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# taz.de -- Studie über Chinas Corona-Bekämpfung: Großes Versagen, großer E…
> Eine britische Studie kommt zu dem Ergebnis: China hätte die meisten
> Corona-Infektionen verhindern können, doch dann wurde konsequent
> gehandelt.
Bild: Geheilte Coronapatienten in Wuhan fahren vom Krankenhaus in ihre Heimatge…
BERLIN taz | Hätte China seine drastischen Maßnahmen zur Eindämmung des
Coronavirus drei Wochen früher und damit kurz nach ersten Warnungen von
Medizinern begonnen, hätten 95 Prozent der Infektionen verhindert werden
können. Wäre dies zwei Wochen früher passiert, wären noch 86 Prozent
ausgeblieben, bei einer Woche früher immerhin noch 66 Prozent.
Zu diesen Ergebnis kommt eine [1][vorläufige Studie] der demografischen
Forschungsgruppe [2][WorldPop der britischen Universität Southampton]. Die
Studie wurde noch nicht unabhängig („peer review“) begutachtet. Demnach
hätte sich die Ausbreitung des Virus verdreifacht, wären Chinas Ende Januar
ergriffene Maßnahmen erst eine Woche später erfolgt. Bei zwei Wochen wäre
es eine Versiebenfachung und bei drei Wochen eine Verachtzehnfachung der
Fälle gewesen.
Die Studie untersucht die Wirksamkeit nichtpharmazeutischer Interventionen.
Das sind etwa die Isolierung und Quarantäne kranker Personen, die Recherche
von Ansteckungsketten, Reiserestriktionen, Schulschließungen und die Absage
von Veranstaltungen.
Vor allem die [3][frühzeitige Reduzierung von Kontakten] und das schnelle
Erkennen Infizierter waren sehr hilfreich, also das Testen auf das
Coronavirus, woran es in vielen Ländern bis heute mangelt.
## Viel zu spät, aber dann richtig gehandelt
China hatte seine restriktiven Maßnahmen wie eine Ausgangssperre in der
zentralen Metropole Wuhan, dem Coronaepizentrum, und Reiseverbote aus der
dortigen Provinz Hubei erst am 23. Januar ergriffen, zwei Tage vor dem
Neujahrsfest. Da hatte es schon große Bankette mit hunderten Menschen
gegeben, und Chinas größte Reisewelle des Jahre war längst im Gange.
Bereits am 30. Dezember hatte der später verstorbene Arzt [4][Li Wenliang]
in einer Chatgruppe vor dem neuen Virus gewarnt. Doch die Behörden
verfolgten den Whistleblower und andere Mitglieder der Chatgruppe bereits
am 1. Januar strafrechtlich wegen „Verbreitung von Gerüchten“. Der
33-jährige Li musste eine entsprechende Erklärung unterzeichnen.
Doch trotz der großen Verzögerung aufgrund mutmaßlich politischer
Erwägungen von Provinzregierung von Hubei ergriffen Chinas Behörden später
dann sehr wirksame Maßnahmen. Laut Studie gelang es so, die Zeitspanne
zwischen dem Auftreten erster Ansteckungssymptome und der Bestätigung einer
Infektion Anfang Februar von zwölf auf drei Tage zu senken.
## „Frühes Erkennen von Infizierten sehr hilfreich“
„Es wird geschätzt, dass die frühe Entdeckung und Isolierung von Fällen
mehr Infektionen verhindert hat als die Reisebeschränkungen und
Kontaktreduzierungen, aber integrative nichtpharmazeutische Maßnahmen
erzielten den stärksten und schnellsten Effekt“, bilanziert die Studie.
„Chinas energische, vielfältige Antwort hat wahrscheinlich eine viel
schlimmere Situation verhindert, die eine globale Ausbreitung beschleunigt
hätte.“
China wird die Beibehaltung der ergriffenen Maßnahmen sozialer Distanz noch
für viele weitere Monate empfohlen. Und andere Länder sollen Chinas
Beispiel folgen.
16 Mar 2020
## LINKS
[1] https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2020.03.03.20029843v3
[2] http://xn--WorldPop%20der%20britischen%20Universitt%20Southampton-i4d
[3] /Virusexperte-ueber-Corona-Gefahr/!5659531
[4] /Entdecker-des-Coronavirus-gestorben/!5662420
## AUTOREN
Sven Hansen
## TAGS
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