | |
obwohl in Simbabwe 4,3 Millionen Menschen zu wenig zu essen haben und auf | |
Nahrungsmittelhilfe angewiesen sind. | |
## Massenverhaftungen und Gewahrsam auf engstem Raum | |
In der nördlichen Stadt Karoi brachen Polizisten am Freitag vor Ostern in | |
das Haus der 26-jährigen Lucia Masvondo ein, als sie auf einem offenen | |
Feuer eine Mahlzeit zubereitete. Sie wurde von den Polizeihunden gebissen | |
und hat die Polizei verklagt. Vor Gericht bezichtigte sie die Polizisten, | |
selbst keine Schutzmaßnahmen oder Abstandsregeln einzuhalten. | |
Die Menschenrechtsorganisation [3][„Zimbabwe Lawyers for Human Rights“] | |
warf der Polizei überdies Massenverhaftungen vor, bei denen Festgenommene | |
in offenen Lastwagen und in Zellen zusammengepfercht würden. Das High Court | |
[4][wies die Polizei an], die Menschenrechte einzuhalten. | |
Simbabwes Regierung von [5][Präsident Emmerson Mnangagwa] hatte Ende März | |
eine dreiwöchige Ausgangssperre verfügt, um die Ausbreitung des Coronvirus | |
zu verhindern. Sie hätte an diesem Dienstag enden sollen, aber am Sonntag | |
verkündete Mnangagwa eine Verlängerung um zwei Wochen bis zum 2. Mai. | |
## Ähnliche Symptome bei Malaria und Covid-19 | |
Mit bislang 25 bestätigten Infektionsfällen und drei Toten gehört Simbabwe | |
zu den eher wenig vom Coronavirus betroffenen Ländern – im benachbarten | |
Südafrika sind über 3.000 Menschen infiziert und 54 sind gestorben. | |
Währenddessen sterben Simbabwer an anderen, vermeidbaren Krankheiten. Nach | |
Angaben des Gesundheitsministers sind bislang 131 Menschen im Land einer | |
ungewöhnlich heftigen Malaria-Epidemie zum Opfer gefallen, an der bis zum | |
vergangenen Wochenende über 135.000 Menschen erkrankt sind. | |
Manche Experten fürchten allerdings, dass sich unter den Malariatoten auch | |
unerkannte Covid-19-Tote befinden könnten, da sich manche Symptome beider | |
Krankheiten ähneln. Die Kapazitäten für Corona-Tests in Simbabwe sind sehr | |
gering. Bisher sind lediglich rund 2.000 Menschen auf das Virus getestet | |
worden. | |
21 Apr 2020 | |
## LINKS | |
[1] /Proteste-in-Simbabwe/!5566017/ | |
[2] /Reportage-aus-einem-Krisengebiet/!5169683/ | |
[3] https://www.zlhr.org.zw/ | |
[4] https://www.zlhr.org.zw/?p=2001 | |
[5] /Simbabwe-nach-der-Wahl/!5521159/ | |
## AUTOREN | |
Marcus Mushonga | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Coronavirus | |
Simbabwe | |
Polizei | |
Simbabwe | |
Schwerpunkt Coronavirus | |
Schwerpunkt Coronavirus | |
Simbabwe | |
Simbabwe | |
Afrobeat | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Proteste in Simbabwe: Präsident schäumt gegen „Schurken“ | |
Simbabwes Opposition ruft zu landesweiten Protesten auf. Im Vorfeld werden | |
regierungskritische Journalisten und Politiker verhaftet. | |
Coronavirus in Südafrika: Migranten fliehen nach Simbabwe | |
Simbabwer, die in Südafrika Zuflucht gefunden hatten, strömen zurück in die | |
Heimat. Manche bringen das Coronavirus mit. | |
Corona-Blues von Lagos bis Maputo: Time tough in Afrika | |
Das kulturelle Leben ist wegen des Corona-Shutdowns in weiten Teilen | |
Afrikas zum Erliegen gekommen. Musiker*innen trifft das hart. | |
Staatliches Versagen in Simbabwe: Arenen der Proteste | |
Das Fußballteam von Simbabwe soll sein Quali-Heimspiel für den Afrika-Cup | |
in Südafrika austragen. Die eigenen Stadien sind zu marode – ein Politikum. | |
Kampagne gegen Simbabwe-Sanktionen: Leere Worte, leere Bäuche | |
Simbabwe unterliegt seit fast zwei Jahrzehnten Sanktionen. Präsident | |
Mnangagwa tut sich schwer damit, dagegen zu mobilisieren. | |
Robert Mugabes schweres Erbe: Niemandes Idol | |
Der verstorbene Diktator aus Simbabwe war kein plumper Gewaltherrscher – | |
das mindert aber nicht die Schattenseiten seiner Präsidenschaft. |