# taz.de -- Bremer Daseinsvorsorge in Corona-Krise: Von nun an ist Sonntag | |
> Die Bremer Betriebe der Daseinsvorsorge reagieren auf die Krise. Viele | |
> Mitarbeiter:innen sind im Homeoffice, die BSAG fährt ab Dienstag weniger. | |
Bild: Für die Fahrer:innen sicherer als Busse: Trams | |
Bremen taz | Einen täglich tagenden Krisenstab haben sie alle längst, einen | |
[1][Corona]-Fall zum Glück noch nicht: die Bremer Unternehmen, die für die | |
sogenannte „kritische Infrastruktur“, also den ÖPNV und die Strom-, Gas- | |
und Wasserversorgung, Abwasser, Müllabfuhr und Straßenreinigung zuständig | |
sind. Viele Mitarbeiter:innen sind zudem im Homeoffice: Diese und weitere | |
Maßnahmen stellten die Verantwortlichen von Swb, [2][Bremer Straßenbahn AG | |
(BSAG)] und Hansewasser gestern gemeinsam mit Bürgermeisterin Maike | |
Schaefer (Grüne) vor. | |
So fahren Busse und Bahnen ab heute reduziert. Der neue Rhythmus ist an den | |
Sonntagsfahrplan angelehnt, sagt BSAG-Vorstand Hajo Müller. „Zu | |
Hauptverkehrszeiten stocken wir den allerdings auf.“ Die Linien, die im | |
regulären Sonntagsfahrplan nicht vorkommen – 5, 52, 82, 91, 92 und 95 −, | |
würden jedoch nicht bedient. Auf den digitalen Anzeigen werden die neuen | |
Abfahrtszeiten dargestellt, für die Aktualisierung der VBN-App braucht es | |
voraussichtlich ein paar Tage. | |
Vorwürfe, wonach eine Reduzierung des Angebots fahrlässig sei, weisen | |
Mobilitätssenatorin Maike Schaefer (Grüne) und Müller zurück. Die | |
Nutzungszahlen des ÖPNV verfolge man, es sei ein „erkennbarer Rückgang“ zu | |
verzeichnen. „Unser Ziel ist, die Mobilität aufrecht zu erhalten“, so | |
Müller. Durch eine Veränderung des gesellschaftlichen Lebens sei jedoch das | |
Mobilitätsbedürfnis eingeschränkt. „Wir rechnen aufgrund der ganzen | |
Schließungen nicht mit überfüllten Fahrzeugen“, so Schaefer. | |
Dass es in Bussen und Bahnen besonders hohe [3][Ansteckungsmöglichkeiten] | |
gibt, dementiert hier jedoch niemand. Um die Fahrer:innen zu schützen, sind | |
in Bussen schon seit Tagen die vordere Tür sowie die erste Sitzreihe | |
gesperrt. Auch Fahrkartenkontrollen fallen aus. Wenn doch wieder mehr | |
Bedarf ist, erklärt Müller, könne man nachsteuern: „Noch – solange die | |
Infektionsrate nicht steigt.“ | |
## Fahrer werden geschützt | |
Für die Aufrechterhaltung des Betriebs brauche die BSAG je nach Umfang 600 | |
bis 800 der insgesamt 1.000 Fahrer:innen. In der Zentrale und anderswo gebe | |
es zudem einige Positionen, die unabdingbar sind. „Mehrere Menschen, die | |
das können, schützen wir schon jetzt gesondert“, sagt Müller. So bleiben | |
sie zum Beispiel vorerst Zuhause. | |
Bei der SWB arbeite man inzwischen mit einem kontaktlosen Schichtwechsel, | |
erklärt Vorstand Torsten Köhne. Noch laufe alles im Normalbetrieb, auch an | |
den Standorten, die eine 24-Stunden-Besetzung erfordern – wie das | |
Netzleitcenter in Woltmershausen, das Heizkraftwerk in Hastedt oder die | |
Müllverbrennungsanlagen. Pläne für den Fall einer Infektion im Team gebe es | |
aber. „Die Leute können da wohnen, es gibt sanitäre Anlagen und | |
Unterhaltungsmöglichkeiten“, so Köhne zu einer möglichen Quarantäne. Das | |
Kundencenter der SWB bleibt ab jetzt geschlossen. | |
Das Abwasser-Unternehmen Hansewasser habe bereits vergangene Woche 65 | |
Funktionen ausgemacht, die vor Ort erfüllt werden müssen – und die anderen | |
300 Mitarbeiter:innen nach Hause geschickt. „Auch die Betriebskantine haben | |
wir umgestellt, um Kontakte zu vermeiden“, sagt Geschäftsführer Ekkehart | |
Siering. | |
Die Bremer Stadtreinigung habe mir ihrem Krisenstab eine Priorisierung der | |
Aufgaben vorgenommen, berichtet Schaefer. Restmüll und illegale | |
Müllablagerungen stehen auf Platz eins. | |
Auch im Ressort von Senatorin Schaefer gibt es inzwischen ein Team, das | |
mit den genannten Unternehmen sowie mit der Bremer Stadtreinigung, dem | |
Umweltbetrieb Bremen, dem Amt für Straßen und Verkehr, der Deutschen Bahn | |
und Nordwestbahn in Kontakt ist. „Wir sind in einem Vorbereitungs-Modus“, | |
erklärt Schaefer. Man habe noch keine Corona-Fälle in diesen Einrichtungen. | |
„Aber wir bereiten uns mit diesen Krisenstäben auf Situationen vor, damit | |
die Bevölkerung auch weiterhin das bekommt, was sie dringend braucht.“ | |
Dass das Virus früher oder später Mitarbeiter:innen aus der sogenannten | |
kritischen Infrastruktur erwischt, ist zu erwarten. | |
18 Mar 2020 | |
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## AUTOREN | |
Alina Götz | |
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