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# taz.de -- Entwicklung des Coronavirus: Weitere Fälle in Deutschland
> Hessen und Hamburg melden Infektionen mit dem Coronavirus, zahlreiche
> Menschen sind deutschlandweit in Quarantäne. Mediziner warnen dennoch vor
> Panik.
Bild: Atemschutzmasken werden rar
Hamburg dpa | Das neuartige [1][Coronavirus] breitet sich nun auch in
Deutschland immer stärker aus: Am späten Donnerstagabend wurden die ersten
Fälle in Norddeutschland und in Hessen gemeldet. Insgesamt stieg die Zahl
der bestätigten Infektionen innerhalb eines Tages um mehr als das Dreifache
auf über 30. Allein in Nordrhein-Westfalen sollen zudem geschätzt rund
1.000 Menschen in Quarantäne sein.
Der Virologe Christian Drosten geht davon aus, dass die Fallzahl in
Deutschland noch stark ansteigen wird. Der Vorsitzende des Weltärztebundes,
Frank Ulrich Montgomery, rechnet frühestens im Jahr 2021 mit einem
Impfstoff – warnt aber vor Panik. An diesem Freitag berät der Krisenstab
der Bundesregierung über weitere Vorkehrungen gegen das neue Virus
Sars-CoV-2.
Allein in [2][Nordrhein-Westfalen] kamen am Donnerstag 14 neue Fälle dazu,
außerdem wurden vier weitere Infektionen in Baden-Württemberg sowie jeweils
ein neuer Fall in Rheinland-Pfalz, Hessen und Bayern gemeldet. Zudem
infizierte sich ein Mitarbeiter der Kinder- und Jugendmedizin am
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE). Das teilten die Klinik und
die Behörde für Gesundheit mit. Alle Kinder und Eltern, die engen Kontakt
mit dem Mitarbeiter hatten, gehen demnach nun 14 Tage in Quarantäne. Auch
andere Mitarbeiter gehen in eine häusliche Isolation. Es war die erste
nachgewiesene Infektion mit Sars-CoV-2 in Hamburg.
## Impfstoff erst in einem Jahr
Daneben waren vor mehreren Wochen bereits 16 weitere Sars-CoV-2-Infektionen
gemeldet worden – diese Menschen gelten inzwischen alle als virusfrei. Der
Virologe Christian Drosten sagte am Donnerstagabend in der ZDF-Sendung
„Maybrit Illner“: „Wir werden in den nächsten Tagen sehen, dass neue Fä…
und kleine Fallgruppen wie die Pilze aus dem Boden schießen werden.“
Deutschland werde in Europa eines der Länder mit den höchsten Fallzahlen
sein, „weil unsere Bevölkerung sehr reisefreudig ist“.
Der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, sagte der
Passauer Neuen Presse, die Technik der Impfstoff-Gewinnung und – Zulassung
dauere mindestens ein Jahr. In ein paar Jahren werde man mit einer weiteren
grippeartigen Erkrankung leben, die Covid-19 heiße und gegen die man impfen
könne. „Vor allem müssen wir aber aufhören, Panik zu machen. Das Virus kann
bei manchen Menschen zu schweren Erkrankungen führen. Bei über 80 Prozent
führt es aber nur zu erkältungsähnlichen Symptomen. Dies ist aber nicht der
Weltuntergang.“
Der Krisenstab der Bundesregierung soll am Freitag nach Angaben von
Gesundheits- und Innenministerium unter anderem über den Umgang mit
Großveranstaltungen wie Messen beraten. So geht es um Auswirkungen auf die
Internationale Tourismusbörse (ITB), die am 4. März in Berlin beginnen
soll. Auch für andere Veranstaltungen könnten Kriterien entwickelt werden,
nach denen Behörden vor Ort dann über mögliche Beschränkungen entscheiden
können.
## Infiziertenzahlen steigen weiter
In China stieg die Zahl der Todesopfer und Infizierten unterdessen weiter
an. Wie die Pekinger Gesundheitskommission am Freitag mitteilte, kamen
landesweit 327 nachgewiesene Covid-19-Erkrankungen hinzu, womit die
Gesamtzahl der offiziell bestätigten Fälle auf dem chinesischen Festland
bei fast 79.000 liegt. Die Zahl der Toten kletterte um 44 Opfer auf 2.788.
Mit 318 Infektionen und 41 Todesopfern kamen erneut die meisten Fälle aus
der besonders schwer betroffenen Provinz Hubei, wo das Virus ursprünglich
in der Millionenmetropole Wuhan ausgebrochen war.
In Südkorea überschritt die Zahl der Infektionsfälle in dem Land 2.000. Die
Gesundheitsbehörden meldeten am Freitag 256 neue Fälle. Damit steckten sich
bisher nachweislich 2.022 Menschen mit dem neuartigen Coronavirus an. Es
wurden 13 Todesfälle mit dem Virus in Verbindung gebracht.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnte am Donnerstag, der neue
Erreger habe „pandemisches Potenzial“ und könnte ohne die richtigen
Maßnahmen „außer Kontrolle geraten“. Sars-CoV-2 kann die Lungenkrankheit
Covid-19 verursachen. Die meisten Infizierten haben nur eine leichte
Erkältungssymptomatik mit Frösteln und Halsschmerzen oder gar keine
Symptome. 15 von 100 Infizierten erkrankten schwer, sagte der Chef des
Robert Koch-Instituts (RKI). Sie bekommen etwa Atemprobleme oder eine
Lungenentzündung. Nach bisherigen Zahlen sterben ein bis zwei Prozent der
Sars-CoV-2-Infizierten, was höher als bei der Grippe ist.
Die Bundesregierung sucht auch nach Lösungen, um im Kampf gegen das
Coronavirus Schutzausrüstung etwa für medizinisches Personal verfügbar zu
halten. „Wir müssen uns auf eine Knappheit in dem Bereich einstellen“,
sagte Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) in der ZDF-Sendung „Maybrit
Illner“. Daher solle auch im Krisenstab geschaut werden, welche
Lagerbestände es in Deutschland gebe. Der Krisenstab hat schon erste
zusätzliche Maßnahmen auf den Weg gebracht. So sollen auch Passagiere, die
mit Maschinen aus Südkorea, Japan, Iran und Italien kommen, Angaben zu
ihrer Erreichbarkeit nach der Landung machen. Dies gilt bereits für
Direktflüge aus China.
Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, sagte in den
ARD-„Tagesthemen“ mit Blick auf die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus,
das Gesundheitssystem hierzulande sei aktuell gut ausgerüstet und
aufgestellt. Deutschland habe weltweit mit die höchste Dichte an
Krankenhäusern und Klinikbetten bezogen auf die Bevölkerungszahl.
## Börsen gehen nach unten
Auch im am stärksten betroffenen europäischen Land Italien steigt die Zahl
der Infizierten weiter. Mittlerweile seien 650 Menschen positiv getestet
worden, sagte Zivilschutzchef Angelo Borrelli. Dutzende seien aber wieder
genesen. Die Zahl der Toten liegt bei 17. In den Niederlanden wurde
erstmals eine Infektion bestätigt. In Frankreich stieg die Zahl der
Infizierten von 18 auf 38.
Auch die Wirtschaft bekommt die Furcht vor der Virus-Ausbreitung zunehmend
zu spüren: Der deutsche Leitindex Dax büßte mehr als 3 Prozent ein, der Dow
Jones Industrial verlor fast 1.200 Punkte und schloss unter der Marke von
26.000 Punkten auf dem tiefsten Stand seit August 2019. Die Ölpreise gaben
ebenfalls kräftig nach.
Auch in Asien sackten die Aktienmärkte ab: Der Nikkei-Index für 225
führende Werte an Asiens Leitbörse in Tokio ging am Freitag im frühen
Geschäft in den Keller. Eine Stunde nach Handelsbeginn notierte das
Börsenbarometer einen heftigen Abschlag von 695,88 Punkten oder 3,17
Prozent beim Zwischenstand von 22 252,35 Punkten. Auch die Märkte in China
gaben weiter nach. Der Shanghai Composite Index startete mit einem Minus
von 2,23 Prozent und notierte bei 2924,64 Punkten.
28 Feb 2020
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