# taz.de -- Impeachment gegen Trump: Kollaps der Machtkontrolle | |
> Das Ergebnis des Amtsenthebungsverfahrens in den USA ist klar. Und leider | |
> wird es Trump dabei helfen, demokratische Institutionen einzureißen. | |
Bild: Die Kuppel des Kapitols in Washington, D.C. | |
Berlin taz | Dass dieser 18. Dezember als der Tag in die Geschichtsbücher | |
eingehen wird, an dem zum dritten Mal seit Bestehen der USA ein Präsident | |
„impeached“ worden sein wird, also mit dem Ziel seiner [1][Amtsenthebung] | |
angeklagt, das ist sicher. Und zwar auch schon bevor um 15 Uhr deutscher | |
Zeit die zunächst auf sechs Stunden angesetzte Debatte im | |
Repräsentantenhaus beginnt. (Livestream: [2][hier]) | |
Genauso sicher scheint auch, dass das eigentliche Verfahren anschließend im | |
Senat beerdigt wird, auch wenn noch nicht ganz so klar ist, wie lange es | |
dort dauert und wie viele Kämpfe über zu ladenden Zeug*innen und | |
Verfahrensfragen Demokratenchef Charles Schumer und Republikanerführer | |
Mitch McConnell austragen werden. Angesichts republikanischer Kontrolle im | |
Senat wird eine Amtsenthebung dort nicht einmal eine einfache Mehrheit | |
finden, geschweige denn die nötigen zwei Drittel der 100 Senator*innen. | |
Das alles war eigentlich schon von dem Moment an klar, als die | |
demokratische Sprecherin des Repräsentantenhauses Nancy Pelosi vor Wochen | |
[3][die ersten Schritte] zur Einleitung eines Impeachmentverfahrens | |
ankündigte. Vom Ergebnis her gedacht ist das insofern eine unglaublich | |
langweilige Politshow, die sich in Washington DC entfaltet. | |
Aber das greift zu kurz, denn es ist beileibe nicht so, dass das Verfahren | |
nichts verändert. Oder bereits verändert hat. Erinnert sich noch jemand an | |
die erschrockenen Debatten nach dem Wahlsieg Donald Trumps, ob die | |
Institutionen der US-Demokratie wohl stark genug wären, um jemanden wie | |
Trump in seine Schranken zu weisen? Der Verlauf des Impeachmentverfahrens, | |
wie auch zuvor schon die Untersuchung des Sonderermittlers Robert Mueller | |
zeigen: Nein, sind sie nicht. | |
## Trump, der Anti-Staatsmann | |
Trump ist – und genau dafür lieben ihn seine Anhänger*innen – seit seinem | |
Amtsantritt nicht zum Staatsmann geworden. Er agiert als Präsident genauso | |
kriminell und aggressiv wie zuvor als Geschäftsmann. War es in der | |
Geschäftswelt sein Geld, das ihn ein um's andere Mal vor der Verurteilung | |
bewahrte, ist es im Weißen Haus die republikanische Partei und der | |
Propagandasender Fox News. | |
Noch bei seinem Wahlsieg 2016 hatte Trump fast keine Hausmacht in | |
Washington. Die Demokraten waren sich in nichts so einig wie in der | |
Ablehnung dieses Angebers, der ohne Umstände sexistische, rassistische und | |
offen rechtsextreme Rhetorik in seine Reden einbaute. | |
Und viele Republikaner akzeptierten ihn zähneknirschend, weil sie unter | |
keinen Umständen die Chance verstreichen lassen wollten, mit gleichzeitiger | |
Kontrolle von Repräsentantenhaus, Senat und Weißem Haus lang gehegte Träume | |
umzusetzen. | |
Dann kam die Steuerreform mit grandioser Umverteilung von unten nach oben, | |
zwei neue konservative Oberste Richter und fast 150 weitere konservative | |
Bundesrichter, der Austritt aus dem Pariser Klima-Abkommen und die | |
Aufkündigung des Iran-Deals. | |
## Ein realer Grund zur Sorge | |
Aus republikanischer Sicht ist das eine unglaubliche Erfolgsgeschichte. | |
Wenn man so viel mit einem narzisstischen Rüpel an der Spitze erreichen | |
kann, der sich um Regeln und Gesetze nicht schert und noch nicht einmal an | |
Beliebtheit verliert – go for it. | |
Und genau das sorgt dafür, dass Trump das auf den berühmten „Checks and | |
Balances“ aufgebaute Institutionengefüge in sich zusammensacken lassen | |
kann. Ja, die Gerichte und die Rechte des Kongresses auf Kontrolle der | |
Exekutive gibt es noch. Sie müssten aber auch wahrgenommen werden. Die | |
Demokraten haben recht, wenn sie den republikanischen Kongressmitgliedern | |
vorwerfen, ihren Amtseid zugunsten der politischen Agenda zu verletzen. | |
Dass Trump mit allem durchkommt, verändert das Land. Wer in dieser | |
Auseinandersetzung verliert, verliert richtig. Wenn Trump in Tausenden | |
Tweets, zusammengefasst in seinem [4][Brief an Nancy Pelosi] vom | |
Dienstagabend, dem gesamten Verfahren jegliche Legitimität abspricht und | |
Trump-Anhänger*innen staunenden Reporter*innen gleich dutzendweise [5][in | |
die Mikrofone rufen], es werde zum Bürgerkrieg kommen, wenn Trump | |
tatsächlich des Amtes enthoben werden sollte, dann ist das ein realer Grund | |
zur Sorge. | |
Man kann Diktaturen – dafür gibt es etliche Beispiele – mit demokratischen | |
Mehrheiten beginnen. Dass er das Amtsenthebungsverfahren heil übersteht, | |
wird Trump stärken. Wenn er dann noch die Wahlen im November 2020 gewinnt, | |
wird von der Demokratie in den USA nicht mehr viel übrigbleiben. | |
18 Dec 2019 | |
## LINKS | |
[1] /Amtenthebungsverfahren-gegen-Trump/!5649101 | |
[2] https://live.house.gov/ | |
[3] /Moegliches-Impeachment-gegen-Trump/!5629968 | |
[4] https://www.whitehouse.gov/wp-content/uploads/2019/12/Letter-from-President… | |
[5] https://www.youtube.com/watch?v=Outhk9KSnUo | |
## AUTOREN | |
Bernd Pickert | |
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