# taz.de -- Demo in Berlin trotz Corona: Kommt alle nicht zur Demo! | |
> Weil die Pandemie Wohnungsnot verstärkt, will das Mietenwahnsinn-Bündnis | |
> trotzdem demonstrieren. Allerdings nur mit 49 Leuten und | |
> Sicherheitsabstand. | |
Bild: Social Distancing statt soziale Bewegung: die Mieten-Großdemo (hier 2019… | |
Berlin taz | Wohl niemals in der Nachkriegszeit Deutschlands waren die | |
eigenen vier Wände so wichtig wie während der anhaltenden Corona-Pandemie. | |
Wenn sich das Leben überwiegend zu Hause abspielen soll, verschärft sich | |
damit allerdings auch die Frage nach sozialen Ungleichheiten. | |
Denn während einige sich auf Twitter und Facebook von ihrem gemütlichen | |
Südbalkon zu Hilfssheriffs aufspielen und ihre Nachbar:innen beim | |
vermeintlich delinquenten Spazierengehen fotografieren und dazu | |
denunziatorische Posts verfassen, müssen andere zu viert auf 70 | |
Quadratmetern klarkommen und werden dann auch noch blöde angemacht, wenn | |
sie draußen unter Einhaltung des gebotenen Sicherheitsabstands spazieren | |
gehen. | |
Gerade jetzt ist der Mangel an Wohnraum besonders virulent. So sieht das | |
auch das Mietenwahnsinn-Bündnis, das trotz Corona am Freitag um 14 Uhr vor | |
dem Roten Rathaus eine Kundgebung abhalten will. Zwar ist derzeit und bis | |
zum 19. April neben dem Veranstaltungsverbot auch die | |
[1][Demonstrationsfreiheit eingeschränkt], aber dies gilt nur für Gruppen | |
und Veranstaltungen ab 50 Personen. | |
Deswegen ruft das Mietenwahnsinn-Bündnis zur Klein-Demo vor dem Roten | |
Rathaus auf. Lediglich 49 Personen sollen kommen und im nötigen | |
Antiinfektionsabstand vor dem Roten Rathaus demonstrieren. Mundschutz und | |
hygienischer Mikrofonschutz sollen ebenfalls mitgebracht werden. | |
Das Bündnis fordert die Abschaffung von Zwangsräumungen und ein Verbot von | |
Strom-, Gas- und Wassersperren, ein Moratorium für Mieten und | |
Hypothekenzahlungen, die Auflösung von Sammelunterkünften sowie die | |
Beschlagnahmung von Leerstand und Ferienwohnungen für Bedürftige und | |
Obdachlose, einen Solidarfonds für Kleingewerbe und selbständige | |
Kultureinrichtungen. | |
Von Hilfen für die Immobilienwirtschaft sei hingegen abzusehen, wie es | |
[2][in einem Demo-Aufruf] heißt. Der käme schließlich bereits staatliche | |
und europäische Hilfen zugute. Ein Sprecher vom Mietenwahnsinn-Bündnis | |
sagte: „Die Mietforderungen der Immobilieneigentümer werden nicht | |
zurückgehen und somit Millionen von Menschen in Relation zu ihrem sinkenden | |
Einkommen noch mehr ausbeuten. Sie dürfen sie weiter aus ihren Wohnungen | |
vertreiben, bis hin zu Zwangsräumungen, die gegenwärtig eine größere Gefahr | |
der Infektion mit Corona zur Folge hat.“ | |
Die Zwangsräumung einer Person in Corona-Quarantäne wurde am Dienstag erst | |
[3][in letzter Minute abgewendet]. Der Senat prüft derzeit, inwiefern die | |
Justiz [4][Zwangsräumungen aussetzen kann]. | |
Die für den 28. März geplante Groß-Demo der Mietenbewegung mit 10.000 | |
angemeldeten Teilnehmer:innen [5][ist bereits abgesagt]. Dennoch will das | |
Bündnis am 23. März auf dem Hohenzollernplatz eine Pressekonferenz geben. | |
19 Mar 2020 | |
## LINKS | |
[1] https://www.berlin.de/corona/massnahmen/verordnung/ | |
[2] http://(https://mietenwahnsinn.info/demo2020/wp-content/uploads/sites/7/202… | |
[3] https://www.neues-deutschland.de/artikel/1134451.coronavirus-zwangsraeumung… | |
[4] /Mietinitiativen-fordern-Moratorium/!5668608/ | |
[5] /Berlin-im-Zeichen-von-Corona/!5667583/ | |
## AUTOREN | |
Gareth Joswig | |
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Dilek Kalayci | |
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