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# taz.de -- Arzt über Probleme mit Atemmasken: „Arbeitskraft nicht beeinträ…
> Einige Beschäftigte im Einzelhandel wollen wegen Schwindel die
> Maskenpflicht abschaffen. Die Beeinträchtigung gehe vorüber, sagt ein
> Lungenfacharzt.
Bild: Mit Brille kann eine Maske etwas unangenehm sein, gefährlich ist es aber…
taz: Herr Ruprecht, Sie sind Chefarzt der Klinik für Lungenerkrankungen am
Klinikum Bielefeld. Wie lange haben Sie eine Maske am Tag auf?
Bertram Ruprecht: Ich habe sie ständig auf. Gerade sind es lange Tage, dann
oft 12 Stunden. Aber ich wechsle zwischen unterschiedlichen Masken. Je nach
Situation brauche ich eine dichtere oder weniger dichte.
Der Berufsverband Naturkost Süd wendete sich in einem Brief an das
bayerische Gesundheitsministerium, weil [1][Beschäftigte im Einzelhandel
über Schwindel und Kopfschmerzen klagen] und fordern, dass [2][die
Maskenpflicht für Personal] abgeschafft wird. Macht das Tragen einer Maske
müde, unkonzentriert und schwach?
Das Personal kann schon das Gefühl haben, dass die Maske sie
beeinträchtigt. Aus Erfahrung kann ich sagen, das ist nichts, was anhält.
Das ist sicherlich dem geschuldet, dass es ungewohnt für sie ist. Die Maske
juckt hinter den Ohren, die Brille beschlägt, die Atemluft ist unangenehm.
Aber die Arbeitskraft ist dadurch nicht beeinträchtigt und Kopfschmerzen
beobachten wir nicht. In dem Zusammenhang wird oft auf eine Doktorarbeit
von 2005 verwiesen. Hier kam raus, dass das CO2 durch das Maskentragen
leicht ansteigt im Blut. Aber das bezog sich nicht auf Alltagsmasken oder
einfachen Mund-Nasen-Schutz, sondern auf viel dichtere OP-Masken. Das
Kohlenstoffdioxid geht problemlos durch Alltagsmasken durch.
Ist es schwerer für Personal aus dem Einzelhandel als aus der Klinik,
Masken zu tragen?
Für Einzelhandelspersonal ist es eine neue Situation, das kann ich
verstehen. Im Krankenhaus haben wir einen zeitlichen Vorsprung und haben
uns daran gewöhnt. Auch ist es für uns einfacher, die Masken zu
akzeptieren, weil die Gefahr konkreter ist und nicht so abstrakt wie im
Supermarkt, wo es die gleichen Kunden wie immer sind und die Wahrnehmung
der Situation nicht potenziell gefährlich. Aber es ist wichtig, dass alle
Masken tragen, Personal wie Kundschaft, um Übertragungsketten zu
unterbrechen.
Gibt es Unterschiede beim Komfort und Nebenwirkungen zwischen Stoff- und
medizinischen Masken?
Ja. Alltagsmasken haben oft keinen Metallbügel, um die Maske an das Gesicht
und die Nase anzupassen. Das kann für Brillenträger problematisch sein.
Dafür lassen sich hier die Bänder meist besser anpassen und Druckstellen
vorbeugen als bei medizinischen Masken mit festen Gummibändern. Wir tragen
jetzt flächendeckend, je nach möglicher Gefährdungssituation, einen
medizinischen Mund-Nasen-Schutz oder eine sogenannte FFP-Maske für einen
höheren Schutz für beide Seiten. Die sind dichter als Alltagsmasken, das
merkt man vor allem am Atmungskomfort und an Druckstellen, da die Bänder
sehr straff sind. Manche dieser [3][Masken aus Ost-Asien] sind
offensichtlich für kleinere Köpfe gedacht, nicht für unsere
mitteleuropäischen Dickschädel. Es gibt also schon Masken, mit denen
Einzelne nicht klarkommen – da ist dann Fantasie gefragt, etwa eine andere
Befestigung.
Müssen bestimmte Gruppen besonders aufpassen?
Menschen mit chronischen Atemwegserkrankungen, etwa Asthmatiker oder schwer
Herzkranke, können stärkere Probleme haben mit Masken. Sie sollten im
Alltag Stoffmasken oder einen einfachen Mund-Nasen-Schutz tragen und nicht
die dichteren medizinischen Masken.
Hat es Langzeitfolgen, wenn ich über Monate oder Jahre jeden Tag acht
Stunden eine Maske trage?
Da ist mir nichts bekannt. Auch in der Literatur finden sich aus
medizinischer Sicht keine Langzeitfolgen. In China, Japan oder Südkorea ist
es ja gang und gäbe, sich mit Maske zu bewegen. Was ich nicht beurteilen
kann, sind soziale Folgen, wenn man sein Gegenüber ständig nur maskiert
sieht. Da sehe ich eher die Gefahr.
Haben Sie Tipps für Personal im Einzelhandel?
Wichtig ist es, Pausen zu machen alle zwei Stunden, spätestens nach vier
Stunden, um die Maske abzusetzen, etwas zu trinken, frische Luft zu atmen
und die Schleimhäute zu befeuchten. Die Maske sollte bequem, aber fest
sitzend gebunden sein, am besten hinten am Kopf. Feuchte Luft einzuatmen
ist Gewöhnungssache.
Braucht es bessere Masken?
Es lohnt sich, das weiter anzugehen. Wir haben früher ja nie gedacht, dass
so viele Menschen so lange Zeit eine Masken tragen müssen. Da ist sicher
noch einiges zu machen, was die Qualität, die Effektivität und vor allem
den Tragekomfort betrifft.
14 May 2020
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## AUTOREN
Mareike Andert
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