Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Geld für EinwohnerInnen Hongkongs: Prinzip Gießkanne
> Das rezessionsgeplagte Hongkong verteilt „Helikoptergeld“ an alle
> Einwohner. Die EU sollte das auch tun, statt weiter Geld in die Banken zu
> pumpen.
Bild: Geld nach dem Gießkannenprinzip: Der Himmel über Hongkong
Hongkong macht es richtig: Der Stadtstaat will „Helikoptergeld“ verteilen
und jeden Bürger mit umgerechnet 1.300 US-Dollar beglücken. Mit diesem
Zusatzgeld soll die heimische Wirtschaft angekurbelt werden, die erst unter
den heftigen Unruhen gelitten hat und jetzt durch das Coronavirus zum
Stillstand kommt.
Die Eurozone sollte Hongkong kopieren: Es ist deutlich effektiver,
Helikoptergeld direkt an die Bürger auszuzahlen, anstatt Geld in die Banken
zu pumpen. 2,6 Billionen Euro hat die [1][Europäische Zentralbank (EZB)]
schon an die Banken verteilt, um die Kreditzinsen nach unten zu drücken.
Doch passiert ist wenig. Die Wirtschaft in der Eurozone dümpelt, weil fast
niemand Darlehen aufnimmt, um in die Realwirtschaft zu investieren.
Stattdessen wird heftig spekuliert: Aktienkurse und Immobilienpreise
explodieren.
Helikoptergeld hat den Vorteil, dass es direkt bei den Normalbürgern
landet, die sich damit lang gehegte Wünsche erfüllen können – und die
Nachfrage ankurbeln. Allerdings hat es auch Schwächen, weil es nach dem
Prinzip „Gießkanne“ funktioniert: Selbst Reiche erhalten den Geldsegen.
Diese Mittel dürften verpuffen, denn Wohlhabende neigen dazu, zusätzliches
Einkommen zu sparen.
Effektiver wäre es daher, das Geld nicht an die Bürger auszuzahlen –
sondern an den Staat. Er könnte es gezielt an die Ärmeren weiterleiten und
ansonsten selbst investieren. Projekte, in die Geld fließen müsste, gibt es
genug, von der Schulsanierung bis zum [2][Klimaschutz].
## Alternative zum Staat
Diese naheliegende Strategie ist jedoch verbaut, weil es den Neoliberalen
gelungen ist, den Staat zu verteufeln. Nur deswegen gibt es ja das Konzept
vom Helikoptergeld: Erfunden wurde es vom Neoliberalen Milton Friedman, der
staatliche Konjunkturprogramme vehement ablehnte und eine Alternative
suchte, um Wirtschaftskrisen zu beheben.
Aber was soll’s: Die Eurozone ist neoliberal konstruiert. Ein neoliberales
Helikoptergeld ist also immer noch besser, als die bisherigen
EZB-Experimente fortzusetzen.
28 Feb 2020
## LINKS
[1] /Zehn-Jahre-Eurokrise/!5662981
[2] /Die-EZB-koennte-gruener-werden/!5635035
## AUTOREN
Ulrike Herrmann
## TAGS
Hongkong
EZB
Wirtschaftskrise
Schwerpunkt Coronavirus
Schwerpunkt Coronavirus
Schwerpunkt Finanzkrise
Schwerpunkt Coronavirus
Ökonomie
## ARTIKEL ZUM THEMA
Grünen-Vorschlag gegen Coronakrise: 250 Euro für jeden
Die Grünen wollen an alle Gutscheine verteilen, um kleine Läden, Friseure
und Kneipen zu unterstützen. Das sei gerechter als Steuersenkungen.
Wegen Corona-Krise: EZB legt Notkaufprogramm auf
Die Europäische Zentralbank will die wirtschaftlichen Folgen der
Corona-Seuche abfedern. Es sollen für 750 Milliarden Euro Anleihen gekauft
werden.
Zehn Jahre Eurokrise: Warum nicht Geld drucken?
Die Eurokrise wird zehn Jahre alt. Ein verzichtbares Jubiläum – man hätte
sie schon 2010 mit einem beherzten Schritt beenden können.
Corona in der EU: Völlig unvorbereitet
In Sachen Corona-Bekämpfung agiert jedes EU-Land für sich. Eine gemeinsame
europäische Strategie fehlt. Das könnte sich jetzt ändern.
Ökonom über wirtschaftlichen Abschwung: „Deutschland ist in der Rezession“
Für den Ökonomen Heiner Flassbeck hat der Abschwung längst begonnen. Er
kritisiert das Statistische Bundesamt – und fordert Investitionen des
Staates.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.