| # taz.de -- Neues Netzwerkdurchsetzungsgesetz: Überhastete Gesetzreform | |
| > Wer löscht Hassposts? Auch die Neufassung des Gesetzes krankt daran, dass | |
| > die Entscheidungsinstanzen intransparent bleiben. | |
| Bild: Hass im Internet und Ärger übert den Hass im Internet | |
| Hass und Hetze, Bedrohungen, Propagandadelikte, die Sammlung und | |
| Veröffentlichung personenbezogener Daten: Das Netz ist Raum für eine ganze | |
| Phalanx diverser unangenehmer Phänomene. Keines davon ist neu oder dem | |
| Digitalen völlig eigen. Nicht alle wären in der physischen Welt strafbar. | |
| Die Unmittelbarkeit ihrer Wirkung und die potenziell riesige Verbreitung | |
| des Materials aber machen es dringend nötig, Regularien zu finden, die | |
| helfen, [1][digitale Kommunikation möglichst zivil zu gestalten] und zu | |
| versuchen, eine gute Balance zwischen Freiheit und Sicherheit zu finden. | |
| Das Netzwerkdurchsetzungsgesetz (NetzDG) ist so ein Versuch. | |
| Schon bei seiner Einführung jedoch wurde das NetzDG heftig kritisiert. | |
| Selbst jene zivilgesellschaftlichen Organisationen, die explizit für ein | |
| strengeres Vorgehen lobbyierten, liefen gegen das Ergebnis Sturm. Noch | |
| nicht einmal zwei Jahre nach Inkrafttreten muss das Gesetz deshalb | |
| novelliert werden. | |
| Einerseits ist das eine gute Nachricht, zeigt der Gesetzgeber doch die | |
| Einsicht, dass Regeln im digitalen Raum sehr viel schneller als gewohnt | |
| angepasst werden müssen. Andererseits wirkt der ganze Prozess jedoch | |
| genauso überhastet und unüberlegt wie bei der letzten Verabschiedung. | |
| ## Privatisierung staatlicher Aufgaben | |
| Nach kurzer Beratungsphase und geringen Änderungen stimmte das | |
| Bundeskabinett nun für einen Entwurf, der ebenso harter und berechtigter | |
| Kritik wie sein Vorgänger ausgesetzt war. Denn letztendlich wird das | |
| vielleicht größte Problem des NetzDG in der Novelle überhaupt nicht | |
| angegangen. Soziale Netzwerke sollen sogenannte Bestandsdaten und | |
| Nutzungsdaten zum Beispiel an Strafverfolgungsbehörden weitergeben. | |
| Egal, wie Löschungen und Meldungen von inkriminierten Posts in sozialen | |
| Medien letztlich ausgestaltet werden: Dass zum Beispiel Facebook, | |
| wahrscheinlicher noch ein externer Dienstleister, statt einer dafür | |
| qualifizierten Behörde entscheidet, was Recht und was Unrecht ist, kommt | |
| einer Privatisierung staatlicher Aufgaben gleich. Auf der Grundlage einer | |
| solchen Kapitulation aber können weder Freiheit noch Sicherheit gedeihen. | |
| 19 Feb 2020 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Reaktion-auf-Nazi-Terror/!5634954 | |
| ## AUTOREN | |
| Daniél Kretschmar | |
| ## TAGS | |
| NetzDG | |
| Christine Lambrecht | |
| Schwerpunkt Meta | |
| Hate Speech | |
| Netzwerkdurchsetzungsgesetz | |
| Hate Speech | |
| Schwerpunkt Rassismus | |
| Schweiz | |
| Schwerpunkt Polizeigewalt und Rassismus | |
| Klarnamen | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Erfolg von Google und Meta: Gericht kippt Meldepflicht für Hass | |
| Soziale Netzwerke sollten seit Februar strafbare Hasspostings ans BKA | |
| melden. Doch das Verwaltungsgericht Köln stoppte dies nun. | |
| Gesetze gegen Hate Speech: Digitale Internationale | |
| Wer gegen illegale Inhalte in sozialen Medien vorgehen möchte, muss | |
| international agieren. Das funktioniert bisher noch nicht einmal in Europa. | |
| Beleidigungen gegen Sawsan Chebli: Eine rechte Sprechpuppe | |
| Vor Gericht verliert Chebli gegen einen rechten Troll. Der hatte sie übel | |
| beleidigt. Das scheint sein einziger Lebensinhalt zu sein. | |
| Schweizer Homophobie-Referendum: Rechtspopulisten zurückgewiesen | |
| In einem ermutigenden Votum fordern Schweizer:innen, homophobe Äußerungen | |
| unter Strafe zu stellen. Das Grundgesetz hat Nachholbedarf. | |
| Polizeikongress in Berlin: „Demokratiegefährdende Ausmaße“ | |
| Die Chefs von BKA und Verfassungsschutz versprechen mehr Härte gegen | |
| Rechtsextreme. Doch der Einsatz versprochener Maßnahmen zieht sich. | |
| Schäuble zur Anonymität im Netz: Klarnamenpflicht hilft nicht | |
| Mord- und Vergewaltigungsdrohungen im Netz braucht niemand – außer Nazis. | |
| Was dagegen zu tun ist, glaubt Wolfgang Schäuble zu wissen. |