# taz.de -- Proteste um Rentenreform in Frankreich: Rente mit 64 abgeblasen | |
> Die französische Regierung knickt ein: Das Renteneintrittsalter soll | |
> vorerst nicht steigen. Indes geht die Gewalt bei Protesten in Paris | |
> weiter. | |
Bild: Die Gewalt hält an: Zusammenstöße in Paris am Samstag, 11.01.2020 | |
Paris afp | Nach wochenlangen Streiks und Protesten ist die französische | |
Regierung bereit, vorerst auf den umstrittensten Punkt ihrer Rentenreform | |
zu verzichten. Premierminister Edouard Philippe kündigte am Samstag an, die | |
Erhöhung des Renteneintrittsalters auf 64 Jahre aus dem Gesetzentwurf zu | |
streichen. Eine einflussreiche Gewerkschaft lehnte den Kompromissvorschlag | |
aber umgehend ab. Für Donnerstag haben die Gewerkschaften zu neuen | |
landesweiten [1][Streiks] und Protesten aufgerufen. | |
Indem die Regierung auf das höhere Renteneintrittsalter verzichte, wolle er | |
den Sozialpartnern sein „Vertrauen“ beweisen, erklärte Philippe in einem | |
Schreiben an Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände, das der | |
Nachrichtenagentur AFP vorlag. [2][Präsident Emmanuel Macron] sprach von | |
einem „konstruktiven und verantwortungsvollen“ Kompromissvorschlag. | |
Die größte Gewerkschaft CFDT begrüßte die Bereitschaft der Regierung, die | |
Erhöhung des Renteneintrittsalters aus dem Gesetzentwurf zu streichen. | |
Damit zeige die Regierung ihre „Kompromissbereitschaft“. Auch die | |
Gewerkschaften Unsa und CFTC sprachen von einer „guten Sache“ und einer | |
„wichtigen Geste“ der Regierung. | |
Die einflussreiche CGT beharrte aber auf einem vollständigen „Rückzug“ der | |
Rentenreform. Die Diskussion über das höhere Rentenalter sei „nichts als | |
ein Täuschungsmanöver“, um die Zustimmung der Gewerkschaften zu den | |
Reformplänen zu bekommen, erklärte die CGT. Sie sei daher „entschlossener | |
denn je, einen Rückzug des Gesetzentwurfs zu erreichen“. | |
## „Gute Fortschritte“? | |
Die CGT und andere Gewerkschaften fordern einen vollständigen Rückzug der | |
Reformpläne, mit denen Macron das komplizierte System mit mehr als 40 | |
Rentenkassen vereinheitlichen will. Ob die Regierung mit dem | |
Kompromissvorschlag den seit fünf Wochen andauernden Streiks ein Ende | |
setzen kann, ist daher unklar. | |
Philippe hatte Gewerkschaften und Arbeitgeber am Freitag erneut zu | |
Gesprächen über die Rentenreform empfangen. Nach dem Treffen sprach | |
Philippe von „guten Fortschritten“. Zugleich bekräftigte er sein Vorhaben, | |
die umstrittene Reform bereits am 24. Januar im Kabinett verabschieden zu | |
lassen. Danach soll der Gesetzestext nach den Plänen der Regierung am 17. | |
Februar in die Nationalversammlung eingebracht werden. | |
Am Freitag hatte die französische Regierung zugleich erstmals den | |
ausformulierten Gesetzestext für die Reform vorgelegt. Das höhere | |
Rentenalter von 64 Jahren war darin noch enthalten. Mit der Reform will | |
Macron auch das Milliarden-Defizit bei den Rentenkassen abbauen. Die CFDT | |
hatte eine Finanzierungskonferenz vorgeschlagen, um Alternativen zur | |
Anhebung des Rentenalters zu finden. | |
Diese Finanzierungskonferenz soll nach dem Willen von Philippe nun | |
stattfinden und bis April Vorschläge vorlegen, wie der Premierminister in | |
seinem Brief betonte. Wenn dies nicht gelinge, werde die Regierung wieder | |
auf das höhere Rentenalter zurückkommen, warnte Philippe. „Ich möchte in | |
diesem Punkt vollkommen klar sein: Ich werde die Verantwortung übernehmen“, | |
schrieb der Premierminister. | |
Am Samstag gab es in mehreren französischen Städten erneut | |
[3][Demonstrationen] gegen die Rentenreform. In Paris beteiligten sich nach | |
Angaben der CGT 150.000 Menschen an den Protesten, die Polizei zählte | |
21.000 Demonstranten. Am Rande des friedlichen Protestzugs der | |
Gewerkschaften warfen Demonstranten Schaufensterscheiben ein und warfen | |
Gegenstände auf Polizisten. Die Polizei setzte Tränengas ein und nahm | |
sieben Menschen fest. | |
12 Jan 2020 | |
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