# taz.de -- Corona-Neuinfektionen in Deutschland: Grund für leichten Optimismus | |
> Das Wachstum der Corona-Neuinfektionen verlangsamt sich weiter. Ein Grund | |
> zur Entwarnung sind die Zahlen aber nicht. | |
Bild: Vorbereitung auf den Einsatz: Krankenpflegerin auf einer Infektionsstation | |
Die Zahl der Deutschen, die nachweislich mit dem Coronavirus infiziert | |
sind, ist in den letzten Tagen deutlich langsamer gestiegen als zuvor. Die | |
[1][jüngsten Angaben des staatlichen Robert-Koch-Insituts (RKI)] vom | |
Dienstag zeigen im Vergleich zum Vortag einen Anstieg um 4.615 auf jetzt | |
61.913 Fälle. Der Anstieg liegt damit bei gut 8 Prozent. | |
Die Tageswerte können aufgrund von Verzögerungen bei der Meldung stärkeren | |
Schwankungen unterliegen. Deswegen ist es sinnvoller, auf einen | |
längerfristigen Trend zu schauen. Doch auch hier gibt es einen deutlichen | |
Rückgang: Im Schnitt der letzten sieben Tage lag der Anstieg zum Vortag | |
nach taz-Berechnungen zuletzt bei gut 12 Prozent. Vor einer Woche betrug | |
dieser Wert noch gut 21 Prozent, vor zwei Wochen waren es 28 Prozent. Die | |
Werte der Johns-Hopkins-Universität, die den RKI-Zahlen immer etwas voraus | |
sind, zeigen eine ähnliche Entwicklung. Ein Grund zur Entwarnung sind die | |
Zahlen aber nicht. Damit die Anzahl der gleichzeitig Infizierten nicht | |
weiter ansteigt und die Krankenhäuser nicht überlastet werden, muss das | |
tägliche Wachstum auf unter 5 Prozent sinken. | |
RKI-Präsident Lothar Wieler kommentierte die Entwicklung am Dienstag | |
zurückhaltend. „Mein Optimismus ist noch immer da, und ich denke, er ist | |
auch begründet“, sagte er. Für eine klare Aussage sei es aber noch zu früh. | |
„Ich gehe davon aus, dass wir bis Ostern sehen, wie der Trend ist.“ | |
Positiver fällt die Einschätzung des Bonner Virologen Hendrik Streeck aus. | |
Er gehe davon aus, „dass wir anfangen, den Effekt von den Maßnahmen der | |
letzten Woche zu sehen“, erklärte er. „Wenn der Trend anhält, wissen wir, | |
wie wir die Infektionsraten steuern können.“ | |
Weil von einer Infektion bis zur bestätigten Meldung zwischen 10 und 15 | |
Tage vergehen, dürfte die gesunkene Wachstumsrate bisher vor allem auf die | |
Schließung der Schulen und das Verbot von Großveranstaltungen | |
zurückzuführen sein, die seit Mitte März gelten. Die weitergehenden | |
Kontaktbeschränkungen, die seit zehn Tagen in Kraft sind, werden ihre volle | |
Wirkung dagegen voraussichtlich erst in den nächsten Tagen zeigen. | |
## Empfehlungen werden umgesetzt | |
Ein regelmäßige [2][Umfrage] unter Federführung der Universität Erfurt | |
zeigt zudem, dass die Sorge vor dem Coronavirus in Deutschland wächst und | |
die Empfehlungen der Behörden zunehmend umgesetzt werden. Mehr als 95 | |
Prozent der Befragten halten demnach in der Öffentlichkeit einen Abstand | |
von mindestens 1,50 Meter zu anderen ein und waschen sich regelmäßig 20 | |
Sekunden lang die Hände. | |
Eingeschränkt wird die Aussagekraft der Infiziertenzahlen dadurch, dass | |
sich die Zahl der Corona-Tests und die Testkriterien im Laufe der Zeit | |
verändert haben. In der Woche vor dem 15. März wurden laut RKI etwa 127.000 | |
Tests durchgeführt, in der Woche vor dem 22. März waren es rund 349.000. | |
Die Testzahl ist damit stark gestiegen, aber deren Wachstum war weniger | |
stark als das der Infiziertenzahl. Für die vergangene Woche gibt es noch | |
keine Angabe. Die Testkapaziät in Deutschland soll aktuell bei etwa 500.000 | |
Tests pro Woche liegen. | |
## Kein neuer Trend bei Todeszahlen | |
Anders als bei der Zahl der Neuinfektionen gibt es bei der Entwicklung der | |
Todesfälle durch SARS-CoV-2 weiterhin keinen neuen Trend. Die Zahl der | |
Toten im Zusammenhang mit Corona stieg laut RKI-Angaben vom Dienstag um 128 | |
auf 583; das ist ein Anstieg um 28 Prozent im Vergleich zum Vortag. Hier | |
ist allerdings auch noch keine Auswirkung der Gegenmaßnahmen zu erwarten, | |
denn von einer Infektion bis zum Tod vergehen im Schnitt drei Wochen. | |
Der Anteil der Toten an den bestätigten Infizierten stieg auf 0,9 Prozent. | |
Vor einer Woche lag dieser Wert noch bei 0,4 Prozent. Nach Ansicht des | |
Charité-Virologen Christian Drosten liegt dieser Anstieg unter anderem | |
daran, dass das Virus sich zuletzt – [3][etwa in Altenheimen] – stärker | |
unter älteren Menschen verbreitet habe, bei denen die Sterblichkeit höher | |
sei. Das sei der „Beginn einer neuen Entwicklung“, sagte Drosten im NDR. | |
31 Mar 2020 | |
## LINKS | |
[1] https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Fallzahlen.html | |
[2] https://cosmo.sciencemediacenter.de/ | |
[3] /Corona-Tote-in-Wolfsburger-Pflegeheim/!5672717 | |
## AUTOREN | |
Malte Kreutzfeldt | |
## TAGS | |
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