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# taz.de -- Ermittlungen wegen Corona am UKE: Meldepflicht versäumt?
> Nach den Corona-Infizierungen auf der Krebsstation des
> Universitätsklinikums Eppendorf sieht die Staatsanwaltschaft Hinweise auf
> Straftaten.
Bild: Verantwortliche in Erklärungsnot: Joachim Prölß, Carsten Bokemeyer und…
Hamburg taz | Mittlerweile ist es mehr als ein „Anfangsverdacht“. Zu Beginn
der Woche hatte die Staatsanwaltschaft bestätigt, dass es in Bezug auf die
[1][Corona-Infizierungen in der Krebsstation] des Universitätsklinikums
Eppendorf (UKE) den Verdacht auf einen Straftatbestand gibt, der weitere
Ermittlungen notwendig mache.
Jetzt bestätigen die ErmittlerInnen, dass [2][zwei eingegangene
Strafanzeigen], die den UKE-Verantwortlichen fahrlässige Körperverletzung
und einer Reinigungskraft sogar versuchten Mord vorwerfen, so gehaltvoll
sind, dass weitere Ermittlungen notwendig sind. „Die vorgetragenen
Sachverhalte werden von der Staatsanwalt jetzt umfassend geprüft“, sagt die
Sprecherin der Staatsanwaltschaft, Nana Frombach.
Frombach betont auch, dass die Staatsanwaltschaft sich „an die rechtliche
Bewertung der Anzeigenerstatter nicht gebunden“ fühle. Im Klartext: Den
Mordvorwurf halten die ErmittlerInnen für abwegig, dafür prüft die
Anklagebehörde weitere Straftatbestände wie „fahrlässige Tötung“ und
untersucht zudem, ob, so Frombach, auch „Vorsatzdelikte infrage kommen“.
UKE-Sprecherin Saskia Lemm erklärt hingegen auf Anfrage, der Klinik lägen
„zu den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft keine Informationen“ vor. Die
Klinik stellt aber bereits eigene Ermittlungen an, wer oder was die
Infektionen ausgelöst haben könnte und wie die Infektionskette innerhalb
der Station ausgesehen haben kann.
Laut Informationen des Spiegel könnte [3][eine Reinigungskraft, die trotz
Infektion zur Arbeit auf der Station erschien, den Virus in die Onkologie
eingeschleppt habe]n. Sie ist diejenige, gegen die eine Strafanzeige wegen
versuchten Mordes gestellt wurde.
Mitte April war bekannt geworden, dass sich jeweils rund 20
MitarbeiterInnen und PatientInnen der Station mit dem Virus infiziert
hatten. Bis Mittwoch waren vier der positiv getesteten PatientInnen
gestorben, nach UKE-Einschätzung aber aufgrund ihrer sehr weit
fortgeschrittenen Krebserkrankungen. Der letzte Patient, ein 47-jähriger
mit einer aggressiven Leukämieerkrankung, war am Dienstagabend verstorben.
„Weitere Untersuchungen müssen zeigen, ob Covid-19 ursächlich für den Tod
des Mannes verantwortlich war“, heißt es in einer aktuellen Stellungnahme
des UKE.
Möglicherweise hat das Krankenhaus seine Meldepflicht versäumt. So zeigte
die Klinikleitung die ersten, am 18. und 19. März aufgetretenen
Covid-19-Fälle zwar den Gesundheitsämtern an, nicht aber – wie
vorgeschrieben – dem Amt für Arbeitsschutz.
Auch bei der Gesundheitsbehörde kam die Nachricht von der
„Herden-Infektion“ auf der Onkologie erst am 9. April an. Hier sei
inzwischen deutlich geworden, „dass ein unterschiedliches Verständnis
darüber bestand, ab welchem Zeitpunkt ein meldepflichtiger 'Ausbruch’
vorgelegen hat“, lautet das aktuelle Wording des Universitätsklinikums zu
der erheblichen Meldeverzögerung.
Auch diese untersucht nun die Staatsanwaltschaft. Sie will herausfinden, ob
verspätete Meldungen zur Erkrankung von MitarbeiterInnen und PatientInnen
oder sogar zu deren Tod beigetragen haben. Das UKE bestreitet das: Gleich
nach Bekanntwerden der ersten Corona-Fälle seien die infizierten
PatientInnen „auf spezifische Covid-19-Stationen außerhalb der Onkologie
verlegt“ und die angesteckten MitarbeiterInnen in häusliche Quarantäne
geschickt worden.
29 Apr 2020
## LINKS
[1] /Corona-Ansteckung-in-Hamburg-Uniklinik/!5676296
[2] https://www.ndr.de/nachrichten/hamburg/Coronavirus-Faelle-im-UKE-Staatsanwa…
[3] https://www.spiegel.de/panorama/coronavirus-hamburg-universitaetsklinikum-e…
## AUTOREN
Marco Carini
## TAGS
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