# taz.de -- Datenschutz bei Standorterkennung: Verdächtig dank Fitnessapp | |
> Risiken der freiwiligen Selbstvermessung: Ein Radfahrer wird wegen der | |
> Benutzung einer Tracking-App zum Verdächtigen in einem Einbruchsfall. | |
Bild: Hat, wer nichts zu verbergen hat, auch nichts zu befürchten? Datensammle… | |
BERLIN taz | [1][Fitness-Tracker auf Smartphones und anderen smarten | |
Geräten sind praktisch und beliebt]. Wer die Selbstdisziplinierung durch | |
Schrittzähler und dergleichen mag, lebt vielleicht ein wenig gesünder. Doch | |
die Risiken permanenter freiwilliger Datensammlung sind vorhersehbar. | |
Datenschützer*innen und Netzaktivist*innen warnen immer wieder – und haben | |
gerade eine neue Bestätigung ihrer größten Sorgen bekommen. | |
Zachary McCoy fährt regelmäßig Fahrrad. Um die geleisteten Strecken im | |
Blick zu behalten, die er auf seinen Runden durch die Nachbarschaft in | |
Gainesville, Florida, zurücklegt, nutzte er auf seinem Android-Handy die | |
App RunKeeper. Deren Datenabgleich mit Google machte McCoy vom harmlosen | |
Sportbegeisterten [2][zum Verdächtigen in Ermittlungen zu einem Einbruch, | |
wie NBC berichtet]. Die App hatte ihn wiederholt in der Nähe eines Tatorts | |
registriert, Anlass genug für die Polizei, seine Daten abzufragen. Diese | |
Ermittlung zwingt den Verdächtigen nun, sich einen Anwalt zu nehmen, um die | |
Übermittlung zu verhindern und im Zweifelsfall seine Unschuld nachweisen zu | |
können. | |
Diese Umkehrung des Verdachtsprinzips ist auch die Crux mit der | |
Quantifizierung unserer Leben. Das Mantra der Überwachungsapologie, dass | |
wer nichts verbergen hat, auch nichts befürchten habe, ist nämlich gleich | |
auf doppelte Weise absurd. Jemand wie McCoy hat in diesem konkreten Falle | |
vielleicht wirklich nichts zu verbergen, was ihn aber nicht davor schützt, | |
ins Visier der Polizei zu kommen. Jede Funkzellenabfrage der deutschen | |
Polizei hat übrigens denselben Effekt auf unzählige Bürger*innen, nur dass | |
sie im Regelfall nicht einmal von der Erfassung erfahren. | |
Das zweite Problem ist die Frage, ob jedes getrackte Ziel eines | |
Spaziergangs oder einer Fahrradfahrt sich tatsächlich dazu eignet, ohne | |
Scham oder Peinlichkeit einer externen Begutachtung ausgesetzt zu werden. | |
Das Phänomen betrifft dabei nicht nur unser Privatleben. Die Option, Handys | |
und [3][smarte Geräte abzuschalten, mag individuell gegeben sein]. Aber was | |
tun in unserem Arbeitsleben, wo ständige Erreichbarkeit erwartet wird? Bei | |
Lieferdiensten, [4][dem am schnellsten wachsende Beschäftigungssektor], ist | |
das Tracking sogar zwingender Bestandteil der Arbeitserfassung. Die Polizei | |
wird’s freuen: Ein schönes Paket an Verdächtigen, inklusive Lieferung frei | |
Haus. | |
10 Mar 2020 | |
## LINKS | |
[1] /Selbstueberwachung-fuer-die-Gesundheit/!5567111 | |
[2] https://www.nbcnews.com/news/us-news/google-tracked-his-bike-ride-past-burg… | |
[3] /Privatsphaere-im-Netz/!5650071 | |
[4] https://qz.com/1814110/delivery-jobs-are-the-fastest-growing-in-the-us/ | |
## AUTOREN | |
Daniél Kretschmar | |
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