# taz.de -- Pflegenotstand wegen Corona: Ex-Zivis in die Krankenhäuser! | |
> Hunderttausende Männer haben einst Sozialdienst abgeleistet. Der Staat | |
> sollte ihnen die Möglichkeit geben, ihre Fähigkeiten jetzt wieder | |
> einzusetzen. | |
Bild: Können Verstärkung brauchen – Isolierstation in Schwerin | |
Bald könnte es in Deutschland aussehen wie derzeit bei unseren | |
italienischen und spanischen Nachbarn. Das Personal, das in den | |
Krankenhäusern arbeitet, braucht dann jede Entlastung, die möglich ist. Wir | |
haben hierzulande ein Potenzial, das man genau für einen solchen Fall | |
aktivieren sollte: Millionen von ehemaligen Zivildienstleistenden haben | |
grundlegende Kenntnisse und Erfahrungen, die sie jetzt einsetzen könnten. | |
Sie könnten im Bereich der Kinder- und Altenbetreuung eingesetzt werden, | |
bei administrativen Tätigkeiten in Gesundheitsämtern und Krankenhäusern | |
mitarbeiten und bei Krankentransporten. Sie könnten Pfleger*innen | |
entlasten, indem sie deren Verpflichtungen bei Patient*innen | |
übernehmen, die nicht mit Corona infiziert sind. | |
Die vielen Tätigkeiten, über die man als Zivi früher einmal gestöhnt hat, | |
kann man denjenigen abnehmen, [1][die im Auge des Sturms] stehen: Essen | |
austeilen, Betten verteilen, Bettpfannen entleeren… Ein kleiner Dienst, | |
aber eine derzeit wichtige und nötige Entlastung, während nebenan um das | |
Leben unserer Mitmenschen gekämpft wird. | |
Es wäre an der Zeit, dass die Politik den Weg dafür freimacht, dass | |
Zivildienst-„Reservisten“ auf freiwilliger Basis in ihrer Freizeit die | |
Möglichkeit erhalten, sich zur Verfügung zu stellen. Natürlich ist es | |
gerade in einer solchen Ausnahmesituation unerlässlich, dass bestimmte | |
Sicherheitsregeln eingehalten werden. Noch haben wir Zeit, die dafür | |
nötigen Schulungen vorzubereiten und durchzuführen. | |
Unabhängig davon, wie man zur Dienstpflicht steht, muss man anerkennen: Wir | |
haben [2][über mehrere Jahrzehnte junge Männer] für solche Situationen | |
ausgebildet, während deren Jahrgangsgenossen für den Ernstfall des Krieges | |
geübt haben. Dieses Potenzial jetzt nicht zu nutzen wäre eine tragische | |
Ressourcenverschwendung. | |
Ich habe selber Zivildienst geleistet und bin sehr dankbar für diese | |
Erfahrung. Ich wäre froh, mich in dieser Situation mit dem einbringen zu | |
können, was ich dort gelernt habe: fachlich und menschlich. | |
28 Mar 2020 | |
## LINKS | |
[1] /Corona-ist-weiblich/!5670768 | |
[2] /Diskussion-um-Pflichtdienst/!5139061 | |
## AUTOREN | |
Clemens Schneider | |
## TAGS | |
Gastkommentar | |
Schwerpunkt Coronavirus | |
Wehrdienst | |
Zivildienst | |
Pflegekräftemangel | |
Schwerpunkt Coronavirus | |
Soziales Engagement | |
Vereinssport | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Systemrelevante Jobs in Coronakrise: Ihr beklatscht euch selbst | |
Unser Autor findet das Klatschen für Pflegekräfte verlogen. Er ist selbst | |
Pfleger und fordert: Kümmert euch lieber um die Alten und Vulnerablen. | |
Corona ist weiblich: Eine Krise der Frauen | |
In fast allen sozialen Aspekten trifft die Krankheit Frauen härter. Und | |
das, obwohl oder gerade weil die den Laden wesentlich am Laufen halten. | |
Debatte um Dienstpflicht: Die Pflicht als Freiheit | |
Die Idee eines verpflichtenden sozialen Jahres empfinden viele als | |
Zumutung. Dabei könnte es wie Kitt in einer gespaltenen Gesellschaft | |
wirken. | |
Dienstjahre in Sportvereinen?: Freiwillig in die Pflicht genommen | |
Der organisierte Sport in Deutschland profitiert von Freiwilligen. Jetzt | |
wird über Wehrpflicht und Dienstjahr diskutiert. Welche Folgen kann das | |
haben? |