# taz.de -- Filmemacherin Julia von Heinz klagt an: Sender, hört die Signale | |
> Beim Fernsehfilmfestival in Baden-Baden kritisierte Julia von Heinz die | |
> Öffentlich-Rechtlichen. Vergessen sie junge Leute, begraben sie sich | |
> selbst. | |
Bild: Julia von Heinz: Regisseurin, Autorin, Kamerafrau und Liebhaberin der Öf… | |
BADEN-BADEN taz | „Junge Leute haben den Anspruch, sich und [1][ihre | |
Perspektive auf die Welt im Programm] wiederzufinden. Und wenn sie das | |
nicht können, werden sie weder protestieren noch Zuschriften schicken. Sie | |
schalten einfach dorthin um, wo sie diese finden. Und so trägt sich der | |
öffentlich-rechtliche Rundfunk selbst zu Grabe. Aber das dürfen wir nicht | |
hinnehmen, denn er gehört uns nicht. Er gehört der nachfolgenden | |
Generation, die wir sehenden Auges von ihm entfremden. Nur an die eigene | |
Dienstzeit zu denken (bis ich pensioniert bin, wird es schon noch | |
gutgehen), ist ein Vergehen an denjenigen, die diese Institution eines | |
Tages noch viel dringender brauchen werden als wir heute.“ | |
Nein, das ist nicht von mir. Leider. Und auch nicht von irgendeiner | |
moralinsauren Instanz, die mal wieder mahnend mit dem Zeigefinger wackelt | |
und ansonsten weder Ahnung noch Einfluss hat. Sondern von Julia von Heinz. | |
Julia von Heinz ist Regisseurin, Autorin, Kamerafrau und liebt den | |
öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Und damit die Hierarchien jetzt wirklich | |
Angst kriegen: Promoviert ist sie auch noch und lehrt als Professorin an | |
’ner echten Hochschule. | |
Was aber viel wichtiger ist: Julia von Heinz macht richtig gute Filme. | |
Starke Filme. Wie [2][„Katharina Luther“] oder jetzt den „Tatort“ [3][�… | |
immer und dich“], für den sie gerade in [4][Baden-Baden den Preis beim | |
diesjährigen Fernsehfilmfestival] gewonnen hat. Und nicht nur das: Sie hat | |
beim Festival auch den Hans Abich Preis bekommen. Der erinnert an einen | |
legendären ARD-Programmdirektor aus der Zeit, als Fernsehen noch aufregend | |
war und was wollte. Abich hat mal gesagt: „Der öffentlich-rechtliche | |
Rundfunk kann nicht von mir verteidigt werden, er muss sich in seiner | |
Alltagsarbeit verteidigen.“ | |
## Filme von weißen Hetero-Männern | |
Und genau das meint Julia von Heinz, wenn sie über die „neoliberale Quote“ | |
spricht: Klar, sie drückt statistisch den Zuspruch derer aus, die noch das | |
lineare Fernsehen nutzen. „Doch diese Mehrheit sind heute Menschen im | |
letzten Drittel ihres Lebens und diese sind noch einigermaßen zufrieden mit | |
dem, was ihnen hier geboten wird. Ein Programm, immer noch ausgedacht und | |
inszeniert zu über 70 Prozent von weißen, heterosexuellen Männern aus | |
Westdeutschland zwischen 40 und 60“, die hier ihre Perspektive | |
widerspiegeln dürften, so Julia von Heinz. „Ich finde diese Perspektive | |
wichtig und sehenswert! Aber andere Perspektiven nicht weniger.“ | |
Um den Alltag wieder ins Fernsehen reinzubekommen, empfiehlt sie übrigens, | |
einfach mal die Einschaltquote sein zu lassen. In der ARD zum Beispiel am | |
Fernsehfilmmittwoch ab 20.15 Uhr. | |
Leider war mal wieder kein Sender-Hierarch im Saal. Nur der quasi schon | |
pensionierte Programmdirektor des SWR. Macht nichts: Ihr kommt nicht mehr | |
davon! | |
4 Dec 2019 | |
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## AUTOREN | |
Steffen Grimberg | |
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