# taz.de -- Planbare Operationen in Hamburg: Pflicht zur Verschiebung | |
> Nicht alle Kliniken sollen auf Operationen verzichtet haben, um sich auf | |
> Corona-Patient*innen vorzubereiten. Jetzt greift die Gesundheitsbehörde | |
> ein. | |
Bild: Davon soll es erstmal möglichst viele geben: Leere Betten in einer Hambu… | |
Hamburg taz | Um sich bestmöglich auf die steigende Zahl von | |
Covid-19-Patient*innen vorzubereiten, sind alle Krankenhäuser aufgerufen, | |
ihre planbaren Operationen zu verschieben. Die Hamburger Gesundheitsbehörde | |
hat die Krankenhäuser der Stadt nun dazu verpflichtet. Das gab | |
Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) auf der | |
Landespressekonferenz am Dienstag bekannt. | |
Die Versorgungsaufträge der Kliniken seien entsprechend ergänzt worden, | |
sagte sie. Am selben Tag seien die Krankenhäuser davon in Kenntnis gesetzt | |
worden, seitdem gelte die Verpflichtung, heißt es aus der Behörde. | |
Ausgenommen seien Kliniken oder Abteilungen, die ausschließlich | |
psychiatrische Versorgung leisten. | |
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte die Kliniken mit einem | |
Schreiben schon am 13. März gebeten, sogenannte elektive Operationen | |
auszusetzen. Hintergrund war der Wunsch, Zeit zu gewinnen, um in den | |
Krankenhäusern zusätzliche Betten für Covid-19-Patient*innen zu schaffen | |
und frei werdendes Personal für deren Behandlung schulen zu können. In | |
Hamburg mehrten sich jedoch Berichte von Klinikpersonal, dass dies nicht | |
konsequent umgesetzt wird ([1][taz berichtete]). | |
Die Auslastung der Kliniken sei in Hamburg schon auf bis zu 65 Prozent | |
heruntergefahren, sagte Prüfer-Storcks am Dienstag. Die Zahl sei zum Teil | |
unterschiedlich, weil in einigen Krankenhäusern mehr Akut- und | |
Notfallpatient*innen behandelt würden, als in anderen. | |
Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) fügte hinzu, eine wichtige | |
medizinische Frage bei der Verschiebung von Eingriffen sei, dass diese | |
Patient*innen in den kommenden zwei Monaten nicht zu Notfallpatient*innen | |
und damit ein zusätzliches Problem in der [2][anstrengenden Phase der | |
Versorgung] von Covid-19-Patient*innen würden. | |
Die Kliniken müssen diese Einzelfallentscheidungen nun „zwingend | |
dokumentieren“, sagt die Sprecherin der Gesundheitsbehörde. Mindestens | |
zweimal wöchentlich will die Behörde außerdem bei den Krankenhäusern die | |
aktuelle Belegung auf den Normalstationen, im Intensivbereich und die | |
Beatmungskapazitäten abfragen. Hinzu kommen die Zahlen für die in den | |
kommenden vier Wochen vorgesehenen planbaren Aufnahmen. Bei Verstößen gegen | |
die Regelungen könnte der Versorgungsauftrag der Kliniken verändert oder | |
entzogen werden, sagt die Sprecherin. | |
Am Hamburger Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) wurden alle nicht | |
lebenswichtigen Operationen verschoben, wie der Leiter der Intensivmedizin, | |
Stefan Kluge, am Mittwoch sagte. Man brauche das Personal, es sei das | |
[3][Nadelöhr bei der Bekämpfung der Pandemie.] Das Personal am UKE würde | |
bereits geschult, um Corona-Patient*innen versorgen zu können. | |
In dem Zusammenhang wies Kluge darauf hin, dass schon vor der Pandemie | |
bundesweit etwa 20 Prozent der Intensivbetten gesperrt waren, weil das | |
Personal fehlte. Das UKE sieht sich dennoch gut aufgestellt. „Aber trotzdem | |
kommt eine riesige Welle auf uns zu, die uns wahrscheinlich erst im April | |
voll treffen wird“, sagte Kluge. | |
Hamburger Kliniken haben laut Gesundheitsbehörde außerdem 100 zusätzliche | |
Beatmungsgeräte bestellt. Wann sie eintreffen, ist noch unklar. Die Kosten | |
übernimmt die Behörde. Weitere Geräte hat die Bundesregierung bereits | |
bestellt. | |
Die Gesundheitssenatorin spreche außerdem mit Klinikträgern darüber, | |
inwiefern etwa in Reha-Einrichtungen Kapazitäten geschaffen werden könnten, | |
um Covid-19-Patient*innen zu behandeln oder Krankenhäuser zu entlasten, | |
sagt die Behördensprecherin. | |
26 Mar 2020 | |
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## AUTOREN | |
Marthe Ruddat | |
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