# taz.de -- Corona: Polizei und Kontaktverbot: Die autoritäre Gefahr | |
> Strikte und noch dazu auf Wirksamkeit ungeprüfte Maßnahmen werden in | |
> Berlin rigide durchgesetzt. Das ist gefährlich. | |
Bild: In den sozialen Medien gibt es bereits zahlreiche Berichte über autorit�… | |
Leben während der [1][Corona-Pandemie] ist in vielerlei Hinsicht gruselig. | |
Nicht nur, dass die Todeszahlen in vielen Ländern steigen, auch werden in | |
Berlin und anderen Städten und Ländern [2][wissenschaftlich nicht-evaluiert | |
massive Einschränkungen] des Lebens durchgeführt. Deren soziale und | |
wirtschaftliche Folgekosten sind ebenso unabsehbar wie die Wirksamkeit der | |
Maßnahmen. Es ist ein Ritt auf der Rasierklinge. | |
Und natürlich bleiben die meisten Menschen, auch in Berlin, zuhause. Aber | |
welchen Nutzen hat es, wenn man in einem Park [3][nicht mal alleine auf | |
einer Bank ein Buch lesen] darf? Und wie hilft es, wenn die Polizei in | |
einschüchternder Weise und mit breitbeinigem Auftreten unklare Regeln des | |
Kontaktverbots durchsetzt. | |
Selbst, wenn man Polizist:innen keinen bösen Willen unterstellt, lassen die | |
Regelungen einen [4][gefährlichen Handlungsspielraum für die ausführende | |
Exekutive]. Denn die es als Gewaltmonopolist ohnehin gewohnt, Spielräume zu | |
nutzen. Das ist gefährlicher, als es klingt. | |
Denn Trupps von Polizist:innen, die zur Durchsetzung des | |
Infektionsschutzgesetzes tags, aber vor allem auch nachts durch leere | |
Straßen ziehen, werden vor allem auf Leute stoßen, die nicht anders können, | |
als sich dort aufzuhalten: Obdachlose, Menschen, denen zuhause in der zu | |
kleinen Wohnung ohne Balkon die Decke auf den Kopf fällt, und Leute, die in | |
psychischen Ausnahmezuständen sind, möglicherweise befeuert durch eine | |
andauernde Isolation. | |
## Auf eine Decke setzen, ist nicht gefährlich | |
Natürlich gibt es auch Personen, die sich simpel nicht an Abstandsregeln | |
halten und die könnten sicher einen Hinweis verkraften, wie das denn nun | |
ist mit dem Infektionsschutz. Aber Leute, die alleine im Park sitzen zu | |
vertreiben, ist nicht erforderlich. Zumal sich die meisten Leute an den | |
Mindestabstand halten und wenn nicht, leben sie ohnehin schon miteinander. | |
So strömten gegen Mittwochabend auch Hunderte vom Schillerkiez aufs | |
Tempelhofer Feld und ließen sich dort auf den Wiesen nieder. Aber warum | |
soll man sich auch nicht mit einer Decke in den Park setzen, solange man | |
einen gewissen Abstand einhält oder sogar Atemschutz trägt oder sich einen | |
Schal umwerfen? Soll Buch lesen in der Sonne wirklich verboten sein? Ja, | |
tatsächlich, sagte Polizeipräsidentin Barbara Slowik am Donnerstag. Die | |
Grenze des Erlaubten sollten ihrzufolge die Einsatzkräfte mit | |
Fingerspitzengefühl vor Ort ziehen. | |
Solange Fingerspitzengefühl von Polizisten dafür verantwortlich ist, was im | |
öffentlichen Raum erlaubt ist und was nicht, herrscht Ungewissheit. Genau | |
dieser rechtsunsichere Raum aber führt zu autoritärem Überdrehen bei | |
Polizei und Ordnungsämtern. Racial Profiling und der Benachteiligung von | |
Ärmeren dürfte das Vorschub leisten. Zahlreiche Fälle sind in den sozialen | |
Medien unter dem Hashtag [5][#CoronaPolizei] bereits dokumentiert. Es ist | |
gut, dass es dieses Hashtag gibt. Wir sollten dort ganz genau hinschauen | |
und aufschreien. Notfalls auch nur am Fenster und in den sozialen Medien. | |
26 Mar 2020 | |
## LINKS | |
[1] /Schwerpunkt-Coronavirus/!t5660746/ | |
[2] /Massnahmen-gegen-Coronavirus/!5674203/ | |
[3] https://www.tagesspiegel.de/berlin/coronavirus-in-berlin-so-strikt-setzt-di… | |
[4] /Hartes-Kontaktverbot-in-Berlin/!5673501/ | |
[5] https://twitter.com/search?q=%23coronapolizei&src=typed_query | |
## AUTOREN | |
Gareth Joswig | |
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