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# taz.de -- Stabilisierung des Ölpreises in Sicht: Ölländer drehen am Hahn
> War es das mit dem billigen Öl? Die Opec und ihre Partnerländer wollen
> viel weniger fördern. Auch die USA unterstützen den Kurs.
Bild: Vor allem die USA haben ein Interesse an einem hohen Ölpreis: Tiefpumpen…
Berlin afp/dpa/taz | Corona sorgt für überraschende Allianzen unter den
Ölförderländern. Am Freitag sprangen die USA Mexiko bei. Nach Angaben des
mexikanischen Präsidenten Andrés Manuel López hat sein US-Kollege Donald
Trump zugesagt, die Ölfördermenge um 250.000 Barrel (je 159 Liter) zu
reduzieren, wenn Mexiko seine Produktion um 100.000 Barrel verringert.
Dabei soll Trump auf López zugekommen sein.
Damit könnte ein Beschluss der Opec+ in Kraft treten, den die 13
Mitgliedsstaaten der Organisation erdölexportierender Länder (Opec) und 9
ihrer 10 Kooperationspartner (+) in der Nacht zum Freitag gefasst hatten.
Sie wollen die Ölproduktion drastisch senken, um den Verfall des Ölpreises
zu stoppen. Insgesamt soll die Förderung im Mai und Juni um 10 Millionen
und von Juli bis Dezember um 8 Millionen Barrel pro Tag zurückgefahren
werden. Derzeit beträgt die tägliche Fördermenge rund 100 Millionen Barrel.
Der Anteil der Opec+ daran beträgt rund 45 Prozent.
Als Ausgangsniveau wurden die Mengen festgelegt, die die Länder im Oktober
2018 produziert hatten. Für Saudi-Arabien und Russland, die ihre
Fördermengen zuletzt im Streit immer weiter hochgefahren hatten, wurden 11
Millionen Barrel als Referenzwert festgelegt. Mexiko war der einzige große
Opec-Kopperationspartner, der sich nicht an der Vereinbarung beteiligen
wollte, die dem Land eine Kürzung um rund 400.000 Barrel pro Tag abverlangt
hätte.
[1][Der Ölpreis war in den vergangenen Wochen stark gefallen, zeitweise
sogar auf den tiefsten Stand seit 18 Jahren]. Gründe sind die weltweit
geringe Nachfrage nach dem Rohstoff wegen der Coronavirus-Pandemie sowie
ein Preiskrieg zwischen Russland und Saudi-Arabien. Der Preis für ein
Barrel der Nordseesorte Brent lag am 19. Februar noch bei fast 60 US-Dollar
– am 1. April kostete das Fass dann bloß noch rund 25 Dollar. Am Donnerstag
kletterte der Brent-Preis zeitweise wieder auf rund 33 Dollar, ließ während
des Opec-Meetings aber wieder nach. Neben Krisenländern wie Venezuela,
deren Wirtschaft vom Öl abhängig sind, haben beispielsweise auch die USA
ein großes Interesse an einem hohen Preis, weil ihr umstrittenes Frackingöl
schon in der Förderung teuer ist. Erst in der letzten Woche hatten große
US-Banken zu erkennen gegeben, dass sie in Frackingfirmen einsteigen
könnten, um sie zu unterstützen.
## Beispielloser Preisverfall
Opec-Generalsekretär Mohammed Barkindo hatte in seiner Eröffnungsrede am
Donnerstag erklärt, dass die Organisation davon ausgehe, dass die Nachfrage
beim Rohöl 2020 um 6,8 Millionen Barrel pro Tag fallen würde. Im zweiten
Quartal dürfte der Rückgang laut Barkindo sogar rund zwölf Millionen Barrel
täglich betragen. „Das sind atemberaubende Zahlen. Beispiellos in der
Neuzeit“, so Barkindo.
Beim letzten Opec+-Treffen Anfang März hatten sich Saudi-Arabien und
Russland noch zerstritten und konnten sich nicht auf eine gemeinsame
Strategie einigen. Seit Jahren versucht die Opec+, mit Förderlimits den
Ölpreis zu stabilisieren – durch das Fehlen eines neuen Deals liefen diese
Beschränkungen aber Ende März aus. Der sich deutlich abzeichnenden
Corona-Krise zum Trotz fuhren die Streithähne ihre Produktion hoch – und
trieben den Ölpreis rasant in den Keller.
Um mit Produktionskürzungen angesichts der globalen Virus-Krise nun den
Preis wieder heben zu können, hoffen die 23 Opec+-Staaten auf die Hilfe
anderer Staaten – schließlich will das Kartell die Last nicht alleine
tragen. Kanada und Norwegen deuteten zuletzt schon Interesse an einer
gemeinsamen Strategie an, die Skandinavier nahmen auch an den stundenlangen
Opec+-Beratungen teil. Auch die Organisation der afrikanischen Öl-Staaten
(APPO) stellte sich schon am Donnerstag demonstrativ hinter die Opec+.
10 Apr 2020
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