# taz.de -- Griechenlands Umgang mit Flüchtlingen: Grenzöffnung wäre fatal | |
> Dass ein Großteil der EU-Bevölkerung nicht mehr Flüchtlinge aufnehmen | |
> will, ist eine Schande. Aber es ist eben auch ein Faktum. | |
Bild: Keine realistische Alternative: Zwei Flüchtlinge auf dem Weg zum türkis… | |
Es gibt gute Gründe, Griechenlands Verhalten gegenüber den Flüchtlingen an | |
der türkischen Grenze zu kritisieren – zum Beispiel, weil Menschen offenbar | |
mit scharfer [1][Munition beschossen] worden sind. | |
Aber es ist wohlfeil, Griechenland dafür zu kritisieren, dass es seine | |
Grenze jetzt mit polizeilichen Mitteln wie Tränengas schützt, solange man | |
keine realistische Alternative anbieten kann. Denn die gibt es nicht. Wären | |
Grenzübertritte jetzt erfolgreich, würden binnen kurzer Zeit noch viel mehr | |
Menschen folgen. Dieses Loch in der EU-Außengrenze würde Flüchtlinge auch | |
aus anderen Regionen anziehen. Es wären wohl so viele, dass weder | |
Griechenland noch andere EU-Staaten diese Menschen aufnehmen könnten. | |
Dafür gibt es einmal praktische Gründe: Soll Deutschland mitten in der | |
Corona-Krise wie 2015 jeweils Hunderte von Menschen monatelang auf engstem | |
Raum in Turnhallen unterbringen? Es scheitert aber auch an der mentalen | |
Aufnahmebereitschaft vieler europäischer Gesellschaften. Die | |
Rechtsradikalen in Deutschland, Italien und Frankreich warten nur darauf, | |
mit der Angst vor der Zuwanderung sehr vieler Menschen in sehr kurzer Zeit | |
Mehrheiten zu erobern. | |
An dieser Frage könnte [2][die EU zerbrechen]. Und in Deutschland könnte | |
die AfD an die Macht gelangen. Die Rechtsradikalen könnten diese Demokratie | |
in eine Autokratie verwandeln, in der zwar noch gewählt wird, aber das Volk | |
durch Unterdrückung politischer Gegner und durch manipulierte Medien immer | |
wieder dazu gebracht wird, eine Menschenrechte und Minderheiten | |
missachtende Clique zu akklamieren. | |
Dass ein Großteil der EU-Bevölkerung nicht mehr Flüchtlinge aufnehmen will, | |
ist eine Schande. Aber es ist eben auch ein Faktum, das sich weder kurz- | |
noch mittelfristig ändern lässt. Statt die Grenzen zu öffnen, muss die EU | |
Griechenland nun wirklich helfen, die Situation in den Aufnahmelagern zu | |
verbessern und Asylanträge zu bearbeiten. Zudem muss sie die | |
Flüchtlingshilfe für die Türkei verlängern und ausweiten. Im Gegenzug | |
müsste die [3][Regierung in Ankara] ihre Grenze wieder sichern. Das würde | |
auch dazu führen, dass weniger Menschen in der Ägäis ertrinken. | |
6 Mar 2020 | |
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## AUTOREN | |
Jost Maurin | |
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