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# taz.de -- Studium in der Corona-Pandemie: Auslandssemester von zu Hause
> Wegen der Corona-Epidemie müssen viele Studierende ihren Austausch
> abbrechen. So auch Politikstudentin Marlene Joger, die nun wieder zu
> Hause sitzt.
Bild: Ausgangssperre in Neapel, Auslandsemester zu Ende
Berlin taz | „Ich bin super enttäuscht, ich hatte mich schon sehr lange auf
den Austausch gefreut“, erzählt Marlene Joger. Die 25-jährige
Politik-Studentin an der Universität Bamberg war Ende Februar für ein
Erasmus-Semester nach Neapel gereist – und musste Italien nun nach nur
zweieinhalb Wochen wieder verlassen. Denn nachdem sich auch im Süden des
Landes das [1][Coronavirus] rasant ausgebreitet hatte, wurde vergangenen
Montag ganz Italien zum Sperrgebiet erklärt.
Wie Joger geht es derzeit vielen Austauschstudierenden: Jedes Jahr
absolvieren mehrere hunderttausend europäische Studierenden über das
Erasmus+ Programm ein Auslandssemester. Allein aus Deutschland sind 2019
insgesamt 45.000 Studierende oder Praktikant*innen mit Erasmus+ ins Ausland
gegangen.
In vielen europäischen Ländern wurden wegen der Corona-Epidemie nun aber
Universitäten geschlossen oder der Semesterstart verschoben. Daher
ermöglicht die EU-Kommission die umfassende Anwendung der „force
majeure“-Regelung für Erasmus-Studierende.
Die Kosten für eine Reise zurück oder einen nicht angetretenen
Auslandsaufenthalt werden damit teilweise erstattet, die genauen Regelungen
sind aber in der jeweiligen Fördervereinbarung der Geförderten mit ihren
Hochschulen festgelegt. Ob ein bereits begonnener Auslandsaufenthalt
abgebrochen werden muss, entscheiden die Austauschstudierenden in Absprache
mit ihrer Herkunftshochschule.
## Auch ausländische Freiwillige in Deutschland haben Probleme
Von der Corona-Epidemie sind neben Studierenden auch zahlreiche
Austauschschüler*innen, Freiwillige und Teilnehmer*innen anderer
Austauschprogramme betroffen. Der Verein AFS Interkulturelle Begegnungen
gab am Montag bekannt, die meisten laufenden Programme zu beenden und
schnellstmöglich die Rückreise der Betroffenen organisieren zu wollen. Eine
„bislang beispiellose Maßnahme“, wie der Verein mitteilt.
Im laufenden Programmjahr sind rund 1.800 Programmteilnehmer*innen mit AFS
Deutschland weltweit unterwegs. Auch ausländische Teilnehmer*innen, die
sich derzeit in Deutschland befinden, sollen möglichst bald in ihre
Heimatländer zurückkehren.
So auch Lina Marcela Palta aus Kolumbien. Die 27-jährige Umweltingenieurin
absolviert seit sieben Monaten einen Freiwilligendienst im „ABC Bildungs-
und Tagungszentrum“ in Drochtersen-Hüll in Niedersachsen. „Ich hätte das
Programm sehr gerne zu Ende gemacht“, sagt Palta, deren Aufenthalt
ursprünglich bis Juli andauern sollte. Die gebürtige Kolumbianerin sitzt
derzeit in dem niedersächsischen Dorf fest.
Alle Seminare in der Tagungsstätte für politische Bildung wurden abgesagt,
die Mitarbeiter*innen bleiben zu Hause. Nun wartet Lina Marcela Palta
darauf, dass ihre Entsendeorganisation AFS Kolumbien einen Rückflug bucht.
„Ich habe Angst, nicht rechtzeitig zurückzukommen“, sagt Palta. Die
kolumbianische Regierung hatte am Montag entschieden, aufgrund der
Ausbreitung des Coronavirus allen ausländischen Staatsangehörigen die
Einreise zu untersagen. Die Freiwillige hofft nun, noch rechtzeitig in ihr
Heimatland zurückkehren zu können, bevor ein genereller Einreisestopp
verhängt werden könnte.
Marlene Joger hat es nach Hause geschafft. Am vergangenen Mittwoch ist die
Politik-Studentin zurück nach Deutschland gereist. Lieber wäre sie
allerdings vor Ort geblieben – trotz Corona-Krise. „Ich hatte jedoch ein
bisschen Angst, im Notfall nicht rechtzeitig nach Deutschland ausreisen zu
können“, erklärt sie.
Nach ihrer Rückkehr wurde sie [2][auf das Coronavirus] getestet, Ergebnis:
negativ. Bei ihrer aktuellen Mitbewohnerin allerdings file der Test positiv
aus. Daher muss nun auch Joger vorerst zu Hause bleiben. „Ich mache Erasmus
jetzt aus der Quarantäne“, sagt sie am Telefon. Wie sie erzählt, kann sie
an zwei digitalen Kursen der Universität Neapel aus der Ferne teilnehmen.
Kurz darauf muss sie auflegen. Der Unterricht über Videokonferenz beginnt.
18 Mar 2020
## LINKS
[1] /Schwerpunkt-Coronavirus/!t5660746/
[2] /Sich-auf-Corona-testen-lassen/!5671714&s=corona+test/
## AUTOREN
Georg Sturm
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