# taz.de -- Tesla und die Bäume: Nicht immer gegen alles sein | |
> Wald, Kieferplantage oder Industriegebiet mit Bäumen? Der Streit um | |
> Grünheide, wo Tesla seine Gigafactory plant. | |
Bild: Erste Schneisen sind längst geschlagen in Grünheide | |
Im Grunde ist es ganz einfach: Hopp oder top? Tausende neue Arbeitsplätze | |
oder keine? 1,1 Millionen Hektar Wald in Brandenburg oder 1,1 Millionen | |
minus 90 für ein Fabrikgelände in Grünheide? Förderung von Elektroautos | |
oder nicht? Aus Prinzip riskieren, dass ein ansiedlungswilliger Konzern | |
noch abspringt oder nicht? Man muss sich nur entscheiden. Bloß beides | |
zusammen, das gibt es nicht. | |
Und da kommen bei der geplanten Ansiedlung des US-Konzerns Tesla in | |
Grünheide am östlichen Berliner Stadtrand interessante Gedanken auf. Vom | |
[1][„Götzen Arbeitsplätze“] sprach man jüngst bei örtlichen Protesten, | |
wünschte sich ein Ökosystem ohne Industrie. Da ist man doch geneigt, | |
Berlins SPD-Fraktionschef Raed Saleh, der zuletzt nicht nur schlaue Sachen | |
von sich gab, mit einer korrekteren Einschätzung zu zitieren: „Wo sollen | |
denn all die Arbeitsplätze entstehen – im Pippi-Langstrumpf-Haus in der | |
Villa Kunterbunt?“, stichelte Saleh vor einigen Wochen gegen eine | |
Ansiedlungsfeindlichkeit, die er bei den Grünen ausmachte. | |
Ramona Pop, Berlins grüne Wirtschaftssenatorin, braucht sich diese Kritik | |
nicht anzuziehen. Sie zeigte diese Woche kein Verständnis für die Proteste | |
gegen die Abholzung jener 90 Hektar, mit der Tesla in Grünheide seinen | |
straffen Bauzeitplan sichern will – und die das Oberverwaltungsgericht auf | |
Beschwerde unter anderem von der [2][Grünen Liga Brandenburg] hin zuerst | |
gestoppt und dann ab Donnerstagabend wieder erlaubt hat. | |
„Wie abwegig, eine Kieferplantage zu einem Wald zu erklären“, sagte Pop in | |
Richtung Grüne Liga: „Man sollte die Kirche im Dorf lassen und die | |
Zukunftsinvestition von Tesla zügig möglich machen.“ Leider ist es gut | |
möglich, dass sie mit dieser Haltung bei ihren Grünen nicht viele Anhänger | |
hat. Beim jüngsten Parteitag stimmte bereits eine Mehrheit gegen Pops | |
Wunsch, die bisherige Automesse IAA als Mobilitätsplattform nach Berlin zu | |
holen. In Brandenburg wiederum sah das schon im Januar der dortige | |
Umweltminister, Pops Parteifreund Axel Vogel, so wie sie: Das sei gar kein | |
Wald, „es handelt sich um ein Industriegebiet, das mit Bäumen bewachsen | |
ist“. | |
Zwei Frauen beurteilten das am Montag merklich anders, bezeichneten sich | |
als „Baumpirat*innen“, besetzen für einige Stunden zum Abholzen vorgesehene | |
Bäume und erhoben die Kiefernplantage in den Rang eines jahrhundertealten | |
Waldes wie den Hambacher Forst. Für dessen Resterhalt haben in | |
Nordrhein-Westfalen bislang erfolgreich Tausende gegen den Energiekonzern | |
RWE demonstriert. | |
Einen der letzten Urwälder für Braunkohle als aussterbende Energiequelle zu | |
opfern, ist aber etwas ganz anderes, als eine Fläche mit der | |
brandenburgischen Massenware Kiefer frei zu schlagen. Umso mehr, weil Tesla | |
sich verpflichtet hat, in dreifachem Umfang anderswo aufzuforsten, und dazu | |
laut Umweltministerium auch eine Bürgschaft hinterlegt hat. | |
„Man muss nicht immer gegen alles sein“, hat Ramona Pop in dieser Woche | |
auch noch gesagt. Wie wahr. | |
22 Feb 2020 | |
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## AUTOREN | |
Stefan Alberti | |
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