# taz.de -- Beschleunigung für U-Bahnen: Untenrum schneller | |
> Der CDU-Faktionschef fordert eine Express-U-Bahn für Berlin – geht das | |
> denn überhaupt? Wenn man will: ja, weiß unser weitgereister Autor. | |
Bild: Sieht schnell aus, zuckelt aber meist recht gemütlich durch die Stadt: U… | |
Auf Twitter wurde [1][gleich wieder rumgegiftet]: Was für ein Honk, dieser | |
Burkhard Dregger, fordert doch tatsächlich Express-U-Bahnlinien! LOL! Geht | |
doch gar nicht!! Da bräuchten wir ja Extragleise oder doppelt breite | |
Tunnel, sagt die BVG, sagt der Tagesspiegel, und dann stimmt das ja wohl. | |
„Express-Modus im Gehirn? Abschalten! Führt sonst zur krassen Senkung des | |
IQ bis unter 50“, tweetet ein Nutzer des Häme-Netzwerks mit dem Vögelchen. | |
Da muss der Autor dieses Textes tatsächlich mal eine Lanze für den | |
CDU-Fraktionschef brechen. Denn für Expresslinien unter Tage braucht man | |
keine Ausweichgleise, sondern nur logisches Denken. Anderswo haben | |
Verkehrsplaner so etwas längst etabliert, beispielsweise in Santiago de | |
Chile, dessen in den vergangenen Jahrzehnten massiv ausgebautes Metronetz | |
in Sachen Ausdehnung gut mit Berlins U-Bahn vergleichbar ist (allerdings | |
transportiert es deutlich mehr Menschen ). | |
Auf mehreren Strecken verkehrt dort zu den Stoßzeiten ein Express-Service, | |
der ganz simpel – und gut – funktioniert: Die weniger frequentierten | |
Bahnhöfe werden in zwei Klassen („grün“ und „rot“) geteilt, und nach … | |
Bahn, die an den grünen hält, kommt eine, die an den roten stoppt. Die | |
Knotenpunkte, wo am meisten ein- und ausgestiegen wird, bedienen dagegen | |
beide Unter-Linien. | |
Ob das gut für Berlin wäre, steht auf einem anderen Blatt. Denn während | |
alle profitieren, die etwa von der Endhaltestelle ins Zentrum oder zurück | |
wollen, gibt es auch VerliererInnen: Wer an einer untergeordneten Station | |
aussteigen will, muss gegebenenfalls die nächste Bahn abwarten, und wer von | |
einer untergeordneten Station der anderen Farbe losfährt, ist sogar | |
gezwungen, noch einmal den Zug zu wechseln oder schlimmstenfalls einen Halt | |
zurück zu fahren. | |
## Erst mal schlau machen | |
Aber wie gesagt: Erst mal schlau machen, dann mit Fakten diskutieren. Und | |
auch die regelrecht glaubenskriegerisch geführte Debatte, ob ein | |
U-Bahn-Weiterbau von Segen oder Übel sei, muss endlich pragmatischer | |
werden. Wenn etwa immer wieder auf die horrenden Kosten von U-Bahn-Tunneln | |
verwiesen wird, muss man dazu sagen, dass der gern als Negativbeispiel | |
herangezogene U5-Lückenschluss durch die geologischen Bedingungen, aber | |
auch durch eine gewisse hauptstädtische Prunksucht enorm teuer geworden | |
ist. | |
Ein Kilometerchen, um das Märkische Viertel an die U8 anzubinden, ist mit | |
solchen Extravaganzen gar nicht vergleichbar. Dass Verkehrssenatorin Regine | |
Günther (Grüne) unter anderem dazu bereits eine Machbarkeitsstudie | |
beauftragt hat, ist ein Zugeständnis an den Koalitionspartner SPD, aber | |
durchaus sinnvoll. Am Donnerstag kündigte sie nun noch eine Studie an: zur | |
Verlängerung der U7 vom Rathaus Spandau bis Heerstraße. | |
Der aktuelle Koalitionsvertrag sieht keinen U-Bahn-Ausbau vor. Das könnte | |
2021 schon anders sein. Denn der ÖPNV muss noch viel attraktiver werden. | |
Und da darf’s dann auch mal ein bisschen mehr sein. | |
28 Dec 2019 | |
## LINKS | |
[1] https://twitter.com/search?q=dregger&src=typed_query | |
## AUTOREN | |
Claudius Prößer | |
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