| # taz.de -- Spitzenkandidaten zu Gast im taz Salon: Alles keine Buhmänner | |
| > Für die Hamburger SPD ist die Option Deutschland-Koalition angeblich kein | |
| > Thema. CDU und FDP stehen drauf. Grüne erhoffen sich davon Stimmen-Schub. | |
| Bild: Alle da: Fegebank (v.l.), Boeddinghaus, Carini, Weinberg, von Treuenfels-… | |
| Hamburg taz | Nur der Erste Bürgermeister Peter Tschentscher fehlte. | |
| Ansonsten waren alle Spitzenkandidaten für die Bürgerschaftswahl am engen | |
| Podiumstisch der taz versammelt. Der große Saal des Kulturhaus 73 war | |
| überfüllt. In Wohnzimmeratmosphäre und locker moderierend fühlte | |
| taz-Redakteur Marco Carini den Bewerbern auf den Zahn. | |
| Ganz genau wusste das Publikum auch gegen Ende des über zweistündigen | |
| Abends nicht, [1][wer nun mit wem nach der Wahl am 23. Februar ein Bündnis | |
| eingehen würde]. Anna von Treuenfels-Frowein (FDP) sagte am Ende, dass | |
| „Ausschließeritis unter Demokraten“ Quatsch sei. „Es gibt ja hier keine | |
| Buhmänner unter uns.“ | |
| Fest steht auch, dass ein erneutes rot-grünes Bündnis wohl nicht wieder | |
| eine Veranstaltung wie den G20-Gipfel 2017 in die Stadt holen würde. Von | |
| den Grünen war das bekannt, von der SPD bisher nicht. „Wir würden das | |
| sicher nicht noch mal machen“, sagte SPD-Fraktionschef Dirk Kienscherf, der | |
| Tschentscher vertrat, auf die Frage, ob dieses Debakel aufgearbeitet sei. | |
| Die aktuelle Zweite Bürgermeisterin und Grüne Spitzenkandidatin Katharina | |
| Fegebank hatte schon 2017 die Gipfel-Planung als Fehler bezeichnet. | |
| Und zumindest im Wahlprogramm der Grünen liest es sich so, als wollten sie | |
| eine weitere Konsequenz ziehen, [2][indem sie Vermummung auf | |
| Demonstrationen nicht mehr als Straftat einstufen wollen], damit die | |
| Polizei nicht zwingend eingreifen muss und eine Lage eskaliert. Doch dies | |
| gilt seit kurzem nicht mehr, das bestätigte Fegebank im taz Salon. Sie habe | |
| Bedenken gegen eine Lockerung des Vermummungsverbots gehört und wolle | |
| „nicht mit der Brechstange vorgehen“. Auch habe diese Frage „jetzt keine | |
| Priorität“. „Natürlich wollen wir, dass es ein Vermummungsverbot gibt.“ | |
| CDU beschwört neuen Geist | |
| An der ungewöhnlichen Gemengelage drei Wochen vorm Wahltermin ändert das | |
| nichts. CDU und FDP umgarnen die SPD als Partner für eine schwarz-rot-gelbe | |
| „Deutschland“-Koalition. CDU-Spitzenkandidat Marcus Weinberg sprach gar von | |
| einem gemeinsamen „Geist“ der drei. Eine Lockerung des Vermummungsverbots | |
| sei mit ihm nicht zu machen. Und für ihn sei nun mal das Programm der | |
| Grünen maßgeblich. „Worauf soll man sich denn sonst verlassen, wenn nicht | |
| auf ein Wahlprogramm?“ | |
| Dafür gab es Lacher im Saal[3][. Von Treuenfels bemerkte] trocken: „Das | |
| sagt der Richtige.“ Carini fragte Weinberg, „Das meinen Sie jetzt nicht | |
| ernst?,“ und die Linke Spitzenkandidatin Sabine Boeddinghaus fiel ein, | |
| „Also Marcus, das glaube ich jetzt nicht“. | |
| Auch FDP-Frau von Treuenfels beschwor die CDU-FDP-Koalition mit der SPD: | |
| „Wenn man die Wahlprogramme übereinander legt, dann sieht doch jeder, dass | |
| die ähnlicher sind.“ | |
| Gefragt, wie stark die Kräfte in der SPD sind, die so was wollen, sagte | |
| Dirk Kienscherf: „Bei uns in der Partei gibt es keine Diskussion | |
| hinsichtlich einer Deutschlandkoalition.“ Wenn sich Rot-Grün fortsetze, | |
| dann „finde ich, ist das etwas Gutes. Also von daher haben wir eine | |
| eindeutige Aussage“. | |
| Linke: Wir werden mal nicht gefragt | |
| Doch SPD-Spitzenkandidat Tschentscher möchte nicht Juniorpartner unter | |
| einer grünen Bürgermeisterin sein. Von Carini direkt gefragt, was die SPD | |
| tut, wenn sie weniger Prozente als die Grünen bekommt –„gehen Sie dann auf | |
| Deutschland-Koalition oder werden Sie Junior-Partner?“, behauptete der | |
| SPD-Mann: „Damit haben wir uns noch nicht befasst.“ Erneut Gelächter im | |
| Saal. | |
| Gefragt, was denn die Grünen täten, wenn sie nur zweitstärkste Kraft | |
| würden, ob sie dann „Jamaika versuchen, wenn es rechnerisch möglich ist“ | |
| oder in die Opposition gehen würden, sagte Fegebank, sie sei überzeugt, | |
| dass „GroKo plus FDP“ nicht dem Wählerwillen entspricht, und dies eine | |
| „starke Mobilisierung zu Gunsten der Grünen“ erzeuge. Doch auch sie halte | |
| nichts von „Ausschließeritis“. Die Haltung der Linken, die ein Mitregieren | |
| ausschließt, halte sie für eine „schlechte Variante“. | |
| Die Linke Sabine Boeddinghaus hatte zuvor erklärt, dass eine starke | |
| Opposition wichtig sei. Zur Kritik der Grünen merkte sie an, dass die | |
| Hamburger Grünen anders seien als jene in Bremen oder Berlin. So sei sie | |
| von diesen noch nie hinter den Kulissen angesprochen worden, sich für ein | |
| Bündnis zu „bewerben“. „Ich höre eher, dass die sagen:,Nee, im Zweifel | |
| gehen wir lieber mit der FDP. Ihr seid uns viel zu anstrengend.'“ | |
| 30 Jan 2020 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Farbenspiele-vor-der-Wahl-in-Hamburg/!5656546 | |
| [2] /Gruene-im-Hamburger-Wahlkampf/!5656648 | |
| [3] /Hamburger-FDP-Wahlkampf/!5652256 | |
| ## AUTOREN | |
| Kaija Kutter | |
| ## TAGS | |
| Wahlkampf | |
| CDU Hamburg | |
| SPD | |
| Grüne Hamburg | |
| Hamburgische Bürgerschaft | |
| Die Linke Hamburg | |
| Wahl in Hamburg 2025 | |
| FDP Hamburg | |
| Wahlen | |
| Bürgerschaftswahl | |
| Grüne Hamburg | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Farbenspiele vor der Wahl in Hamburg: Deutschland-Koalition wirkt schon | |
| Die Grünen wollten, dass bloße Vermummung keine Straftat mehr ist. Nach der | |
| plumpen Kritik von SPD, CDU und FDP sind sie eingeknickt. | |
| Wahlkampf in Hamburg: Rettungsschirm für die SPD? | |
| In Hamburg werben CDU und FDP seit Neuestem für ein Bündnis mit der SPD. | |
| Alle drei reiten beim Thema Vermummung eine Attacke gegen die Grünen. | |
| Fegebank wird Bürgermeister-Kandidatin: Über Jamaika ins Rathaus | |
| Die Hamburger Grünen wählen Katharina Fegebank zur Spitzenkandidatin. | |
| Bürgermeisterin kann sie aber wohl nur mit Hilfe von CDU und FDP werden. |