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# taz.de -- Corona-Notkrankenhaus in Berlin: Tausend Betten für den Ernstfall
> „Es wird schnell gehen“, verspricht Albrecht Broemme. Der ehemalige
> Brandschutzdirektor ist Bauleiter des neuen Corona-Krankenhauses in
> Messehalle 26.
Bild: Albrecht Broemme, vormals Brandschutzdirektor und THW-Chef
„Die Eröffnung des Krankenhauses ist um 11 Uhr. Nur das Datum weiß ich noch
nicht“, sagt Albrecht Broemme, der den Bau eines neuen Krankenhauses für
Corona-Patienten leitet, der taz. 1.000 Betten wird das Krankenhaus haben,
das innerhalb weniger Tage neu auf dem Berliner Messegelände entstehen
soll.
Es wird Beatmungsplätze geben, die in Anspruch genommen werden sollen, wenn
diese in anderen Krankenhäusern nicht mehr ausreichen, „damit nicht
entschieden werden muss, welche Patienten beatmet werden müssen und welche
nicht“. Auf intensivmedizinisch zu betreuende Patienten sowie solche mit
behandlungsbedürftigen Vorerkrankungen sei der Neubau allerdings nicht
ausgerichtet.
Broemme war einmal Landesbranddirektor der Berliner Feuerwehr. Er hat das
Technische Hilfswerk geleitet. Seit Dezember ist er in Pension, aber
Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) hatte ihn vor einer Woche gebeten,
sich um den Krankenhausneubau zu kümmern. Den braucht Berlin für den Fall,
dass die Zahl der Corona-Patienten die bereits jetzt hochgefahrenen
Kapazitäten in allen 38 Berliner Notfallkrankenhäusern übersteigt. Selbst
das gut aufgestellte Berliner Gesundheitssystem werde unter der Pandemie an
seine Grenzen stoßen, hatte Kalayci bereits dem RBB gesagt.
Anders als im chinesischen Wuhan, wo Bauarbeiter binnen zwei Wochen ein
komplettes Krankenhaus aus dem Boden stampften, muss in Berlin nicht neu
gebaut werden. Das Corona-Behandlungszentrum Jafféstraße, so der Name der
neuen Klinik, zieht in Halle 26 auf die Berliner Messe. Zunächst soll das
Land Berlin zuständig sein für das Corona-Krankhaus. Ein Träger wird aber
gesucht. Das sei schwierig, so Broemme, „denn wir reden hier nicht von
einem Dorfkrankenhaus und auch nicht von einem Kreiskrankenhaus. Es geht um
1.000 Betten.“
## Umbau beginnt sofort
Im Innern muss die Messehalle nun zu einem Krankenhaus umgebaut werden. Es
soll separate kleine Zimmer geben. Der Umbau beginne sofort, noch diese
Woche. Das Vorbild Chinas von zwei Wochen Bauzeit sei sportlich und wohl
nicht zu schaffen, sagt Broemme. „Aber es wird schnell gehen.“ Einige
Standards wie Schwesternzimmer und eine Wäscherei werden wegen der Kürze
der Bauzeit nicht entstehen. „Das muss woanders genutzt werden.“
Broemme blieb vage auf die Frage, woher Ausstattung, Verbrauchsmaterial und
das Personal kommen sollen. „Ich weiß nur, woher alles das nicht kommt,
nämlich aus bestehenden Krankenhäusern.“ Deren Betrieb und sogar deren
Aufstockung an Ressourcen habe Vorrang. Was das Verbrauchsmaterial angehe,
sei er zuversichtlich, dass die Lieferketten aus China wieder
funktionieren, wenn der Bau fertig sei. Bei Ausstattungen appelliert er an
die Berliner, auf Reserven hinzuweisen.
„Für das Personal benötigen wir 600 bis 800 Mitarbeiter im Schichtbetrieb.
Deren genaue Qualifikation werden wir noch benennen.“ Broemme denkt etwa an
Ärzte und Schwestern aus Rehakliniken, die den Betrieb einstellen
werden, aus Belegkliniken, die nicht unbedingt erforderliche Operationen
einstellen, sowie an Sportärzte von Sportfachverbänden und Bundesligaklubs,
bei denen Leistungssport und Spielbetrieb ruhen. „Ich weiß von der
Bereitschaft in breiten Teilen der Bevölkerung, hier zu helfen. Mehrere
Ruheständler haben sich bereits gemeldet.“ Auch ehemalige Pflegekräfte
sollen sich melden.
Lösungen müssten auch für Medizinstudenten höherer Semester her, etwa dass
die Arbeit in diesem Krankenhaus als Praktikum anerkannt und gleichzeitig
bezahlt wird. „Dann werden die Studenten Schlange stehen“, glaubt Broemme.
Mit Blick auf das Infektionsrisiko sagte Broemme, jedem Mitarbeiter müsse
bewusst sein, wo er da arbeite. Er verglich die Tätigkeit mit der eines
Feuerwehrmanns, der in ein brennendes Haus geht. Klar sei, dass
Schutzausrüstung benutzt werde.
Bereits am Dienstag soll ein Finanzplan für das Krankenhaus stehen. Das
angekündigte Amtshilfeersuchen an die Bundeswehr sei bislang nicht gestellt
worden, sagt Broemme. Ein Stabsoffizier der Bundeswehr sei aber im
Beraterstab tätig. Wenn sich konkrete Bedarfe aufzeigten, werde es gezielte
Amtshilfeersuchen geben.
23 Mar 2020
## AUTOREN
Marina Mai
## TAGS
Schwerpunkt Coronavirus
Dilek Kalayci
Feuerwehr
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