# taz.de -- Überfüllter Hamburger Hauptbahnhof: Bahn ganz unten | |
> Staatssekretär Enak Ferlemann (CDU) schlägt einen neuen S-Bahntunnel quer | |
> durch Hamburg vor, um den Hauptbahnhof zu entlasten. | |
Bild: Ganz schönes Gedrängel: S-Bahn in Hamburg | |
HAMBURG taz | Es sind große Zeiten für den öffentlichen Nahverkehr. Vor | |
zweieinhalb Wochen ist die Finanzierung der S-Bahn-Linie 4 nach Bad | |
Oldesloe eingetütet worden. Mitte vergangener Woche stellte Bürgermeister | |
Peter Tschentscher (SPD) sein Konzept für einen [1][Hamburg-Takt] vor und | |
am Sonntag nun wartete Enak Ferlemann (CDU), der parlamentarische | |
Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, mit einem ganz neuen Vorschlag | |
auf: ein neuer S-Bahntunnel unter dem Hauptbahnhof. | |
Der Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Cuxhaven-Stade verwies bei der | |
Eröffnung der S-Bahn-Station Elbbrücken darauf, dass der Hauptbahnhof als | |
wichtigster Verkehrsknoten im Norden an seiner Kapazitätsgrenze arbeitet. | |
Mindestens 500.000 Menschen drängeln sich täglich durch diesen Bahnhof. | |
Nirgendwo in Deutschland sind es so viele. | |
Ferlemann regte deshalb eine Machbarkeitsstudie für einen zusätzlichen | |
Tunnel nach Altona an. Dann könnte die S-Bahn aus der Bahnhofshalle | |
verschwinden und ihre heutigen oberirdischen Gleise würden für Regional- | |
und Fernzüge frei. „Wir werden die Zukunft des Nahverkehrs in Hamburg auf | |
der S-Bahn nicht bestehen, wenn wir nicht den Mut haben, dieses gemeinsam | |
zu stemmen“, sagte der Staatssekretär. | |
Der ebenfalls angereiste Bahn-Vorstand Ronald Pofalla fand das prima: „Die | |
Grundidee, visionär zu denken, um die zunehmenden Verkehre vernünftig zu | |
organisieren, halte ich für richtig“, sagte er und versprach, den Vorschlag | |
zu prüfen. | |
## Der Verkehrssenator freut sich | |
Er habe bereits im Sommer mit Pofalla über die fehlende Gleiskapazität in | |
Hamburg gesprochen, kommentierte Verkehrssenator Michael Westhagemann | |
(parteilos). Dass der Bund deren Notwendigkeit anerkenne, freue ihn | |
natürlich. Dabei ist aus Sicht der Verkehrsbehörde offen, ob einer solcher | |
Tunnel nur die S-Bahn aufnehmen sollte. „Die Überlegungen stehen ganz am | |
Anfang“, sagt Behördensprecherin Susanne Meinecke, die lieber das Wort | |
„Bahntunnel“ verwendet. | |
Die Verkehrsbehörde hielte es für sinnvoll, einen solchen Bahntunnel | |
zusammen mit der U5 zu planen, die ebenfalls dicht am Hauptbahnhof | |
vorbeiführen soll. Er habe Pofalla früh darauf hingewiesen, „dass es jetzt | |
Sinn machen würde, einen gemeinsame Planung vorzunehmen“, sagt | |
Westhagemann. | |
Die Bürgerschaftsabgeordnete Heike Sudmann von der Linken sieht im | |
Zusammenhang mit der U5 eher ein Problem: „Der Platz unterm Hauptbahnhof | |
ist begrenzt, eine zeitliche und räumliche Kollision mit dem geplanten | |
U5-Tunnel ist absehbar“, warnt sie. | |
Wichtig sei es, mit der Tunneldiskussion nicht von den sofort möglichen | |
Verbesserungen abzulenken. Weshalb die Regionalzüge aus Schleswig-Holstein, | |
Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern heute noch am Hauptbahnhof wendeten | |
und zurückführen, fragt die Abgeordnete der Linken. Heute blockierten sie | |
ewig die Gleise, während sie bei einer Weiterfahrt in ein anderes | |
Bundesland binnen Minuten abgefertigt werden könnten. | |
Damit rennt Sudmann eine offene Tür ein: Wie der Senat auf SPD-Anfrage | |
mitteilte, planen die drei Bundesländer eine umfangreiche Untersuchung zum | |
Thema „Durchbindung“ der Züge in Auftrag zu geben. Das soll in einem | |
dreistufigen Verfahren geprüft werden. Mit Ergebnissen sei Ende 2020 zu | |
rechnen. | |
Sudmann gibt den Planern noch etwas auf den Weg: „Wer mehr Platz für Züge | |
will, braucht den heutigen Bahnhof Altona mit seinen Gleiskapazitäten.“ Der | |
[2][geplante Fernbahnhof Diebsteich] sei dafür zu klein. | |
16 Dec 2019 | |
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[1] /Hamburger-Senat-verspricht-Verkehrswende/!5645806 | |
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## AUTOREN | |
Gernot Knödler | |
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