# taz.de -- Nach brutalem Polizeieinsatz in Hamburg: Polizeiopfer bekommt Recht | |
> Das Hamburger Landgericht verurteilt die Stadt zu Schadensersatz. Der | |
> Kläger ist seit einem Tonfa-Schlag auf seinen Kopf krank und | |
> arbeitsunfähig. | |
Bild: Wurde Opfer eines Polizeieinsatzes: Johannes M | |
Hamburg taz | Ein Etappensieg ist erzielt, doch noch ist nichts gewonnen. | |
Am Freitag vergangener Woche verurteilte das Hamburger Landgericht die | |
Stadt Hamburg dazu, [1][Johannes M]. für alle Konsequenzen zu entschädigen, | |
die ihm durch einen Polizeieinsatz in der Eifflerstrasse während des | |
Schanzenfestes 2009 entstanden sind und noch entstehen werden. Es geht um | |
Schadensersatz und Schmerzendgeld in jeweils sechsstelliger Höhe. | |
Johannes M. hatte am 13. September 2009 eine schwere Kopfverletzung | |
erlitten, leidet seitdem unter ständigen Kopfschmerzen, Übelkeit und | |
gravierenden Konzentrationsstörungen und ist seitdem auch offiziell „voll | |
erwerbsgemindert“. Sein Leben ist seit diesem Septembertag zerstört. | |
Nach seinen Aussagen muss es ein Mitglied der bundespolizeilichen Einheit | |
„[2][Blumberg“], die berüchtigt für gewalttätige Übergriffe ist, gewesen | |
sein, das ihm am Rande des Schanzenfestes mit einem Tonfa-Schlagstock das | |
Schädeldach durchschlug und die Stirnhöhlenwände brach. | |
Da der Täter aber nicht ermittelt werden konnte, bestreitet die Hamburger | |
Innenbehörde, die den Polizei-Einsatz koordinierte, bis heute die Version | |
des Klägers. Diese aber hat das Landgericht nach Einholung zahlreicher | |
Gutachten jetzt jedoch ohne Wenn und Aber bestätigt. Die Verletzung muss so | |
zustande gekommen sein, wie es der Kläger berichtet. | |
## Stadt wird wohl Berufung einlegen | |
Doch gewonnen ist für Johannes M., der seit der schweren Verletzung mit | |
einer Rente von knapp 500 Euro auskommen muss, noch nichts. Sein Anwalt, | |
Dieter Magsam, rechnet fest damit, dass die Hansestadt Berufung gegen das | |
Urteil einlegen wird – dann würde der Prozess, der mehr als ein Jahr | |
dauerte, erneut aufgerollt werden. | |
Erst wenn die Stadt rechtskräftig verurteilt wird, könnte die Schadenssumme | |
in einem erneuten Verfahren vom Landgericht ermittelt werden. Das kann, | |
sagt Magsam, „noch unendlich lange dauern“, da auch hier erneut eine | |
Berufung der Stadt möglich wäre. | |
Während die Stadt derzeit prüft, „ob sie Rechtsmittel einlegt“ gegen die | |
erstinstanzliche Entscheidung und auf Zeit spielt, mahnt Magsam zur Eile. | |
Immerhin liegt der schreckliche Vorfall bereits über zehn Jahre zurück. | |
Johannes M. ist mittlerweile 46 Jahre alt. Seit dem Vorfall lebt er an der | |
Armutsgrenze. „Es wäre deshalb gut, wenn sich die Stadt endlich zu ihrer | |
Verantwortung bekennt und mit meinem Mandanten einen Vergleich anstrebt“, | |
appelliert der Anwalt an die Stadt. | |
Magsam fordert von Hamburg mindestens 125.000 Euro Schmerzensgeld, weitere | |
150.000 Euro Verdienstausfall bis zum heutigen Tage und eine lebenslange | |
Rente für Johannes M. Zudem müsse die Stadt den Sozialversicherungsträgern | |
die Beiträge für die kleine Erwerbsunfähigkeitsrente, die Johannes M. | |
bekommt, vergüten. Magsam: „Es kann nicht sein, dass der Beitragszahler für | |
etwas aufkommen muss, was durch eine solche Schweinerei der Polizei | |
verursacht wurde.“ | |
16 Mar 2020 | |
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## AUTOREN | |
Marco Carini | |
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