| # taz.de -- Schweizer Homophobie-Referendum: Rechtspopulisten zurückgewiesen | |
| > In einem ermutigenden Votum fordern Schweizer:innen, homophobe Äußerungen | |
| > unter Strafe zu stellen. Das Grundgesetz hat Nachholbedarf. | |
| Bild: Hoffnungszeichen aus der Schweiz: Dort steht Homophobie bald unter Strafe | |
| Bemerkenswert am [1][schweizerischen Votum für ein künftiges Verbot | |
| homophober Äußerungen] ist weniger, dass es erfolgreich war. Knapp zwei | |
| Drittel der Teilnehmer:innen wollen, dass öffentlich-homophobe Äußerungen | |
| in Zukunft geächtet werden. Für Erstaunen sorgt vielmehr der Umstand, dass | |
| ein weiteres Mal ein rechtspopulistisches Anliegen souverän von der | |
| plebiszitär abstimmenden Bevölkerung zurückgewiesen wurde: Hass hat keine | |
| Majorität – Fiesheit und Gehässigkeit als Mittel des öffentlichen Diskurses | |
| gelten als unappetitlich, das dürfen die Rechten einmal mehr zur Kenntnis | |
| nehmen. | |
| Dass mit dieser kleinen Strafrechtsänderung Homophobie nicht verschwinden, | |
| allenfalls geringer wird, ändert am famosen Resultat der Volksabstimmung | |
| nichts. Das ist ja sowieso der entscheidende Fortschritt in queeren Fragen, | |
| was die vergangenen 40 Jahre anbetrifft: Schwulen- und Lesbenfeinde gibt es | |
| nach wie vor, Homophobie nistet in manchen Ecken hartnäckig, aber die | |
| Täter:innen, die sich so äußern, wissen mehr und mehr, dass sie dies nicht | |
| mehr zur allgemeinen Gefälligkeit tun können. Sie dürfen realisieren: Sie | |
| tun dies künftig strafbewehrt und außerdem aus der Position der moralisch | |
| Minoritären. | |
| Dass die Schweiz in diesem Sinne abstimmte – ein Land, strukturell eher | |
| langsam, ja, auch stark konservativ –, ist nicht verwunderlich: Überall in | |
| der westlichen Welt mag es rechte Bewegungen geben, die als Schmiermittel | |
| ihrer Agitationen auf Hass, Missgunst und Xenophobie setzen. Aber nirgendwo | |
| haben sie Mehrheiten hinter sich, sie tun allenfalls so, als wären diese | |
| auf ihrer Seite. | |
| Dies zu wissen ist wichtig deshalb, weil das ewige linke Gerede vom | |
| „Rechtsruck“ und „Backlash“ erstens sich nicht mit der Wirklichkeit in | |
| Deckung bringen lässt und zweitens mit apokalyptisch anmutender Rhetorik | |
| sich um die Zuversicht bringt, gerade bei den Kämpfen in Sachen Hass und | |
| Integration gewinnen zu können. | |
| Das eidgenössische Votum ist ermutigend. Es wird Zeit, dass das Grundgesetz | |
| der Bundesrepublik mit seinem Artikel 3 [2][um einen Passus ergänzt wird], | |
| dem zufolge auch niemand wegen seiner sexuellen Identität diskriminiert | |
| werden darf. Es wäre überfällig. | |
| 9 Feb 2020 | |
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| ## AUTOREN | |
| Jan Feddersen | |
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