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# taz.de -- Schutzmasken für alle: Funken in der Mikrowelle
> Das Tragen von Masken wird „dringend empfohlen“. Doch wie geht man mit
> den Dingern korrekt um? Zeit für einen „Masken-Knigge“.
Bild: Schwarz, weiß oder geblümt? FFP2 oder doch FFP3?
Die Masken kommen. Überall. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer spricht
bereits von „Volksmasken“. Das [1][Bundesinstitut für Arzneimittel und
Medizinprodukte] nennt den selbst gebastelten Schutz „Communitymaske“. Die
Bundesregierung empfiehlt „dringend“, im Nahverkehr und in Geschäften
„Alltagsmasken“ aufzuziehen. Eine Maske beim Einkauf zu tragen „ist aus
unserer Sicht erste Bürgerpflicht“, sagt auch Stefan Hertel, Sprecher des
Handelsverbands Deutschland (HDE).
Welche Maske benutze ich, wo bekomme ich sie her, wie pflege ich sie? Diese
Fragen stellen sich jetzt auch Leute, für die Masken bisher nur etwas für
HysterikerInnen waren. Es ist Zeit für einen Masken-Knigge.
Die medizinischen Masken der Sicherheitskategorien FFP2 oder FFP3 sind
dabei für den Alltagsgebrauch im öffentlichen Leben tabu, weil es zu wenig
von ihnen gibt. Wer mit einer FFP3-Maske mit dem typischen Ausatem-Ventil
im Supermarkt auftaucht, signalisiert nur dass er oder sie hier etwas im
Gesicht hat, was in Krankenhäusern und Arztpraxen dringend gebraucht wird
und im Supermarkt nichts zu suchen hat. Abgesehen davon atmet man in den
Dingern so schwer, dass jede Lust auf einen längeren Einkauf vergeht.
Anders sieht es aus mit dem sogenannten Mund-Nasen-Schutz, wie ihn etwa
ChirurgInnen verwenden. Der einfache Mund-Nasen-Schutz besteht unter
anderem aus Zellulose und ist eigentlich ein Einwegprodukt. Inzwischen
verkaufen manche Zeitschriften- und Tabakläden diese dünnen, gefalteten
Dinger zu horrenden Preisen.
## An den Schlaufen anfassen
Da diese Masken knapp sind, hat das [2][Robert-Koch-Institut] (RKI) Tipps
zu deren Wiederverwendung gegeben. Der Mund-Nasen-Schutz soll nur von einer
Person benutzt werden. Beim Auf- und Abziehen „ist das Berühren der
Innenseite des Filtervlieses zu vermeiden“, so das RKI. Die Innenseite
dieser Maske ist gewissermaßen das Allerheiligste und darf niemals
kontaminiert werden. Am besten die Masken nur an den Ohrschlaufen anfassen
und so auf- und abziehen.
Die Frage ist, wie man diesen Mund-Nasen-Schutz desinfiziert, wenn man ihn
wieder verwendet. Der Virologe [3][Christian Drosten] hat in seinem
NDR-Podcast geraten, Masken bei 70 Grad in den Backofen zu legen, um
mögliche Viren absterben zu lassen. So eine Temperatur hielten „auch so
allerhand Zellulosestoffe“ aus, sagte Drosten.
Aber Vorsicht mit anderen Tipps: Bundeskanzlerin Angela Merkel hat mit
Verweis auf Experten [4][geraten], Masken zwecks Abtöten möglicher Viren
unter anderem auch in die Mikrowelle zu stecken. Die Autorin legte einen
Mund-Nasen-Schutz probehalber in ihre Mikrowelle: das Ding schlug Flammen,
was wohl dem dünnen Metalldraht zur Fixierung geschuldet ist. Also den
Merkel-Tipp besser nicht nachmachen.
## Design für die Community-Maske
Im Unterschied zum Mund-Nasen-Schutz aus Kunststoff und Zellulose bestehen
selbst gemachte Communitymasken meist aus Baumwolle und erlauben mehr
Design und Farbe. Diese Masken kann man auf Märkten und im Internet kaufen
oder natürlich auch selbst nähen, das Gewebe sollte möglichst dicht sein.
Auch enge Rundschals aus Baumwollstoff, die sogenannten Buffs, die man über
Mund und Nase zieht und im Outdoorhandel bekommt, könne man hilfsweise als
Maske benutzen, sagt Drosten. Wichtig ist, dass der Rand der Maske
einigermaßen dicht mit dem Gesicht abschließt. Um einen wirksamen Schutz zu
bekommen, ziehen Profis zwei Buffs übereinander und sehen dann aus wie
Reinhold Messner, der gerade einen Banküberfall auf dem Mount Everest
verübt.
Zum abendlichen Desinfizieren kann man diese Baumwollstoffe bei mindestens
60 Grad waschen, im Backofen erhitzen oder auch, so rät Drosten, auf hoher
Heizstufe durchbügeln. Das Bügeln als Virenkiller dürfte ökologischer sein,
als jeden Abend die Waschmaschine anzuwerfen oder den Backofen eine halbe
Stunde zu heizen, es sei denn, man legt noch einen Braten zum Garen in den
Ofen dazu.
Wer eine Communitymaske trägt, muss aber dennoch das Abstandsgebot
einhalten, um eine Ansteckung zu vermeiden, darauf weisen Experten immer
hin. Die Alltagsmasken bewahren nur in einem gewissen Maße davor, eigene
Speichel- oder Schleimtröpfchen in der Umgebung zu verbreiten. Mit einer
Maske im Gesicht kann man sich selbst noch anstecken, etwa indem Viren aus
der Umgebung über die Augen in den Organismus gelangen.
## Maskenball im Supermarkt
Das Abstandsgebot von 1,50 bis zwei Metern wird aber oft nicht eingehalten,
besonders beim Einkaufen nicht. Jeder kennt diese Ungeduld im Supermarkt:
Man schiebt den Einkaufswagen, Maske ist aufgesetzt und genug Abstand zur
Vorderfrau vorhanden. Aber was ist, wenn diese sinnierend vor dem Regal
stehen bleibt und den Gang blockiert? Wenn man sich im Eiltempo an ihr
vorbeidrückt, ist es Essig mit dem Abstandsgebot, Maske hin oder her.
Antiviral-korrekt müsste man immer brav und mit Abstand hinter der
Vorderfrau oder dem Vordermann bleiben und sich in einer Art langer
luftiger Schlange durch den Supermarkt bewegen. In manchen Geschäften
wurden Pfeile auf den Boden geklebt, um eine allgemeine Gehrichtung
vorzugeben. „Aber das wird schon ein Problem, wenn man was vergessen hat
und nochmal zwei Regale zurück gehen will“, sagt Christian Böttcher,
Sprecher des Handelsverbandes Lebensmittel. Eine völlige Überwachung des
Abstandsgebots im Supermarkt sei personell nicht machbar, so Böttcher.
„Einkaufen wird immer ein Kompromiss sein.“
17 Apr 2020
## LINKS
[1] https://www.bfarm.de/SharedDocs/Risikoinformationen/Medizinprodukte/DE/schu…
[2] https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Ressourcen_sch…
[3] https://www.ndr.de/nachrichten/info/19-Coronavirus-Update-Masken-koennen-an…
[4] https://www.bundeskanzlerin.de/bkin-de/aktuelles/pressekonferenz-von-bundes…
## AUTOREN
Barbara Dribbusch
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