| # taz.de -- Urteil gegen acht Rechtsextreme: Ein Fanal des Staates | |
| > Das Terror-Urteil gegen „Revolution Chemnitz“ setzt ein nötiges Zeichen. | |
| > Denn der rechte Hass ist wieder entfesselt. | |
| Bild: Der Staat greift jetzt endlich härter gegen Rechtsextreme durch – nich… | |
| Die Bilder scheinen wie ferne Vergangenheit. Chemnitz, Sommer 2018, Rechte | |
| aus dem ganzen Bundesgebiet marschieren in Chemnitz auf. Zuvor war dort ein | |
| 35-Jähriger erstochen worden. Nun gibt es Hitlergrüße, Angriffe auf | |
| Migranten, auch Pegida und AfD mischen mit. Es ist ein Fanal, bald zwei | |
| Jahre her. Eines, das in Wirklichkeit aber gar nicht so fern ist – weil es | |
| bis heute nachwirkt. | |
| Am Mittwoch nun wurden acht Rechtsextreme, die damals in Chemnitz | |
| mitmarschierten, vor dem Oberlandesgericht Dresden [1][zu Strafen von bis | |
| zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt]. Ihnen reichte das Fanal damals | |
| nicht. In Chats sinnierten sie über Anschläge auf Politiker, | |
| „Linksparasiten“ und „Kanacken“. Der NSU sollte dagegen aussehen wie ei… | |
| „Kindergartenvorschulgruppe“. Das Dresdner Gericht benannte dies als das, | |
| was es war: [2][geplanter Rechtsterror]. | |
| Doch auch das Urteil ist eine Art Fanal. Eines des Staates. Er will nicht | |
| mehr zuschauen, wenn sich Rechtsextreme formieren, wenn sie Gewalt planen, | |
| Terror. Er schreitet jetzt ein, und zwar früh. 24 Rechtsterror-Verfahren | |
| leitete die Bundesanwaltschaft im vergangenen Jahr ein, eines davon gegen | |
| die jüngst festgenommene „Gruppe S.“ – im Jahr zuvor waren es sechs. Es … | |
| ein Kurswechsel, der nach dem NSU-Versagen begann. Langsam zunächst, | |
| zuletzt aber mit Nachdruck. Das Dresdner Urteil fügt sich hier nun ein. | |
| Es braucht dieses Signal dringend. Denn seit [3][den Chemnitzer Unruhen] | |
| ist eine neue Serie des Hasses losgetreten, [4][sehen Rechtsextreme wieder | |
| ihre Zeit gekommen]. Dieser Hass war nie weg, aber es gibt Ereignisse, in | |
| denen er sich wieder in voller Härte zeigt. In Rostock, Mölln oder | |
| Hoyerswerda war das so. Beim NSU-Terror. Oder in der Geflüchtetendebatte ab | |
| 2015, als Asylheime angezündet wurden und sich die „Gruppe Freital“ und die | |
| „Oldschool Society“ bildeten. | |
| Und nun ist es wieder so. Christian K., der jetzt verurteilte Anführer von | |
| „Revolution Chemnitz“, sagte einmal, er habe auf eine Zeit wie 1933 | |
| gewartet, als das Volk „übelst sauer“ war. Nun sei wieder diese Zeit, nun | |
| gelte: „Nicht nur Worte sprechen zu lassen, sondern auch Taten“. Christian | |
| K. blieb damit nicht allein. Seit Chemnitz mordeten Rechtsextreme in | |
| Kassel, Halle und Hanau. 13 Menschen mussten dabei sterben. Und es ist | |
| geradezu sinnbildlich, dass auch der mutmaßliche Mörder von Walter Lübcke | |
| einst in Chemnitz mitmarschierte. | |
| Das Dresdner Gericht setzt hier nun ein Stoppzeichen. Es ist richtig, dass | |
| es sich der Staat nicht zu leicht machen darf, wenn er [5][mit | |
| Terrorvorwürfen] hantiert. Noch dazu, wenn es nur um Angedachtes geht. | |
| Aber: Im Fall „Revolution Chemnitz“ waren es eben mehr als „Hirngespinste… | |
| Die Gruppe war durch die Aufmärsche aufgeputscht, versicherte sich | |
| wiederholt, wie ernst man es meine, griff bereits eine Gruppe Iraner an und | |
| suchte aktiv nach Schusswaffen. Wären die Neonazis nicht gestoppt worden, | |
| wäre daraus sicher keine Revolution entstanden – tödliche Gewalt aber | |
| womöglich schon. | |
| Deshalb ist das Stoppzeichen des Rechtsstaats wichtig. Das nun genauere | |
| Hinschauen, das frühere Eingreifen, die härteren Urteile. Dieser | |
| Kurswechsel ist indes nicht nur überfällig. Er ist auch alternativlos. | |
| 25 Mar 2020 | |
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| ## AUTOREN | |
| Konrad Litschko | |
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