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# taz.de -- Niedersachsen verliert Lehrkräfte: Lehrer wollen weg
> In Niedersachsen ist die Anzahl der Versetzungsanträge gestiegen. Die
> Gewerkschaft findet das alarmierend, das Kultusministerium eher nicht.
Bild: Die Schüler wüssten die Antwort – aber steht da noch jemand vorne?
Hannover taz | Viele Lehrer wollen aus Niedersachsen weg. Im vergangenen
Jahr haben 1.120 Lehrer beim Kultusministerium einen Versetzungsantrag
gestellt, um in ein anderes Bundesland zu wechseln. Die Gewerkschaft
Erziehung und Wissenschaft (GEW) sieht darin ein Alarmzeichen, immerhin
habe sich die Zahl innerhalb von fünf Jahren nahezu verdoppelt. In 2018
seien es noch rund hundert Anträge weniger gewesen, im Jahr 2014 sogar
insgesamt nur rund 600.
GEW-Landeschefin Laura Pooth führt den Anstieg vor allem darauf zurück,
dass [1][in den Nachbarländern Grund-, Haupt- und Realschullehrer besser
bezahlt würden.] „Diese Begründung hat es bisher nicht so gegeben“, sagte
Pooth. „Niedersachsen muss zusehen, dass alle Lehrkräfte, die es am Markt
noch gibt, hier bleiben oder sich hierher bewerben.“
Das Kultusministerium meint hingegen, dass es für diese Aussage keine
Belege gebe. Viel mehr seien Familienzusammenführungen und die Pflege von
Angehörigen die Gründe, die bei den Anträgen am häufigsten genannt würden.
Und genau für diese Fälle sei das Verfahren ja ursprünglich auch etabliert
worden: Um den Wechsel aus sozialen Gründen zu ermöglichen, betont ein
Sprecher des Ministeriums gegenüber der Nachrichtenagentur dpa.
Es gehe ausdrücklich „nicht ums Abwerben von Fachkräften“. Das Land habe
in den vergangenen Jahren aber „nicht wenige“ Lehrer aus anderen
Bundesländern eingestellt. [2][Insgesamt sei der Wechsel von Land zu Land
weitestgehend ausgeglichen]. Das könnte allerdings auch daran liegen, dass
gar nicht jeder Antrag auf Versetzung bewilligt wird und die Länder
versuchen, den Zu- und Abfluss an Lehrkräften auf einen ausgeglichenen
Saldo hin zu steuern.
## Nicht alle Anträge werden bewilligt
Im Jahr 2019 erhielten rund 600 der 1.120 Wechselwilligen eine Freigabe.
Nach Angaben des Ministeriums gingen davon dann 205 Lehrer tatsächlich in
andere Länder, etwa jeder Dritte nach Nordrhein-Westfalen. 195 Lehrer
nahmen den umgekehrten Weg und zogen nach Niedersachsen – meist aus NRW,
aber auch aus Hamburg. Und dies, wie das Ministerium betont, obwohl Hamburg
angekündigt hat, die Bezahlung von Grundschullehrern auf das Niveau von
Gymnasiallehrern anzuheben.
Das Ministerium weist deshalb so explizit auf diesen Umstand hin, weil die
GEW die Wechselzahlen mit ihrer Kampagne „A13 für alle“ verknüpft. Schon
lange fordert die Gewerkschaft, dass die Bezahlung von Grund-, Haupt- und
Realschullehrern an die von Gymnasiallehrern angepasst werden muss.
Immerhin sind auch die Studienordnungen mittlerweile angeglichen worden,
die Ausbildung und die Belastung gleichwertig. Trotzdem verdienen
Gymnasiallehrer immer noch rund 450 Euro mehr im Monat.
Eine Angleichung hat allerdings auch ein Großteil der umliegenden
Bundesländer noch nicht vorgenommen. Lediglich in Schleswig-Holstein,
Berlin, Brandenburg und Sachsen verdienen die verschiedenen Lehrkräfte
mittlerweile gleich. [3][In Niedersachsen, Hamburg und
Mecklenburg-Vorpommern laufen Verhandlungen darüber,] die südlichen
Bundesländer mit ihren noch stärker gegliederten Schulsystemen sperren
sich.
Und um das Ganze noch zu verkomplizieren: Ein Gehaltsvergleich zwischen den
verschiedenen Bundesländern ist auch deshalb schwierig, weil A12 und A13
nicht überall auf das gleiche Gehalt hinauslaufen. Jedes Land hat seine
eigene Besoldungstabelle, manche gewähren Sonderzahlungen, andere nicht,
und auch die Stundenanzahl bei der Unterrichtsverpflichtung variiert. Wer
also aus finanziellen Gründen einen Antrag auf Versetzung stellen möchte,
muss erst einmal Rechenaufgaben erledigen.
26 Feb 2020
## LINKS
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## AUTOREN
Nadine Conti
## TAGS
Niedersachsen
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Lehrerausbildung
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