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# taz.de -- Trumps Kulturstätten-Tweet: Iraner kontern mit Schönheit
> Trump droht, Kulturstätten im Iran zu zerstören – ein mögliches
> Kriegsverbrechen. Aus Protest posten Iraner:innen auf Twitter ihre
> Lieblingsorte.
Bild: Sonst ein touristisches, für Trump eine militärisches Ziel: Persepolis,…
BERLIN taz | Die Farben des Iran bestehen nicht nur aus dem Ocker des
Wüstensandes und der Steppe, sondern auch aus dem Blau und Türkis der
unzähligen Moscheen und Schreine etwa in der zentraliranischen Metropole
Isfahan oder dem pinken Licht im Innern der berühmten Nasir-ol-Molk-Moschee
in Schiras.
Nicht weit von Schiras steht auch der archäologische Komplex Persepolis aus
dem Jahr 520 vor Christus. Einst eines der Zentren des Perserreichs, ist es
heute Unesco-Weltkulturerbe. Für Tourist:innen gehört Persepolis zu den
Top-Zielen im Land.
Ausgerechnet Kulturstätten wie diese stehen auf einer Liste von
potenziellen Angriffszielen des US-Präsidenten Donald Trump, [1][wie er am
Samstag auf Twitter verkündete]. Würde der Iran [2][nach der Tötung von
General Qasim Soleimani] in einem Racheakt US-Bürger:innen im Irak
angreifen, habe er wiederum 52 Ziele ausgemacht, die er „sehr schnell und
sehr hart“ dem Erdboden gleichmachen würde.
Die Zahl 52 wählte Trump nicht zufällig. Sie „repräsentieren die 52
US-amerikanischen Geiseln, die Iran vor vielen Jahren genommen hat“,
schreibt er. Damit spielt er auf ein Ereignis vor rund 40 Jahren an: 1979
hatten iranische Student:innen für 444 Tage die US-Botschaft in Teheran
besetzt und die Geiseln genommen. Sie protestierten gegen die Aufnahme des
gestürzten Schahs Reza Pahlavi in den USA.
## Eine Ankündigung von Kriegsverbrechen
Trump ist sich bewusst, wie wichtig die Kulturstätten für viele
Iraner:innen sind. „Einige davon sind sehr wichtig für den Iran und die
iranische Kultur“, schreibt er auf Twitter. Das zeigt auch der Hashtag
[3][#IranianCulturalSites], unter dem gerade viele Iraner:innen ihre
Lieblingskulturstätten des Landes posten.
Die Ankündigung Trumps ist nach Ansicht von Expert:innen ein Verstoß gegen
das Völkerrecht, denn sie würde die territoriale Souveränität eines Landes
verletzten. „Und das ist nach der UN-Charta der Vereinten Nationen
verboten“, sagte der Völkerrechtler Alexander Schwarz der Deutschen
Presse-Agentur am Montag. Es wäre ein Kriegsverbrechen.
Die Menschen im Iran mögen – [4][anders als Staat und Revolutionsgarden es
im Staatsfernsehen darstellen] – unterschiedlich zum Tod Soleimanis stehen.
Unter dem Hashtag [5][#IraniansDetestSoleimani] sammeln sich auch viele
kritische Stimmen, die den Tod des Generals gutheißen. Aber die Zerstörung
von Kulturgütern dürfte die Mehrheit der Iraner:innen verurteilen.
„Der schnellste Weg, alle politischen Fraktionen im Iran gegen sich zu
vereinigen, ist, jenen General zu töten, der den Kampf Irans gegen den IS
anführte“, schreibt die Iran-Korrespondentin des Independent Negar
Mortazavi [6][auf Twitter]. „Der schnellste Weg, Iraner:innen aus allen
Teilen der Gesellschaft zu vereinen, ist es, damit zu drohen, ihr
Kulturerbe zu zerstören.“
7 Jan 2020
## LINKS
[1] https://twitter.com/realDonaldTrump/status/1213593975732527112?ref_src=twsr…
[2] /Toetung-durch-US-Drohnenangriff/!5653495
[3] https://twitter.com/hashtag/IranianCulturalSites?src=hashtag_click
[4] /Trauerfeier-fuer-General-Soleimani/!5653776
[5] https://twitter.com/hashtag/IraniansDetestSoleimani?src=hashtag_click
[6] https://twitter.com/NegarMortazavi/status/1213693992195567616
## AUTOREN
Jana Lapper
## TAGS
Schwerpunkt Konflikt zwischen USA und Iran
Donald Trump
Unesco-Kulturerbe
Schwerpunkt Konflikt zwischen USA und Iran
Irak
Europäische Union
Qasim Soleimani
Schwerpunkt Iran
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