# taz.de -- Vorwahlen der US-Demokraten: Biden räumt bei Super Tuesday ab | |
> Nach der Wahl in 14 US-Bundesstaaten bleiben bei den Demokraten de facto | |
> zwei Präsidentschaftskandidaten übrig: Bernie Sanders und Joe Biden. | |
Bild: Der große Gewinner des Super Tuesday: Joe Biden beim Wahlkampf in Los An… | |
BERLIN taz | Der ehemalige US-Vizepräsident Joe Biden ist der große | |
Gewinner der demokratischen Vorwahlen vom Dienstag. In 14 Bundesstaaten | |
wurde gewählt, und mindestens 8 davon konnte Biden für sich entscheiden. | |
Der linke Senator [1][Bernie Sanders, der sich nach den ersten drei | |
Vorwahlen als Favorit] hatte etablieren können, hat lediglich in seinem | |
kleinen Heimatstaat Vermont, in Utah und Colorado die meisten Stimmen auf | |
sich vereinen können. In Kalifornien und Texas, den beiden Staaten mit den | |
meisten zu vergebenden Delegierten, wurde am frühen Morgen europäischer | |
Zeit noch ausgezählt. In Texas lag Biden knapp vorn, in Kalifornien Sanders | |
deutlich. | |
Zwar wird der Vorsprung an Delegierten, den Biden aus diesem Wahltag ziehen | |
kann, nicht überwältigend sein – womöglich liegt sogar Sanders nach wie vor | |
vorne, wenn er in Kalifornien tatsächlich mit über 10 Prozentpunkten | |
Unterschied gewinnt. | |
Seit die Demokraten die Delegierten proportional unter allen Kandidat*innen | |
verteilen, die mindestens 15 Prozent der Stimmen bekommen, ist die Frage, | |
wer – womöglich knapp – einen Bundesstaat gewonnen hat, nicht mehr so | |
entscheidend wie früher, als noch das The-Winner-takes-it-all-Prinzip galt. | |
Wer genau wie viele Delegierte gewonnen hat, wird aufgrund der zum Teil | |
komplizierten Verfahren erst in ein paar Tagen klar sein. | |
## Bloomberg verliert | |
Allerdings hatte Sanders darauf gehofft, sich durch sehr klare Siege in | |
Kalifornien und Texas mit ihren großen Latino-Bevölkerungsanteilen einen | |
deutlichen Vorsprung erarbeiten zu können. Das hat nicht geklappt. Zwar hat | |
er unter Latino-Wähler*innen die meisten Stimmen. Aber Sanders' Vorsprung | |
unter Latinos ist kleiner als Bidens Vorsprung unter Schwarzen und Bidens | |
Vorsprung auf Sanders in den Südstaaten ist größer als Sanders' Vorsprung | |
in den Staaten mit Latino-Bevölkerung. | |
Und: Sanders hat zwar die Unterstützung der großen Mehrheit von jungen | |
Demokratischen Wähler*innen, die sich mit seiner „Revolution“ | |
identifizieren. In der Altersgruppe der über 65-Jährigen aber liegt Biden | |
klar vorne – und aller Erfahrung nach gehen die Alten wählen, während die | |
Jungen am Wahltag eher zu Hause bleiben. | |
Und da war ja auch noch Michael Bloomberg. Der Multimilliardär und frühere | |
New Yorker Bürgermeister, der in den ersten vier Vorwahlen nicht angetreten | |
war, aber mit 561 Millionen US-Dollar aus seinem eigenen Vermögen mehr Geld | |
für Spots und Wahlwerbung in den Super-Tuesday-Staaten ausgegeben hatte als | |
alle anderen Kandidat*innen zusammen, konnte keinen einzigen Bundesstaat | |
gewinnen. Lediglich in sechs Bundesstaaten kam er auf über 15 Prozent und | |
konnte überhaupt Delegierte erringen. | |
Auch Bloomberg hatte sich in den zwei TV-Debatten, an denen er hatte | |
teilnehmen können, deutlich als Anti-Sanders-Kandidat positioniert, so dass | |
zumindest in der gängigen politischen Arithmetik sein Wähleranteil eher dem | |
Biden- als dem Sanders-Lager zuzurechnen wäre. Sollte Bloomberg jetzt aus | |
dem Rennen ausscheiden, wird der Weg zur Nominierung für Sanders noch | |
steiniger. | |
## Biden und Sanders bleiben übrig | |
Noch schlechter schnitt Elizabeth Warren ab. Die progressive Senatorin | |
konnte nur in fünf Bundesstaaten überhaupt Delegierte gewinnen. Selbst in | |
ihrem eigenen Bundesstaat Massachusetts, für den sie seit 2013 im Senat | |
sitzt, kam sie mit 22 Prozent der Stimmen nur auf den dritten Platz, hinter | |
Biden mit 33 und Sanders mit 27 Prozent. Der Druck auf sie, ihre Kandidatur | |
jetzt zu beenden, wird mit diesem Dienstag enorm steigen. | |
Nach den ersten drei Vorwahlen war Biden fast abgeschrieben worden. Das | |
änderte sich in der vergangenen Woche [2][mit den Vorwahlen in South | |
Carolina]. Biden wurde vom einflussreichen Schwarzen Abgeordneten Jim | |
Clyburn unterstützt und gewann die Vorwahlen in South Carolina haushoch. | |
Anschließend schieden nicht nur der Milliardär Tom Steyer aus dem Rennen | |
aus, sondern [3][auch Pete Buttigieg] und Amy Klobuchar. Beide kündigten | |
ihre Unterstützung für Biden an, der damit automatisch zum | |
Anti-Sanders-Kandidaten avancierte. Das hat sich jetzt weit über seinen | |
Vorsprung bei Schwarzen Wähler*innen hinaus ausgezahlt. | |
De facto sind die Vorwahlen mit dem Super Tuesday zu einem Wahlkampf | |
zwischen nur noch zwei Kandidaten geworden: Joe Biden gegen Bernie Sanders. | |
Biden hat jetzt einen unglaublichen Schub bekommen und wird als | |
Anti-Sanders-Kandidat die Unterstützung des Parteiapparats hinter sich | |
haben. Sanders hingegen hat eine über Jahre aufgebaute Bewegung, eine | |
hervorragende Wahlkampforganisation und mehr Einzelspender hinter sich als | |
jeder andere. Bis eine Entscheidung gefallen ist, kann es noch Wochen, wenn | |
nicht Monate, dauern. | |
4 Mar 2020 | |
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## AUTOREN | |
Bernd Pickert | |
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