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# taz.de -- Schließung von Kitas und Schulen: „Das Land muss jetzt Vorbild s…
> Berlin schließt Schulen und Kitas zum Schutz vor dem Coronavirus.
> SPD-Bildungspolitikerin Maja Lasić erklärt, wie der Schul-Shutdown läuft.
Bild: Ein leerer Klassenraum
taz: Frau Lasić, warum hat Berlin die Schulen und Kitas nicht alle sofort
geschlossen, warum montags die Oberstufenzentren und erst Dienstag der
Rest?
Maja Lasić: Es ist bei Oberstufenzentren einfach leichter, zu sagen, kommt
ab Montag nicht; bei den älteren Schüler*innen braucht man sich nicht um
Betreuung zu kümmern. Bei Grundschulen und Kitas haben wir einen enormen
logistischen Aufwand, um zu klären, welche Gruppen es gibt, die eine
Notfallbetreuung brauchen. Die Lehrkräfte müssen sich abstimmen, die ganzen
Regelungen vor Ort brauchen einen Tag. Darum bin ich eigentlich froh, dass
wir schon Dienstag so weit sind.
Steht denn inzwischen fest, wer eine Notfallbetreuung für seine Kinder
bekommt?
Ja. Die Liste der Berufe ist seit Sonntag raus. Darauf stehen alle, die die
Versorgung der Stadt sicherstellen sollen.
Diese Berufsgruppen bekommen ab Dienstag in ihrer Schule oder Kita eine
Betreuung?
Genau. Die Notfallbetreuung findet am gewohnten Ort statt. Was aber, glaube
ich, nicht jeder Familie klar ist, ist, dass beide Eltern, wenn sie
erziehungsberechtigt sind, zu der Gruppe dazugehören müssen. Es reicht
nicht, dass ein Elternteil auf der Liste der Notfallberufe steht.
Aber wie soll etwa eine alleinstehende Mutter im Homeoffice arbeiten und
gleichzeitig ihre Schulkinder beaufsichtigen?
Diese Frage werden wir uns alle stellen müssen. Ich habe auch ein kleines
Kind zu Hause. Das wird für die Familien nicht einfach, wenn man im
Homeoffice ist mit den Kindern. Aber niemand macht einen Shutdown aus Spaß!
Wir machen das, weil es zwingend notwendig ist, eine Verlangsamung der
Ansteckung zu erreichen. Alle Betroffenen müssen jetzt mit ihren
Arbeitgebern besprechen, welche Form der Arbeit geht. Wo Homeoffice geht,
wird das die Lösung sein. Ansonsten wird man Sonderurlaub vereinbaren oder
andere Sonderregelungen treffen.
Sind die Arbeitgeber also angehalten, kulant zu sein?
Ja. Unser Job ist vor allem, dafür zu sorgen, dass das Land als Arbeitgeber
als Vorbild dient. Dann geht es darum, sicherzustellen, dass sich auch
andere Arbeitgeber an den Rahmen halten. Dass wir eine Ausnahmesituation
haben, das muss jetzt jedem klar sein.
Manche Entscheidungen des Senats wirken planlos: Erst sollen die
Notfallkitas in der Nähe großer Arbeitgeber stattfinden, jetzt doch am
gewohnten Ort. Wie ist das zu erklären?
Ich glaube, dass man nachvollziehen muss, dass auch auf der Seite der
Verwaltung diese Herausforderung einmalig ist. Da kann man nur um
Verständnis bitten, dass manche Entscheidungen einen Tag brauchen. Dass wir
zum Beispiel nach dem Treffen der Kultusminister der Länder am Donnerstag
bis Freitag gebraucht haben, um uns klar zu Schulschließungen zu bekennen,
dass es von Freitag bis Samstag gebraucht hat, bis klar war, dass
Notbetreuung außerhalb der gewohnten Kitas und Schulen nicht sinnvoll ist.
Zeitgleich haben wir das Bedürfnis der Bevölkerung, informiert zu werden.
So kommen wir dazu, dass es widersprüchlich aussieht, weil gleichzeitig ein
Bedürfnis nach Kommunikation bedient wird, aber manche Entscheidungen Zeit
brauchen, um richtig zu sein. Ich kann nur um ein bisschen Geduld bitten!
Was ist mit dem Lernstoff, bekommen Schüler*innen ihre Aufgaben jetzt
online zugeschickt? Sind die Schulen darauf vorbereitet?
Unterschiedlich, da mache ich keinen Hehl draus. An manchen Schulen wird es
mehr hapern als bei anderen. In der Einrichtung meines Sohnes habe ich
schon die Information erhalten, dass wir ab Dienstag alle Aufgaben per Mail
bekommen werden. Dort, wo die Lehrkräfte schon vertraut sind mit digitalem
Arbeiten, wird die Versorgung hervorragend laufen. In anderen
Einrichtungen, wo die Lehrer*innen bisher auch mit dem Computer gehadert
haben, wird es wohl nicht so einfach sein. Wir haben aber Plattformen, die
das Land jetzt mit Hochdruck erweitert wie lernraum-berlin.de, damit sie
genutzt werden können.
Und Klassenarbeiten, MSA, Abitur werden verschoben?
Aktuell ist der Stand, dass alle abschlussrelevanten Prüfungen wie Abitur
und MSA zum vorgesehenen Zeitpunkt abgehalten werden. Es wird dafür
gesorgt, dass das Risiko der Ansteckung minimiert wird in dieser Zeit.
Prüfungen, die nicht zwingend vorgeschrieben sind, werden wahrscheinlich
anders geregelt.
Was kommt nach den Osterferien? Kann es sein, dass die Schulen geschlossen
bleiben?
Das ist durchaus möglich. Darüber müssen wir in den nächsten drei Wochen
sprechen. Wir sind jetzt innerhalb von fünf Tagen in den kompletten
Epidemie-Modus übergegangen. Prognosen zu treffen, was wir in drei Wochen
machen, würde ich mir heute nicht anmaßen.
Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version dieses Textes wurde ein
Bild verwandt, in dem auch die Buchstabenfolge „wwg1wga“ zu sehen war. Laut
Auskunft der Fotoagentur handelt es sich dabei um ein „Zitat aus dem Film
White Squall von Ridley Scott; es steht auf der Glocke eines Schiffs und
heißt: ‚where we go one we go all‘.“ Allerdings wird diese Buchstabenfol…
auch von Verschwörungstheoretikern genutzt. Wir haben das Bild deswegen
getauscht und entsprechende Verlinkungen in den Kommentaren gelöscht.
15 Mar 2020
## AUTOREN
Susanne Memarnia
## TAGS
Schwerpunkt Coronavirus
Schule
Kinderbetreuung
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