# taz.de -- Corona-Ansteckung in Hamburg Uniklinik: Virus auf der Krebsstation | |
> In der Abteilung für Krebskranke des Hamburger Universitätsklinikums sind | |
> mehrere Menschen mit Covid-19 infiziert. Wie konnte das passieren? | |
Bild: Trotzdem haben sich Dutzende infiziert: Hinweis auf eine Fortbildung am U… | |
Hamburg taz | Rund 20 Patient*innen und rund 20 Mitarbeiter*innen | |
unterschiedlicher Berufsgruppen sind nach Angaben des Universitätsklinikums | |
Hamburg-Eppendorf (UKE) in der Abteilung für Krebserkrankte, der Onkologie, | |
positiv auf das Coronavirus getestet worden. Und das schon in der | |
vergangenen Woche. Bekannt geworden sind all diese Infektionen jedoch erst | |
durch einen Bericht des Spiegel. | |
Nun stellt sich die Frage, warum das Krankenhaus diese Information nicht | |
früher öffentlich machte – und vor allem: Wie konnte sich das [1][Virus so | |
ausbreiten]? | |
Zumindest auf letztere Frage gibt es vom UKE bis jetzt keine Antwort. „Die | |
genauen Wege der Infektion werden derzeit mit Hochdruck aufgearbeitet und | |
können nicht auf eine einzelne Person zurückgeführt werden“, heißt es | |
[2][aus der Pressestelle]. | |
Joachim Prößl, Direktor für Patienten- und Pflegemanagement und Mitglied im | |
Vorstand des UKE, sagte am Mittwoch bei einer Pressekonferenz, ein | |
Mitarbeiter des Pflegebereichs der onkologischen Abteilung habe sich mit | |
Corona-Symptomen krank gemeldet und sei dann positiv getestet worden. Schon | |
am 5. April waren demnach auch sieben Patient*innen positiv getestet. Im | |
Laufe der vergangenen Woche waren es dann insgesamt rund 40 Menschen, | |
Patient*innen und Mitarbeiter*innen. | |
## Geschwächtes Immunsystem | |
Bei den infizierten Patient*innen seien besonders Leukämie- und | |
Lymphomerkrankte betroffen. Leukämie-Patient*innen gelten als besonders | |
gefährdet, weil ihr Immunsystem stark geschwächt ist. | |
Das zuständige Gesundheitsamt sei am 6. April „mit dem Hinweis, dass es | |
sich hier um eine Häufung handelt“ informiert worden, sagte der Leiter der | |
Krankenhaushygiene Johannes Knobloch. Am Karfreitag sei das Gesundheitsamt | |
dann vor Ort gewesen. | |
Auch Katharina Fegebank, grüne Wissenschaftssenatorin, sagte dem | |
Radiosender NDR 90,3, dass das Krankenhaus die gesetzlichen Meldeketten | |
durchgängig vollzogen habe. Die Wissenschaftsbehörde ist zwar nicht Teil | |
dieser Meldekette, die Senatorin stehe aber in ständigem Austausch mit dem | |
UKE. Die Behörde hat die Aufsicht über die Uniklinik. | |
Die den Gesundheitsämtern übergeordnete Gesundheitsbehörde hat nach Angaben | |
eines Sprechers aber erst am Dienstagabend, also am 14. April, von den | |
Erkrankungen erfahren. Marcel Schweizer, Sprecher des Hamburger Senats, | |
sagte am Mittwoch, sowohl die für den Infektionsschutz zuständige | |
Gesundheitsbehörde als auch die Wissenschaftsbehörde als Fachaufsicht würde | |
die Umstände der [3][Corona-Infektionen] auf der Onkologie prüfen und den | |
öffentlich aufgeworfenen Fragen nachgehen. | |
Warum es überhaupt so lange gedauert hat, bis dieser Fall an die | |
Öffentlichkeit gelangt ist, will der Vorsitzende der Hamburger | |
CDU-Fraktion, Dennis Thering, wissen. Die Wissenschaftssenatorin müsse den | |
Fall aufklären. | |
Vorstand Prößl wies die Kritik an der Informationspolitik des UKE am | |
Mittwoch zurück. Man sei sehr professionell und konsequent mit der | |
Situation umgegangen. „Einen Mangel an Informationen sehe ich erst mal | |
nicht“, sagte er. | |
Klar ist, dass Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen durch Infektionen | |
besonders gefährdet sind, wie auch die Gesundheitsbehörde auf taz-Anfrage | |
mitteilt. Die Hamburger Krankenhausbewegung, ein Zusammenschluss von | |
Klinik-Beschäftigten, fordert schon länger flächendeckende Tests für | |
Patient*innen und alle Berufsgruppen im Krankenhaus und in | |
Pflegeeinrichtungen ([4][taz berichtete]). Im Moment werden | |
Mitarbeiter*innen in solchen Einrichtungen lediglich abhängig von möglichen | |
Symptomen und Kontakt zu Infizierten getestet. | |
## Besserer Überblick durch tägliche Tests? | |
„Das Problem daran ist, dass die Infektionskette dann schon läuft und kaum | |
noch verfolgbar ist“, sagt ein Mitglied der Krankenhausbewegung zur taz. | |
„Ein Beispiel dafür sehen wir jetzt am UKE.“ Das Risiko, sich im | |
Krankenhaus oder Pflegeheim anzustecken, sei nur durch einen aktuellen | |
Überblick zu minimieren. Und diesen Überblick habe man nur, wenn man alle | |
täglich teste. Dafür müssten die Testkapazitäten ausgebaut werden. | |
Aus der Wissenschaftsbehörde heißt es, man könne nicht alle 12.000 | |
Mitarbeiter*innen des UKE täglich testen. Derzeit würden in Hamburg täglich | |
etwa 3.500 Personen getestet, die Kapazitäten könnte man auf 5.000 | |
ausweiten. | |
Das UKE teilt nun mit, alle Patient*innen im onkologischen Zentrum würden | |
regelhaft auf das Coronavirus getestet, genauso wie alle Menschen, die neu | |
aufgenommen werden. Außerdem seien die Hygienemaßnahmen angepasst worden, | |
nun würden beispielsweise spezielle Masken in der Onkologie getragen, die | |
Patient*innen dort in Einzelzimmern untergebracht und das Personal auch mit | |
Blick auch auf ungewöhnliche Symptome wie Geruchsverlust, geschult. | |
15 Apr 2020 | |
## LINKS | |
[1] /Corona-Tote-im-Pflegeheim/!5676116 | |
[2] https://www.uke.de/allgemein/presse/pressemitteilungen/detailseite_93132.ht… | |
[3] /Schwerpunkt-Coronavirus/!t5660746 | |
[4] /Krisenkoordination-in-Corona-Zeiten/!5676435 | |
## AUTOREN | |
Marthe Ruddat | |
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