# taz.de -- Corona in Spanien: 3.646 neue Fälle | |
> Das Coronavirus breitet sich in Spanien schneller aus als in Italien. | |
> Ministerpräsident Pedro Sánchez warnt vor „emotional sehr harten Tagen“. | |
Bild: „Ich bleibe zu Hause“ – in Madrid sollte es zwingend sein | |
Madrid taz | 28.572 bestätigte Sars-CoV-2-Fälle verzeichnete Spanien bis | |
zum Sonntagnachmittag. Das sind 3.646 Fälle mehr als am Vortag. In 24 | |
Stunden waren 394 neue Todesfälle zu beklagen. Mittlerweile sind 1.720 | |
Menschen an Covid-19 verstorben – über 1.000 allein in der Region um die | |
Hauptstadt Madrid. Die Infektion verbreitet sich damit [1][noch schneller | |
als in Italien]. Der erste Covid-19-Erkrankte in Spanien war am 13. Februar | |
gestorben. | |
Am Samstagabend hielt Ministerpräsident Pedro Sánchez eine Ansprache. „Das | |
Schlimmste steht noch bevor“, erklärte er und spracht von „emotional und | |
psychologisch sehr harten Tagen“. Sánchez sprach von der größten | |
Herausforderung seit dem Spanischen Bürgerkrieg in den 1930er Jahren. | |
Nach einer Videokonferenz mit den Ministerpräsidenten der | |
Regionalregierungen verkündete er, dass der geltende Ausnahmezustand über | |
den 29. März hinaus um zwei Wochen verlängert werden soll. Dafür wird am | |
Mittwoch das spanische Parlament zusammentreten. Damit werden auch die | |
weitgehenden Ausgangsbeschränkungen aufrechterhalten. | |
47 Millionen Spanier dürfen nur in berechtigten Ausnahmefällen, wie etwa | |
zum Einkaufen, Arztbesuch oder um zu arbeiten, auf die Straße. Mehrere | |
Regionalregierungen, darunter die von Katalonien, verlangen, dass die | |
Einschränkungen noch verschärft werden. Sie wollen, dass alle Betriebe und | |
Behörden, die nicht die unmittelbare Grundversorgung der Bevölkerung | |
gewährleisten, für 14 Tage komplett schließen. Die Polizei hat in der | |
ersten Woche über 30.000 Bußgeldbescheide wegen Verstoß gegen die | |
Ausgangsbeschränkungen ausgestellt. 350 Menschen wurden sogar verhaftet. | |
## Doppelt so viele Patienten wie geplant | |
Die Lage in den Hospitälern wird immer dringlicher. Die Intensivstationen | |
mehrerer Krankenhäuser in der Region Madrid sind mit doppelt so vielen | |
Patienten belegt wie eigentlich vorgesehen. Der Krisenstab im | |
Gesundheitsministerium versucht derweilen alles, damit das | |
Gesundheitssystem angesichts der bevorstehenden neuen Infektionsfälle nicht | |
völlig zusammenbricht. | |
In Madrid wird zusätzlich zu den neun Nothospitälern in Hotels, in denen | |
weniger schwere Fälle behandelt werden, von der Armee ein riesiges | |
Notlazarett auf dem Messegelände errichtet, das vor kurzem noch [2][den | |
Klimagipfel COP] beherbergte. Erst einmal sind es 1.300 Betten und 96 | |
Intensivplätze. Doch es soll so schnell wie möglich auf 3.000 Betten | |
ausgebaut werden. Falls nötig, könne die Einheit für Notfälle der | |
spanischen Streitkräfte auf 5.000 aufstocken, heißt es seitens der | |
Behörden. | |
In Barcelona, mit bisher 191 Toten, werden drei Hotels zu Krankenhäusern | |
umfunktioniert, und die Regierung des Baskenlands, mit bisher 97 Toten, | |
arbeitet mit Hochdruck an einem Plan für zusätzliche Kapazitäten. | |
## Huawei spendet eine Million Masken | |
Während die Armee überall im Land Altenheime desinfiziert, kauft das | |
Gesundheitsministerium alles an Schutzmaterial auf, was sich auf dem Markt | |
nur finden lässt. Die meisten Masken kommen aus China. Der | |
Kommunikationskonzern Huawei hat eine Million Masken gespendet. Sie waren | |
ursprünglich für die eigene Belegschaft und deren Familien gedacht. Da sich | |
die Lage in China verbessert hat, würden sie nicht mehr gebraucht, | |
berichtet die spanische Presse. | |
Zwei Madrider Krankenhäuser berichteten am Wochenende von den beiden ersten | |
schweren Fällen auf der Intensivstation, deren Gesundheitszustand sich so | |
weit verbessert hat, dass sie auf die Apparate zur künstlichen Beatmung | |
verzichten können. | |
22 Mar 2020 | |
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## AUTOREN | |
Reiner Wandler | |
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