| # taz.de -- Erstmals zwei Frauen im Beratergremium: Weisinnen für die Bundesre… | |
| > Künftig sind offenbar zwei der „Wirtschaftsweisen“ Frauen. Das wäre das | |
| > erste Mal, 56 Jahre nach der Gründung des Rats. Ändern wird das wohl | |
| > wenig. | |
| Bild: Monika Schnitzer und Veronika Grimm sind nominiert | |
| Berlin taz | Über „Quacksalber mit Professorentitel“ und darüber, dass �… | |
| Sechser im Lotto häufiger ist als eine richtige Prognose der | |
| Wirtschaftsweisen“, schimpfte die Linkspartei, als herauskam, dass der | |
| „Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen | |
| Entwicklung“ bei seinen Konjunkturprognosen in 14 Jahren [1][kein einziges | |
| Mal die richtige Zahl] nennen konnte. | |
| Immerhin nähert sich das Gremium nun in Sachen Gleichberechtigung | |
| wenigstens einer Art mathematischer Korrektheit an. Noch ist offenbar nicht | |
| das allerletzte Wort gesprochen, doch einiges deutet darauf hin, dass der | |
| fünfköpfige Rat, vulgo die „Wirtschaftsweisen“, künftig auch mit zwei | |
| Frauen besetzt sein soll. | |
| Das wäre das erste Mal, 56 Jahre nach seiner Gründung. Die ersten 40 Jahre | |
| saß im wichtigsten wirtschaftspolitischen Beratergremium der | |
| Bundesregierung keine einzige Ökonomin. Nun sollen aber die Regelungen des | |
| Bundesgremiengesetzes durchgesetzt werden, das die paritätische Besetzung | |
| vorsieht. | |
| [2][So schreibt es die Süddeutsche Zeitung] – und nennt zwei Namen, die | |
| nicht alle überraschen. Die Neuen sind offenbar die Münchner | |
| Wettbewerbsökonomin Monika Schnitzer sowie die Nürnberger | |
| Verhaltensökonomin Veronika Grimm. Dafür würden Isabel Schnabel und | |
| Christoph M. Schmidt turnusmäßig ausscheiden. | |
| ## „Großartiger Gewinn“ | |
| Schnitzer und Grimm saßen bereits gemeinsam in einer Kommission für mehr | |
| Investitionstätigkeit, die der damalige Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel | |
| (SPD) 2014 ins Leben rief. Deren damaliger Vorsitzender Marcel Fratzscher, | |
| der Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, twitterte am | |
| Mittwoch, die Neuen seien „sehr gute Ökonominnen und wären ein großartiger | |
| Gewinn für den Sachverständigenrat, in jeder Hinsicht“. | |
| Was genderpolitisch einen Fortschritt bedeutete, hat inhaltlich wohl kaum | |
| Auswirkungen. Schnitzer hat seit 1996 einen Lehrstuhl für Komparative | |
| Wirtschaftsforschung an der Universität München inne – und war bereits | |
| mehrfach als Weise im Gespräch. | |
| Kritik an ihrer Zunft hat sie zuletzt abgebügelt: Wer wie die Anhänger der | |
| Pluralen Ökonomik ein Überdenken der klassischen Lehre fordert und | |
| Lehrinhalte „kritisch reflektieren“ will, habe schlicht nicht aufgepasst, | |
| sagte sie in einem Interview. Studentenvertretern ihrer Uni München, die | |
| die Aufnahme alternativer Konzepte in die Lehrpläne fordern, beschied sie | |
| kühl, wohl „in den Vorlesungen einiges“ nicht mitbekommen zu haben. | |
| Schnitzer ist bestens vernetzt in ihrer Zunft: 2015 bis 2016 war sie | |
| Vorsitzende des Vereins für Socialpolitik, des größten deutschen | |
| Ökonomenklubs. Außerdem ist sie Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des | |
| Bundeswirtschaftsministeriums und beriet die EU-Kommission in | |
| Wettbewerbsfragen. | |
| ## Der Union nahestehend | |
| Während Schnitzer als eher der Union nahestehend gilt, ist Veronika Grimm | |
| von der Uni Erlangen öffentlich bisher noch kaum in Erscheinung getreten. | |
| Ob die Verhaltensökonomin bei Fragen wie Mindestlohn oder Schuldenbremse im | |
| Gremium auf Augenhöhe mitdiskutieren könne, sei fraglich, aber von ihrem | |
| sonstigen Profil „passt sie gut rein“, hört man aus den Wirtschaftsweisen | |
| nahestehenden Kreisen. | |
| Die Wissenschaftlerin (Jahrgang 1971) bringt mit ihren Schwerpunkten | |
| Innovation und Technologie nämlich eine neue Farbe in den Rat. Grimm hat | |
| einen Lehrstuhl für Ökonomische Theorie an der Universität | |
| Erlangen-Nürnberg inne und wurde dort im vergangenen Jahr Leiterin des | |
| neuen Zentrums Wasserstoff. Ob die Prognosen des Rats mit den Frauen besser | |
| werden? „Kein verantwortungsvoller Ökonom glaubt, die Zukunft exakt | |
| voraussagen zu können“, sagte dazu Monika Schnitzer. | |
| 27 Feb 2020 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.welt.de/print/die_welt/politik/article134838053/Fuenf-Wirtschaf… | |
| [2] https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/wirtschaftsweise-schnitzer-grimm-1.4… | |
| ## AUTOREN | |
| Kai Schöneberg | |
| ## TAGS | |
| Wirtschaftswissenschaften | |
| Bundesregierung | |
| Gleichberechtigung | |
| Wirtschaftsweisen | |
| Lesestück Interview | |
| Peter Bofinger | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Die „Fünf Weisen“ und die Schulden: Von Merkel lernen | |
| Die Personalie Lars Feld ist mehr als ein kleines Detail. Hier kündigt sich | |
| bereits der Wahlkampf und die Frage an: Was wird aus der Schuldenbremse? | |
| Ökonom über Verteilungsgerechtigkeit: „Zunehmende Schieflage“ | |
| Der neue Wirtschaftsweise Achim Truger kritisiert, dass die Steuerpolitik | |
| die Einkommensungleichheit verstärkt habe. Außerdem lehnt er die | |
| Abschaffung des Soli ab. | |
| Personalwechsel im Sachverständigenrat: Streit um neuen Wirtschaftsweisen | |
| Achim Truger soll künftig die Sicht der Arbeitnehmer gegen die | |
| marktgläubige Ratsmehrheit vertreten. Schon jetzt hat er mit Gegenwind zu | |
| kämpfen. | |
| Neue Wirtschaftsweise Claudia Buch: Die Weisen halten die Quote | |
| Die Nachfolgerin von Beatrice Weder di Mauro als Wirschaftsweise wird die | |
| Tübinger Wirtschaftsheoretikerin Claudia Buch. Ihr Forschungsschwerpunkt | |
| sind die Finanzmärkte. |