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# taz.de -- Mehr Sicherheit für RadfahrerInnen: Technik in Lkws könnte Leben …
> Vertreter von Radlern und Logistikbranche fordern mehr Sicherheit im
> Verkehr. Dafür schließen sie sich jetzt sogar zusammen.
Bild: Gedenken einer Fahrradfahrerin nach einem tödlichen LKW Unfall in Berlin
Auf der Straße stehen sie sich oft angstvoll und wütend gegenüber, auf der
politischen Ebene versuchen ihre Vertreter jetzt erstmals den
Schulterschluss: Der [1][Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club] (ADFC) und der
[2][Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung] (BGL) haben
gemeinsame Forderungen für mehr Sicherheit im Straßenverkehr vorgelegt.
In einem Positionspapier fordern die beiden Interessenverbände den Umbau zu
sicheren Kreuzungen, getrennte Grünphasen an Ampeln für Radfahrer und Autos
sowie die zügige Ausrüstung möglichst aller Lkw mit
Abbiegeassistenzsystemen. Vor allem rechts abbiegende Laster können für
Radfahrer lebensbedrohlich sein.
Seit Anfang dieses Jahres sind in Deutschland sechs Menschen von
abbiegenden Lkws getötet worden, jährlich sind es 30 bis 40. Frauen, Kinder
und ältere Menschen seien bei dieser Art Fahrradunfall deutlich
überrepräsentiert, erklärte ADFC-Bundesgeschäftsführer Burkhard Stork bei
der Vorstellung des gemeinsamen Positionspapiers in Berlin.
„Es trifft in der Regel die schwächeren Verkehrsteilnehmer. Das Klischee,
dass sich Fahrradkuriere von hinten an Lkws vorbeischlängeln und erfasst
werden, stimmt nicht“, betonte er. An den Lkw-Fahrern geht das nicht
spurlos vorbei. Im Falle eines Unfalls litten auch die Lkw-FahrerInnen
unter den Folgen, sagte BGL-Vorstandssprecher Dirk Engelhardt. „Wenn ein
Fahrer so einen Unfall verursacht, ist er traumatisiert und kann seinen
Beruf wahrscheinlich nie wieder ausüben.“
## Technik für mehr Sicherheit
Der Einbau von Abbiegeassistenten in Lkws kann Unfälle verhindern. Diese
Geräte warnen den Fahrer mit akustischen und optischen Alarmsignalen, wenn
sich im toten Winkel eine Person befindet. Sie bremsen das Fahrzeug jedoch
nicht selbstständig.
Aktuell sind nach Angaben der Verbände erst etwa fünf bis zehn Prozent der
deutschen Lkws mit einem Abbiegeassistenten ausgestattet. „Noch gibt es die
Assistenten nicht ab Werk“, sagte Engelhardt. „Es gibt nur
Nachrüstlösungen.“ Kostenpunkt der Nachrüstungen: 1.500 bis 3.000 Euro. Die
Hersteller der Nutzfahrzeuge hätten zu spät reagiert, auf EU-Ebene seien
nötige Vorgaben für Lkws zu lange verzögert worden.
ADFC-Geschäftsführer Stork macht dafür den früheren Verkehrsminister
Alexander Dobrindt (CSU) verantwortlich. „Uns fehlen vier Jahre, weil
Dobrindt nicht gehandelt hat“, sagte er. Dobrindts Nachfolger und
Parteifreund Andreas Scheuer dagegen habe unmittelbar nach seinem
Amtsantritt gehandelt und einen Fördertopf für den Einbau von
Abbiegeassistenten eingerichtet – der in Kürze abgerufen war. „Was er da
auf den Weg gebracht hat, begrüßen wir sehr“, sagte Stork.
Neben Abbiegeassistenten fordern die Verbände Änderungen an der
Verkehrsinfrastruktur. Sie wollen Kreuzungen, bei denen die Verkehrsströme
von Fahrzeugen und Fahrrädern räumlich getrennt werden, unterschiedliche
Grünphasen für verschiedene Verkehrsteilnehmer und sichere Anfahrtsrouten
bei großen innerstädtischen Bauvorhaben.
## Ampeln umprogrammieren geht immer
Geld sei genug da, sind sich die Verbände sicher. „Das Klimapaket der
Bundesregierung, das an vielen Stellen für unzureichend gehalten wird, ist
es im Radverkehr nicht“, sagte Stork. Bis 2023 sind im Bundeshaushalt 900
Millionen Euro für radverkehrspolitische Maßnahmen vorgesehen. Zusätzlich
gebe es Geld für Länder und Kommunen.
„Jeder Bürgermeister und jede Bürgermeisterin kann morgen mit ihrer
Stadtverwaltung besprechen, was sofort geht, zum Beispiel Ampeln
umprogrammieren“, erklärte Stork. „Keine Kommune muss im Moment aus
finanziellen Gründen darauf verzichten.“
11 Feb 2020
## LINKS
[1] https://www.adfc.de/
[2] https://www.bgl-ev.de/web/home/index.htm
## AUTOREN
Sara Wess
## TAGS
Radverkehr
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