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# taz.de -- Öffentlicher Dienst in Ostdeutschland: In einszehn von Berlin aus
> Neue Jobs im fernen Osten! Die Bundeszentrale für politische Bildung
> plant Standorte in Halle und Cottbus. Und wer hat Lust drauf?
Bild: ICEs fahren auch in den fernen Osten
Verrückte Sache: Bereits dreißig Jahre nach der Wiedervereinigung dringt
eine Bundesbehörde ins ostdeutsche Nirgendwo vor. Der Präsident der
Bundeszentrale für politische Bildung nämlich hat die Absicht bekundet,
„einen neuen Fachbereich mit einem Standort in den östlichen Bundesländern�…
zu bilden. Als Standorte „in den östlichen Bundesländern“ sind die Städte
Halle und Cottbus im Gespräch. Über [1][Halle in Sachsen-Anhalt und seinen
Bedarf an politischer Bildung] weiß man aktuell ein bisschen mehr als
genug. Und Cottbus, das ist da, wo der Postkutscher den Cottbuser
Postkutschkasten putzt. Also südöstliches Brandenburg, knapp vor Polen.
Es soll hier auch gar nicht gemeckert werden. Immerhin macht der
Bundesinnenminister endlich mal ernst mit seinem im ostdeutschen
Landtagswahljahr verkündeten Plan, [2][den fernen Osten mit Jobs im
öffentlichen Dienst zu erfreuen]. Die bpb, also die Bundeszentrale für
politische Bildung, ist eine nachgeordnete Behörde seines Ministeriums. Na
bitte, geht doch.
Dennoch muss ich mich ein bisschen wundern. Und zwar über mich selbst. Kaum
vernahm ich die frohe Kunde von den sagenhaften elf MitarbeiterInnen, die
bpb-Chef Thomas Krüger in den fernen Osten zu entsenden beabsichtigt,
checkte ich gedanklich umgehend die Zugverbindungen nach Halle und Cottbus.
Wer wie ich in Brandenburg lebt, weiß, dass gar nicht mal so wenige
aufrechte DemokratInnen zwar gerne die Politik- und Verwaltungsjobs in der
Landeshauptstadt Potsdam übernehmen. Aber nur unter der Voraussetzung,
weiter unbehelligt von normalen BrandenburgerInnen in Berlin wohnen zu
können.
So gesehen bietet die Stadt Cottbus ausgezeichnete Voraussetzungen für
aufstrebende Beamte. In einszweiundzwanzig gelangt man vom Berliner
Hauptbahnhof in die niedersorbische Metropole. Und in sagenhaften einszehn
erreicht der ICE Halle.
## Vom Winde verfegt
Das ist insofern günstig, als man noch rechtzeitig die Kinder aus dem
bilingualen Kindergarten in Berlin-Mitte abholen kann und nicht mit ansehen
muss, wie abends der Wind wenig anmutig durch die menschenleeren Straßen in
den „östlichen Bundesländern“ fegt.
Vielleicht ist das ein nicht unbeträchtlicher Teil des Problems von uns
Ostdeutschen: Wir trauen es uns nicht mal mehr selber zu, vor Ort etwas zu
reißen. Die mit den guten Jobs – das sind doch rückblickend überwiegend
stets jene gewesen, die die westdeutschen Standards mitbrachten und hier im
Osten erfolgreich zu setzen wussten. Die mit den perfekten Biografien, den
selbstbewusst rausgepusteten Latein-Brocken und den Abschlüssen von
internationalen Unis und Hochschulen.
Was für ein duckmäuserischer Quatsch, schimpfe ich mit mir selbst. Aber
dann denke ich auch: Schau’n wir mal, wer am Ende die dolle Außenstelle
leiten wird. Ich behalte dich im Auge, liebe bpb!
27 Jan 2020
## LINKS
[1] /Halle-nach-dem-Anschlag/!5632507
[2] /Kampf-gegen-Rechtsextremismus/!5650896
## AUTOREN
Anja Maier
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