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# taz.de -- Logo für CO2-Bilanz von Lebensmitteln: „Klima-Kennzeichnung ist …
> Einzelne Unternehmen kennzeichnen die CO2-Bilanz ihrer Produkte. Wichtig
> sind verpflichtende Standards, sagt die Lebensmittelexpertin Britta
> Schautz.
Bild: Unverarbeitete Lebensmittel aus der Region haben einen kleinen CO2-Fußab…
taz: Frau Schautz, der Hersteller von vegetarischen und veganen
Lebensmitteln Quorn will ab Juni den CO2-Fußabdruck seiner Lebensmittel
[1][mit einem Logo kennzeichnen]. Ist das sinnvoll?
Britta Schautz: Im Prinzip kann [2][eine Kennzeichnung] der Klimawirkung
eines Produktes sinnvoll sein. Viele Menschen sind für das Klima
sensibilisiert und wollen wissen, woher ihre Lebensmittel kommen, ob sie
eine gute CO2-Bilanz haben und welche Ressourcen bei der Herstellung
benötigt wurden. Doch die praktische Umsetzung einer solchen Kennzeichnung
ist sehr schwierig.
Wieso?
Weil sich der CO2-Abdruck eines einzelnen Produkts aus sehr vielen Faktoren
zusammensetzt, die man bei der Kennzeichnung alle berücksichtigen muss. Bei
unverarbeiteten Lebensmitteln wie Obst und Gemüse ist das noch relativ
leicht, bei verarbeiteten Lebensmitteln hingegen manchmal schwierig. Dazu
stellt sich die Frage, ob es sich um [3][ein pflanzliches oder tierisches
Lebensmittel] handelt und die Länge und Art des Transportweges.
Wie setzt sich beispielsweise die CO2-Bilanz bei einer Gemüse-Reispfanne
aus dem Tiefkühlregal im Supermarkt zusammen?
Genau bei solchen verarbeiteten und zusammengesetzten Lebensmitteln ist
[4][die Berechnung des CO2-Abdrucks schwierig]. Die Lieferkette ist dabei
entscheidend. Nehmen wir an, der Produzent der Gemüsepfanne bezieht seine
Paprika aus den Niederlanden. Wenn dort aber mal keine verfügbar ist,
weicht er vielleicht auf China aus und fliegt sich das Gemüse ein, das
womöglich mit mehr Pestiziden angebaut wurde. Die CO2-Bilanz wäre dann bei
manchen Chargen der Reispfanne viel höher als bei anderen. Dementsprechend
schwierig ist die Berechnung und auch eine mögliche Kennzeichnung.
Dann könnte jedes Unternehmen ja dann sein eigenes CO2-Abdrucksiegel mit
eigenen Methoden schönrechnen. Brauchen wir da nicht von der Politik
festgelegte verbindliche Standards?
Ja. Die Wissenschaft sollte ermitteln, wie ein Standard aussehen könnte,
der dann für alle gesetzlich verbindlich wird. Gleichzeitig sollte es eine
externe Kontrolle geben. Denn ein entscheidender Punkt für die
Kennzeichnung ist die Vergleichbarkeit zwischen den Lebensmitteln, ähnlich
wie bei Bio-Siegeln oder der Nährwerttabelle. Es ist eine Aufgabe der
Politik, dies zu regeln. Denn sonst haben wir mit der neuen Kennzeichnung
nichts gewonnen, sondern verwirren Verbraucher*innen nur.
Agrarministerin Julia Klöckner (CDU) hält von Verpflichtungen relativ
wenig. Die angekündigte [5][Lebensmittelampel] soll etwa freiwillig bleiben
für Unternehmen.
Freiwilligkeit halte ich für den falschen Weg. Denn so würden vor allem
Unternehmen die Kennzeichnung verwenden, die bereits eine gute CO2-Bilanz
haben. Oder die Verbraucher*innen denken, Produkte ohne Siegel verursachen
in der Produktion gar kein CO2. Politisch ist es aber wegen unseres
europäischen Lebensmittelrechts zeitintensiv, dass sich alle Länder
untereinander koordinieren. Trotzdem sind einzelne Länder wie Dänemark
Vorreiter. Dort entwickelt die Politik gerade ein Siegel.
Und Deutschland?
Allein über die Lebensmittelampel diskutieren wir jetzt schon seit
mindestens zehn Jahren, und bis jetzt ist sie nicht verpflichtend. Die
Umsetzung wird schwierig, da die Berechnung komplex ist und die Standards
verbindlich sein müssen. Somit wird dies wahrscheinlich nicht zeitnah
umzusetzen sein.
11 Jan 2020
## LINKS
[1] https://www.theguardian.com/environment/2020/jan/09/quorn-to-be-first-major…
[2] /Agraroekonom-ueber-IPCC-Studie/!5614305
[3] /Petition-fuer-Lebensmittelkennzeichnung/!5634045
[4] /CO2-Emissionen-hoeher-als-bei-Oelmultis/!5522650
[5] /Julia-Kloeckner-fuer-Nutri-Score-System/!5626673
## AUTOREN
Denis Giessler
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