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# taz.de -- Rechte Solidarität mit Griechenland: Früher faul, jetzt Helden
> Während der Eurokrise war unter Rechtsradikalen das Griechenbashing
> beliebt. Jetzt sind sie voll des Lobes – für Polizei und Militär.
Bild: Kompromisslos: Polizei auf Lesbos
Der Besuch auf Lesbos war dann doch nicht so erfreulich, wie der rechte
Blogger Oliver Flesch ihn sich vorgestellt hatte. Wie die Inselzeitung „Sto
Nisi“ berichtet, hatte er auf einer linken Demonstration in der
Inselhauptstadt „agitiert“ und wurde daraufhin von Antifaschist*innen
eingekesselt. Retterin in der Not: die griechische Polizei. Voller
Dankbarkeit zeigt sich der Blogger für seine Befreiung aus den Fängen der
Antifa.
Er ist nicht der erste Rechte, der sich auf den griechischen Inseln
eingefunden hat, und er ist nicht der erste, der Bekanntschaft mit
antifaschistischen Inselbewohner*innen macht. Auch [1][IB-Kader Mario
Müller] befand sich bereits in einer Auseinandersetzung mit der lokalen
Antifa. Sein Begleiter, der NPD-Mann Jonathan Stumpf, posiert mit
blutverschmiertem Gesicht. So sieht rechtsextreme Solidarität mit
Griechenland aus. Die „tapferen Griechen“ müssten unterstützt werden,
twittert die AfD NRW sinngemäß.
So viel Begeisterung für Griechenland, wie in den letzten Tagen aus AfD,
Identitärer Bewegung und anderen Größen der rechten Szene zu hören ist,
gibt es sonst selten. Auch das griechische Militär steht gerade hoch im
Kurs. Rechtsextreme Gruppen wie der „AfD Fanclub (neu, ungekapert)“ oder
die „Alice Weidel Fans“ bejubeln laut „Volksverpetzer“ zum Beispiel die
Erschießung eines Syrers an der türkisch-griechischen Grenze.
Aber halt, war das nicht mal anders? Wer an die ersten Jahre der AfD
zurückdenkt, erinnert sich an eine ganz andere Erzählung über „die
Griechen“: [2][Faul waren sie damals], so die AfD. Während der Eurokrise
ging die rechtsradikale Partei noch mit diesem Narrativ auf Stimmenfang –
und schaffte den Einzug in die ersten Landesparlamente.
Es hat sich scheinbar was getan beim Griechenlandbild der AfD. Aber
kohärente Argumentationen waren ja noch nie eine Stärke der rechtsradikalen
Partei. Viel wichtiger ist, was jetzt politisch opportun erscheint. Und wer
auf Geflüchtete schießt, wird so oder so zum Helden. Da kann man schon mal
über frühere Feindschaften hinwegsehen.
In einer früheren Version dieses Textes hieß es aufgrund von
dpa-Informationen, AfD-Politiker Oliver Kirchner hätte Flesch begleitet.
Nach der Veröffentlichung der Agenturmeldung erklärte Kirchner gegenüber
der dpa allerdings, er sei noch nie auf Lesbos oder in Griechenland
gewesen.
8 Mar 2020
## LINKS
[1] /Identitaere-Bewegung-raeumt-Hausprojekt/!5649803
[2] /Alltag-in-Griechenland/!5100665
## AUTOREN
Franziska Schindler
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