# taz.de -- Wirtschaftsschäden durch Corona: Ab in den Urlaub | |
> Die Corona-Epidemie trifft das ökonomische Herz Italiens. Firmen sollen | |
> nun verstärkt die Möglichkeit nutzen, ihr Personal in den Urlaub zu | |
> schicken. | |
Bild: Reisende am Mailänder Bahnhof | |
ROM taz | Ausgerechnet Italiens ökonomisches Herz wird am härtesten [1][von | |
der Corona-Epidemie] getroffen. Die Lombardei mit ihren zehn Millionen | |
Einwohnern steuert mehr als 27 Prozent zum Export des Landes bei, der | |
Piemont, die Emilia-Romagna und das Veneto weitere 24 Prozent. | |
Gewiss, das Regierungsdekret sieht nichts vor, was die wirtschaftlichen | |
Aktivitäten im Krisengebiet beeinträchtigen könnte. Der Güterverkehr wird | |
weiter ungehindert stattfinden, ungehindert können sich auch die | |
Beschäftigten zu Fabriken und Büros begeben. Doch dass alles weiterläuft | |
wie gehabt, glaubt auch Ministerpräsident Giuseppe Conte nicht. So heißt es | |
in der Verordnung, die Firmen sollten „verstärkt“ die Möglichkeit nutzen, | |
ihr Personal in Urlaub zu schicken. | |
Denn schon jetzt sieht Italien eine virusbedingte Rezession heranziehen. | |
Von –1 Prozent Wachstum im Jahr 2020, womöglich gar von einem Einbruch um | |
bis zu –3 Prozent statt [2][des erwarteten Plus von 0,4 Prozent] ist die | |
Rede. Am Mittwoch soll das Parlament ein Paket mit einem Ausgabevolumen von | |
7,5 Milliarden Euro beschließen. Ein Teil ist für die Einstellung von | |
20.000 Ärzten und Pflegekräften im Gesundheitswesen reserviert, der | |
Großteil aber soll die Wirtschaftskrise abfedern. So soll die Auszahlung | |
von Kurzarbeitsgeld deutlich ausgedehnt werden und nun auch bisher | |
ausgeschlossene Kleinstbetriebe einbeziehen. So sollen etwa Selbstständige | |
in den Krisenregionen 500 Euro monatlich erhalten, wenn ihnen Aufträge | |
wegbrechen. | |
## 7 Milliarden Umsatzeinbußen | |
Doch ob die 7,5 Milliarden reichen, ist zweifelhaft. Der Tourismus ist | |
jetzt schon schwer getroffen. Nicht nur im Norden, auch in Rom berichten | |
Hotels von Buchungsrückgängen um 80 Prozent. Mit der Schließung der | |
Skigebiete genauso wie aller touristischen Attraktionen in den Städten | |
dürfte die Reisebranche völlig zum Erliegen kommen. | |
Doch sie steuert 5 Prozent zum BIP Italiens und 6 Prozent zur Beschäftigung | |
bei – je nach Entwicklung in den nächsten Wochen droht ihr nicht nur im | |
Norden, sondern im ganzen Land der Infarkt. Schon jetzt werden die | |
Umsatzeinbußen fürs Frühjahr auf über 7 Milliarden Euro geschätzt. Gut | |
möglich, dass die Regierung in den nächsten Wochen neue Krisenpakete | |
auflegen muss. Wenigstens für ihr erstes Paket bekam sie jetzt grünes Licht | |
aus Brüssel. Die EU-Kommission hat keine Einwände dagegen, dass Italien die | |
Neuverschuldung für 2020 um gut 0,3 Prozent des BIP anheben muss. | |
Die Opposition, vorneweg der Lega-Chef Matteo Salvini, fordert daher, die | |
Regierung solle umgehend 30 Milliarden Euro lockermachen. Die Steuerschuld | |
von Firmen, die coronabedingt in die Krise geraten, solle gestundet werden, | |
Finanzämter sollen auf die Pfändung von Außenständen verzichten. | |
10 Mar 2020 | |
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## AUTOREN | |
Michael Braun | |
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